Dillingen, St. Peter


 

GESCHICHTE

Geistliche Unterstützung für den Fürstbischof ? das KollegiatstiftSt. Peter zu Dillingen

Im Jahr 1402 plante Bischof Burkhard in Dillingen, anstelle des aufgelösten Kollegiatstifts in Buxheim, die Gründung eines Kanonikats, also eines Stifts mit Chorherren, in gewissem Sinne ein Gegenstück zum Domkapitel in Augsburg. Verwirklich werden konnte dieser Plan aber erst fast 100 Jahre später, als der Augsburger Bischof Friedrich von Zollern 1498 eine Kongregation der Dillinger Priester in der Pfarrkirche St. Peter gründete. 1502 bekam das Stift seine Statuten. Zum Unterhalt teilte Bischof Friedrich dem Kollegiatstift den Großzehnten aus einigen Pfarreien zu. Weitere Einkünfte erwuchsen aus Benefizien, also besoldeten Stellen für Kleriker, und Spenden. Dafür sollte täglich in der Pfarrkirche die Messe gelesen werden.

Aufgenommen wurden nur Kandidaten, die an der Pfarrkirche oder einer anderen kirchlichen Institution ein Benefizium innehatten. Ferner musste jeder neu aufgenommene Kandidat den Betrag von 10 rheinischen Gulden entrichten.

Der Vorsteher des Stifts, der Präzeptor, wurde am St.-Erhard-Tag (8. Januar) jeweils für ein Jahr gewählt. Ihm oblag es, die Disziplin der Stiftsmitglieder zu überwachen, er hatte die Aufsicht über Chor und Gottesdienst zu führen sowie die Kapitelversammlung einzuberufen und zu leiten.

1592 erließ Bischof Johann Otto von Gemmingen ein Reformationsdekret für das Stift. Der Präzeptor ? jetzt umbenannt in Dekan ? wurde nun vom Bischof auf Lebenszeit ernannt. Zu diesem Zeitpunkt waren zwölf geistige Pfründe in der fürstbischöflichen Residenzstadt Dillingen mit Kanonikaten in St. Peter verbunden.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Stift schwer beschädigt. Preziosen und Urkunden sollten in Kisten verpackt nach Innsbruck gebracht werden. In Friedberg allerdings wurde der Transport schon von den Schweden abgefangen, die Urkunden und Schriften vernichtet und die Wertgegenstände geraubt. Aber auch die Kanonikatsstellen und Benefizialgüter litten unter den Schweden. Aufgrund verlorener Einkünfte wurden sie auf sieben reduziert.

Um dem Stift wieder zu mehr Bedeutung zu verhelfen, erhob Kurfürst Clemens Wenzeslaus 1768 das Kollegiatstift zu einer Propstei. Zugleich wurde die Pfarr- und Stiftskirche zur Propsteikirche erhoben. Im Zuge der Säkularisation wurde das Stift aufgelöst. Die Kanoniker wurden pensioniert, blieben aber im Genuss ihrer Benefizien.

Der heutigen Peterskirche sind vermutlich zwei Bauten vorangegangen. Die ersten Belege für eine Peterskirche im romanischen Baustil finden sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Diese Kirche wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts in eine gotische Hallenkirche umgebaut. Ein Teil des heutigen Kirchturms geht noch auf diesen Bau zurück.

Im Jahr 1618 wurde die gotische Hallenkirche fast vollständig abgebrochen und an gleicher Stelle ein Neubau errichtet. Mit Planung und Ausführung des Baus wurde Johann Alberthal aus Rovereto, Hofbaumeister der Fürstbischöfe von Augsburg und Eichstätt, beauftragt. Da der Neubau wesentlich größer ausfallen sollte, wurde zusätzlicher Platz benötigt, sodass ein Teil der Stadtmauer abgetragen und der Graben verfüllt werden musste. Allerdings waren statische Erfordernisse nicht oder nur ungenügend beachtet worden. Schon 1643/44 war die Kirche einsturzgefährdet, es musste eine umfangreiche Sanierung erfolgen. Das mittlere Apsisfenster wurde zugemauert, um einen starken Strebepfeiler errichten zu können. Die frei stehenden Pfeiler des Langhauses wurden mit Längsmauern verbunden und die zweite Empore im westlichen Orgeljoch abgebrochen.

Ab 1730 wurde die Kirche von dem Stuckateur Joseph Feistle neu stuckiert.

Weitere Renovierungen fanden im 19. Jahrhundert und schließlich 1970/72 und 1988 statt.

1980 konnte die Erhebung zur Basilika minor gefeiert werden.

Alexandra Kohlberger



 

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