Lindau, Terziarinnen (Beginen)


 

GESCHICHTE

Lindau, Kloster der Franziskaner-Terziarinnen – Heimstatt für Bürgerfrauen

 

Im Jahr 1241 existierte auf dem Schwesternberg bei Schachen eine Gruppe frommer Frauen, die ohne bestimmte Regel in Gemeinschaft zusammenlebten. Da die Obrigkeit drohte, diese Einrichtung aufzuheben, nahmen sich die Lindauer Barfüßer ihrer an und vermittelten ihnen die Regel vom Dritten Orden des hl. Franziskus. Der Konstanzer Bischof Heinrich I. genehmigte diese Statuten, mit denen sich die Gemeinschaft als Terziarinnen an die franziskanische Lebensweise anschlossen. Einige Zeit später übersiedelten die Schwestern auf die Insel im Bodensee. Ihr Kloster befand sich direkt am Steg, der zur Burg führte und durch Aufschüttung mit der Stadt verbunden war. Daher bezeichnete man die Einrichtung als die „Sammlung der Schwestern am Steg". Im Gegensatz zum Damenstift, in dem nur Adelige aufgenommen wurden, lebten hier Töchter und Witwen aus Bürgerfamilien unter der Führung einer Meisterin und widmeten sich abgeschieden von der Welt dem erbaulichen Leben. Die seelsorgerische Betreuung der Schwestern übernahmen die Franziskaner. Ihre Ausgaben finanzierten sie aus den Zinsen, die ihre Besitzungen abwarfen. Die Zahl der Klosterinsassen war auf 20 beschränkt.

1274 befreite König Rudolf den Frauenkonvent von der Reichssteuer auf ihre Güter. König Rudolf erweiterte 1281 dieses Privileg auf alle Abgaben. Dagegen protestierte der Bürgerrat und erreichte, dass die Schwestern wenigstens für einen Teil ihrer Besitzungen Steuern an die Stadt zahlen mussten.

Um ihre Gemeinschaft weiter zu festigen, schlossen sich die Frauen 1322 offiziell dem Dritten Orden des hl. Franziskus an und legten die Gelübde ab.

In der Reformationszeit trat die Schwesterngemeinschaft 1525 zum evangelischen Glauben über. Daraufhin wurde der Konvent aufgehoben. Der Lindauer Bürger Marx von Kürch kaufte die Gebäude und ließ sie umbauen. 1839 fiel das Anwesen an den bayerischen Staat, der darin das Königliche Postamt eingerichtete. Nach dem Bau der Eisenbahnlinie München–Lindau verlegte man das Amt 1854 in den Bahnhofsbereich. 1857 erwarben die Englischen Fräulein aus München-Nymphenburg die Anlage und eröffneten hier ihr Lindauer Maria-Ward-Institut, eine Lehranstalt für Mädchen. 1991 wurde das „Insel-Institut“ der Englischen Fräulein aufgelöst. Die Maria-Ward-Realschule wird heute als Mädchenrealschule des Schulwerks der Diözese Augsburg geführt.

 

Christine Riedl-Valder



 

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