Frauenzell


 

GESCHICHTE

Frauenzell - Benediktinische Geistigkeit im Waldkloster

Die Mönchsgemeinschaft von Frauenzell im Bayerischen Wald ging zurück auf eine Einsiedelei. Eine Schenkung von Grund und Boden des Grafen Reimar IV. von Brennberg ermöglichte um 1320 die Gründung eines Konvents unter der Regel des hl. Benedikt. Der Regensburger Bischof Nikolaus von Ybbs bestätigte das Kloster im Jahr 1324 und es wurde der Abtei Oberaltaich unterstellt. 1325 erfolgte die Weihe der ersten Kirche zu Ehren der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und der Muttergottes. 
Schon bald entwickelte sich das junge Benediktinerkloster zu einem religiösen Mittelpunkt des Waldlandes. 1350 wurde "Marienzell" oder "Unser Lieben Frauen Zell" zu einem Priorat von Oberaltaich und 1424 zur selbstständigen Abtei. 
Der erste Abt Konrad Pläbl (reg. 1424-1444) kam aus dem Kloster Reichenbach. Er ließ ein neues Abteigebäude, einen Kapitelsaal und eine Badstube bauen. Durch den Erwerb von Grundbesitz, darunter Weinberge an der Donau bei Wörth und Kruckenberg, stärkte Abt Konrad die Wirtschaftskraft des Klosters. 1453 erhielt Frauenzell die niedere Gerichtsbarkeit. Eine geistliche Blütezeit erlebte die Gemeinschaft unter Abt Caspar Wildpart (reg. 1452-1482), der die Kastler Reform ("Consuetudines Castellenses") übernahm. Unter Abt Thomas Uhrmacher (reg. 1482-1497) erhielt Frauenzell 1495 das Recht der Pontifikalien. 
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts setzte der Niedergang des Klosters ein. Die Misswirtschaft einiger Klostervorsteher, begleitet von Erschütterungen der klösterlichen Disziplin, führte schließlich zum Ruin. 1522 musste Abt Vitus Beck (reg. ab 1518) resignieren. Fast alle Religiosen verließen die Abtei. Lediglich der Prior blieb als Verwalter bis 1553 im Kloster, danach gelangte Frauenzell unter weltliche Administration.
Auf Betreiben des Bischofs von Regensburg, Herzog Philipp Wilhelm von Bayern, wurde die Abtei 1582 durch den apostolischen Nuntius Feliciano Ninguarda wieder hergestellt. Mönche aus Oberaltaich zogen in die alten Gebäude, die Abt Peter Widmann (reg. 1609-1626) renovieren ließ. 
Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Kriegs beeinträchtigten den Aufbau der Kommunität, die ohnehin unter wirtschaftlich schwierigsten Verhältnissen lebte. Einen Aufschwung für das religiöse Leben bedeutete die Verehrung des Gnadenbildes - eine Marienstatue - in der Klosterkirche. Nach ersten Gebetserhörungen, die der Chronist ab 1623 verzeichnet, wurde Frauenzell rasch zum Ziel von Wallfahrern aus dem Bayerischen Wald.
Im 18. Jahrhundert erfolgte unter dem kunstsinnigen Abt Benedikt I. Eberschwang (reg. 1721-1737) eine grundlegende Erneuerung des "wegen Alterthumb sehr paufällige Closters". Die Pläne lieferten mit einiger Wahrscheinlichkeit die Brüder Cosmas Damian und Egid Quirin Asam. Der Klostervorsteher kannte sie aus seiner Zeit als Direktor des bischöflichen Lyceums in Freising. 1725 konnte der Konventbau bezogen werden; bis 1730 folgten der Nordflügel mit Refektorium und Bibliothek, das Kapitelhaus sowie das Klosterrichterhaus. 1738 war die Abtwohnung fertig gestellt. 
Der Grundstein zu einer neuen Klosterkirche wurde zwar schon 1737 gelegt, doch infolge der Kriegsereignisse begannen die Arbeiten erst 1747, in der Amtszeit des Abtes Benedikt II. Cammermayr (reg. 1745-1750). Die Bauleitung oblag dem Mettener Klosterbaumeister Benedikt Schöttl und seinem Sohn Albert. Von der spätromanischen Kirche des 14. Jahrhunderts blieb nur der Turm erhalten. An der Ausgestaltung des Innenraums waren so herausragende Künstler wie der Wessobrunner Stuckateur Anton Landes oder die Maler Otto Gebhard aus Prüfening und Martin Speer aus Regensburg beteiligt. Bemerkenswerte Beiträge zur Innenausstattung lieferten auch Mönche. Das Chorgestühl und die Beichtstühle schuf Frater Gottfried Gaßl. Der 1790 gefertigte Hochaltar, mit den Figuren von Christian Jorhan d.Ä. aus Landshut, stammt von Frater Albert Kaupp. Erst 1795 wurde die Klosterkirche geweiht. Sie zählt zu den herausragenden Zeugnissen der sakralen Bau- und Ausstattungskunst des 18. Jahrhunderts in der Oberpfalz.
Am 21. März 1803 erreichte den Konvent der kurfürstliche Aufhebungsbescheid. Die klösterliche Gemeinschaft bestand zu diesem Zeitpunkt aus dem Abt, neun Patres und drei Laienbrüdern. Eine Reihe von Exkonventualen fand in der Seelsorge Verwendung, vor allem in den ehemaligen Klosterpfarreien Altenthann, Frauenzell, Martinsneukirchen und Zell. 
Zur Auswahl wertvoller Gemälde und sonstiger Kunstgegenstände für die kurfürstlichen Sammlungen besuchte Galerieinspektor Georg Dillis das Kloster. Der Oberhofbibliothekar Johann Christoph von Aretin traf eine Auswahl an Handschriften und alten Drucken aus der Klosterbibliothek für die kurfürstliche Bibliothek in München. 
Die Abteikirche Mariä Himmelfahrt diente ab 1803 als Pfarrkirche von Frauenzell. Die eigentliche Pfarrkirche von 1632 wurde hingegen teilweise abgebrochen bzw. in ein Wohnhaus umgebaut. Für die Klosterbauten fanden sich zunächst keine Interessenten. Erst 1809 konnte ein Teil der Ökonomiegebäude, darunter das Brauhaus und der Weinkeller, versteigert werden; der Konventbau beherbergte die Wohnungen des Pfarrers und des Lehrers.

( Manfred Knedlik )



 

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AUS DEM HDBG-MEDIENARCHIV
Ansicht der Benediktinerabtei Frauenzell, Kupferstich, nach 1743, Brennberg/Frauenzell, ehem. Benediktinerabtei/kath. Pfarramt.
Copyright: Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg (Voithenberg, G.)

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