Langheim


 

GESCHICHTE
Langheim ? Die stolze Mutter von Vierzehnheiligen

Zu den zahlreichen Klöstern, die Bischof Otto der Heilige in seiner Diözese Bamberg errichtete, gehörte nur eine Niederlassung für Mönche des Zisterzienserordens: Langheim im Leuchsenbachtal südlich von Lichtenfels, gegründet am 1. August 1133. Den Konvent für seine Stiftung berief Bischof Otto aus der Zisterzienserabtei Ebrach. Von dort übernahm Langheim auch die Patrone Maria, Johannes Evangelist und Nikolaus.

Die Zisterze wuchs durch Stiftungen des fränkischen Niederadels und durch die Andechs-Meranier. Dieses Fürstengeschlecht förderte Langheim von 1180 an bis zu seinem Aussterben 1248 als sein Hauskloster. Bereits 1144 wurde von Langheim aus die Abtei Plaß in Böhmen besiedelt. Der Versuch bei Schlägl in Oberösterreich 1204 eine weitere Filiale zu gründen, endete hingegen nach sieben Jahren erfolglos. Das Stift Schlägl wurde dann 1218 durch Prämonstratenser begründet.

Der Reichtum des Klosters Langheim, insbesondere Streubesitz in rund 300 Ortschaften, wuchs im 13. und 14. Jahrhundert stetig. Nur die Abteien Banz und Ebrach konnten sich mit Langheim messen. Päpstliche Privilegien bestätigten in den Jahren 1249 und 1289 die Rechte der Abtei Langheim. Kaiserlichen Schutz erhielt die Zisterze im Jahr 1274 durch Rudolf von Habsburg, später bestätigt auch durch Ludwig den Bayern und Karl IV.Das Bistum Bamberg setzte dem Streben seines Eigenklosters nach Reichsunmittelbarkeit jedoch stets Widerstand entgegen. Um 1380 war Langheim, trotz seines reichen Besitzes, durch Misswirtschaft und die Pest wirtschaftlich in eine Krise geraten. Diese Situation nutzte der Bamberger Bischof Lamprecht von Brunn und übergab die Klosterverwaltung an sein Domkapitel.

Die Zisterze erholte sich unter dem Abt Nikolaus II. Heidenreich. Er wurde 1422 sogar Generalvisitator aller deutschen Zisterzienserklöster. Raub und Zerstörung für Langheim brachten der Hussiteneinfall in das Hochstift Bamberg 1430 und der Bauernkrieg von 1525. Durch die Reformation verloren die Zisterzienser von Langheim die geistliche Aufsicht über die Frauenklöster Himmelkron, Himmelthron, Maidbronn, Schlüsselau und Sonnefeld sowie elf von der Abtei aus besetzte Pfarrstellen. Ein Teil der Mönche schloss sich der Reformation an und verließ das Kloster. 1562 musste der Abt Friedrich Marschalk abgesetzt werden. Sein Lebenswandel war so unrühmlich, dass er in der Porträtreihe der Äbte im 18. Jahrhundert unterschlagen wurde.

Seine härteste Zeit erlebte Langheim während des Dreißigjährigen Kriegs. Von den Äbten des 17. Jahrhunderts erlangte nur Mauritius Knauer einige Bekanntheit; er war der Verfasser des Hundertjährigen Kalenders.

Um 1700 besaß das Kloster immer noch abgabenpflichtige Höfe in rund 230 Orten. Der Abt Stephan Mösinger (reg. 1743/51) überschätzte jedoch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Langheims und begann für das Kloster eine nicht gerade bescheidene, barocke Anlage zu bauen. Für die schwere finanzielle Bürde wurde Mösinger hart kritisiert. Sie lastete noch drückender, als die Abtei während des Siebenjährigen Kriegs auch enorme Kontributionen aufbringen musste. Dennoch wurde weiter gebaut. Den Abt Johann Nepomuk Pitius (reg. 1774/88) enthob der Bischof von Bamberg wegen Verschwendung sogar seines Amtes. Aber, die Bauten, errichtet nach Plänen von Johann Leonhard Dientzenhofer, Gottfried Heinrich Krohne, Balthasar Neumann und Lorenz Fink, mussten den Vergleich mit den Abteien Banz, Ebrach oder Münsterschwarzach nicht scheuen. Ein Großbrand machte im Jahr 1802 jedoch fast alles wieder zunichte und zerstörte die Prälatur, den Konventbau, die wertvolle Bibliothek sowie einen Teil der Kirche.

Nur ein Jahr später, 1803, kam die Säkularisation. Nach einem Aufhebungsbeschluss des bayerischen Kurfürsten Maximilian IV. Joseph am 10. Mai 1803 wurde das Kloster verstaatlicht. Man verkaufte die verwertbaren Besitztümer der Abtei, die brandgeschädigten Gebäude samt der Kirche wurden abgerissen. Letzte bauliche Überreste der Abtei im heutigen Ortskern von Klosterlangheim sind die zu einer Scheune umfunktionierte Katharinenkapelle aus dem 13. Jahrhundert, die 1624 erbaute Michaelskapelle (Grablege Herzog Ottos von Meranien), der Bierkeller der einstigen Klosterbrauerei und ein Eckpavillon des Konventsbaus.

Die Staatsbibliothek Bamberg bewahrt 4.200 Bände aus der Klosterbibliothek, vorwiegend Werke zur Theologie, dem Kanonischem Recht und denNaturwissenschaften. Im Staatsarchiv Bamberg sind etwa 1.500 Urkunden aus dem Klosterarchiv erhalten. Das Naturalienkabinett und die physikalisch-astronomischen Geräte der Abtei befinden sich im Historischen Museum der Stadt Bamberg.

Einen Eindruck von der Bautätigkeit der Langheimer Äbte im 18. Jahrhundert erhält man noch in den Außenstellen der Zisterze. Ein Prunkbrunnen aus dem Jahr 1787 steht im Park des von Johann Leonhard Dientzenhofer ringförmig angelegten Gutshofes Trieb bei Lichtenfels. Die gewaltige Dreiflügelanlage von Schloß Tambach bei Coburg diente ab 1698 inmitten eines Jagdgebietes als Sommerresidenz und Wirtschaftsgut des Abtes. Sie ist heute im Besitz der Grafen zu Ortenburg.

Das eigentliche Vermächtnis des Klosters Langheim ist Vierzehnheiligen. Bei Frankenthal, einem Wirtschaftshof der Zisterze, erlebte der Klosterschäfer Hermann im Jahr 1445 seine Vision: das Jesuskind, umgeben von vierzehn Kindern. Die Vision wiederholte sich mehrmals, zuletzt 1446. Sie wurde als Erscheinung der Vierzehn Nothelfer gedeutet. Bald kam es am Schauplatz der Vision zu Spontanheilungen. Bereits 1448entstand hier eine erste Wallfahrtskapelle. Um den Pilgerstrom betreuen zu können, errichtete das Kloster 1466 in ?Vierzehnheiligen? eine Propstei. Für sie erbaute Balthasar Neumann zwischen 1741 und 1772 einen lichtdurchfluteten Kirchenraum im Stil des Rokoko. Die Wallfahrtskirche von Vierzehnheiligen überbot alles, was der barocke Sakralbau in Franken bis dahin hervorgebracht hatte. Mit seinen beiden Türmen bildet Vierzehnheiligen ein Pendant zum Kloster Banz auf der anderen Mainseite. Von der einstigen Pracht Langheims ist immerhin dieses einzigartige Denkmal erhalten geblieben.

( Markus Schütz )



 

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