Dinkelsbühl, Karmelitenkloster


 

GESCHICHTE

Die Karmeliten in Dinkelsbühl –  Königshof und Dinkelbauer

 

Wo seit 1843 ein Rundtempel im byzantinischen Stil als evangelische Pfarrkirche dient, stand fast sechshundert Jahre lang St. Katherina, das Kloster der Karmeliten in Dinkelsbühl. An die geistliche Tradition erinnert noch der Straßenname Klostergasse.

Der Ort des späteren Klosters, mit mehreren Gebäuden und einer noch aus karolingischer Zeit stammenden Kapelle, war im 13. Jahrhundert ein Eigengut der mächtigen Staufer. Nach dem Tod des letzten Staufers, Herzog Konradin von Schwaben, entmachteten die Bürger von Dinkelsbühl den Verwalter der staufischen Güter und verwendeten den Besitz für die Stiftung eines Klosters. 1286 zogen Karmeliten aus Würzburg nach Dinkelsbühl. Um 1290 wurde die Gründung durch den Papst und den Bischof von Augsburg bestätigt.

Das Kloster entwickelte sich zu einem Seelsorgezentrum und geriet damit in Konkurrenz zur Stadtpfarrkirche St. Georg. Der Kirchhof der Karmeliten wurde der bevorzugte Bestattungsplatz der wohlhabenden Bürger. Damit verbundene Stiftungen sorgten für den wirtschaftlichen Aufschwung des Karmel, der neben weitläufigem Grundbesitz eigene Häuser in Crailsheim (ab 1394) und Wassertrüdigen (ab 1481) besaß.

Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1400 sorgten die Dinkelsbühler Bürgerschaft und der Ritter Kuno von Küllingen für einen raschen Wiederaufbau des Klosters. Der Karmel überstand auch den Bauernkrieg von 1525 und die Belagerung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg. In der Barockzeit war die gotische Klosteranlage „ganz bußwürdig“, also baufällig geworden. Fast ein Jahrhundert lang, von 1679 bis 1768, dauerten phasenweise die Bauarbeiten. Der „Kreuzgärtlein“ genannte Hof des ehemaligen Klosters ist mit seinem Portal (1725) noch heute erhalten. Die Klosterkirche wurde 1729 renoviert, auch das Brauhaus der Mönche, heute ein Kindergarten, stammt aus dieser Zeit. Im Kreuzgang haben sich zwei bemerkenswerte Steinfiguren erhalten. Sie zeigen den Ursprung des Stadtnamens Dinkelsbühl, nämlich den Bauer mit der Pflugschar und einer Garbe Dinkel.

Mit Getreide hatte auch die erste Nutzung zu tun, die das Kloster nach der Säkularisation im Jahr 1803 erfuhr. Nacheinander dienten die Gebäude als Brauerei, als Salzlager, als evangelische "Kinderbewahranstalt" und als Höhere Schule für Mädchen. 1839 wurde der größere Teil des Klosters abgebrochen und wich einer neuen Bebauung.

 

(Markus Schütz)



 

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