Fultenbach


 

GESCHICHTE

Fultenbach ? durch alchimistische Forschung in die Schuldenfalle

Die heute vollständig verschwundene Benediktinerabtei Fultenbach in der Gemeinde Ellerbach (Landkreis Dillingen) wurde der Überlieferung nach um 739 durch den Augsburger Bischof Wikterp gegründet. Während der Ungarneinfälle im 9. Jahrhundert scheint die Mönchsniederlassung zerstört worden zu sein. Im Jahr 1130 beurkundete der Augsburger Bischof Hermann die Erneuerung der Stiftung durch den Augsburger Domherrn Gebino. Dieser berief Mönche aus St. Blasien, stellte sich selbst an die Spitze der Abtei und stattete sie mit einer reichen Schenkung aus. Papst Viktor IV. befreite das Stift 1162 aus der bischöflichen Herrschaft. Die Vogtei befand sich im 13. Jahrhundert in Besitz der Herren von Burgau, die sich jedoch unrechtmäßig an den Klostergütern bereichern wollten. König Adolf beauftragte deshalb den Grafen von Öttingen, das Kloster zu schützen. Wenig später war das Stift gezwungen, auch den Papst wegen der vielen Güterentfremdungen durch benachbarte Adelige um Hilfe zu bitten. Kaiser Ludwig übertrug die Vogtei als Reichspfand 1346 an den Bischof von Augsburg, sodass das Hochstift die Landshoheit über die Abtei bekam. Das 15. Jahrhundert führte auch in Fultenbach zu Verfall und Niedergang. Nach dem Tod des Abtes Ulrich Frey 1449 zog der Augsburger Bischof das Kloster ein und stellte die Einkünfte unter die Administration der Augsburger Weihbischöfe.

Im Jahr 1471 übernahm die Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg die Aufgabe, Fultenbach wieder aufzubauen. Der tüchtige Abt Georg Helfer (reg. 1471?1503) versuchte mit einigen Patres das Kloster gleichsam aus Ruinen wieder erstehen zu lassen. Nachdem Fultenbach schon im Schmalkaldischen Krieg schweren Schaden genommen hatte, zerstreuten die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges den Konvent. Abt Bonifatius Daniel (reg. 1683?1700) glückte es, das verfallene Kloster wieder aufzubauen. Die schwäbische Bendiktinerkongregation und das Stift Kremsmünster in Österreich unterstützten den Abt mit Geld. Strenge Mönchszucht zog in das Kloster unter dem folgenden Abt Magnus Schmid (1700?1723), einem Freiherrn von Wellenstein, ein. Er kam aus Füssen und war vom Augsburger Bischof mit der Reformierung Fultenbachs beauftragt worden. Dieser Abt ließ ab 1716 durch Johann Jakob Herkomer die neue barocke Klosterkirche erbauen. Trotz der großen Ausgaben für neue Gebäude war er ein guter Wirtschafter. Es gelang ihm sogar die von seinen Vorgängern angehäuften Schulden abzuzahlen.

In barocker Pracht feierte Fultenbach anno 1739 sein tausendjähriges Jubiläum. Der Ruf der Abtei war damals so gut, dass auch andere Klöster ihre Kleriker in das theologische Hausstudium nach Fultenbach schickten. Obwohl das monastische Leben vorbildlich und die wirtschaftliche Situation gesichert war, stürzte sich der folgende Abt Michael Schiele (reg. 1723?1765) vor allem durch seine hohen Ausgaben für alchimistische Experimente immer mehr in Schulden. Abt Amandus Seser (reg. 1765?1773) konnte den finanziellen Ruin nicht mehr aufhalten. In seiner Not wandte er sich 1772 an die schwäbische Benediktinerkongregation um Hilfe. 1773 übernahm Neresheim, 1777 Ottobeuren die Verwaltung. Die Klosterämter wurden mit Patres aus anderen Konventen besetzt. Ab 1794 war Fultenbach dann wieder selbstständiges Priorat. Doch neun Jahre später erlitt es das gleiche Schicksal wie viele andere Klöster in Bayern. Die kurfürstliche Regierung in München befahl die Aufhebung und beschlagnahmte alle Güter. Damals lebten neben Prior Carl Toscano noch elf Patres im Konvent. Da die kunstvoll ausgestattete Abteikirche nicht als Pfarrkirche Verwendung fand, wurde sie 1811 wie die Klostergebäude abgebrochen. Die reichhaltige wissenschaftliche Bibliothek kam in die Studienbibliothek nach Dillingen.

Christine Riedl-Valder



 

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