Auhausen


 

GESCHICHTE

Auhausen ? ein vielbesuchter Marien-Wallfahrtsort im Mittelalter

In Grenzlage zu Franken, an der Wörnitz, liegt das kleine Dorf Auhausen mit seinem auffallend großen, weithin sichtbaren Kirchenbau. Anfang des 12. Jahrhunderts gründeten die Herren von Ahausen-Alerheim, die sich später von Lobdeburg nannten, hier auf ihrem Besitz ein Benediktinerstift. Man begann um das Jahr 1120 mit dem Bau der dreischiffigen romanischen Basilika mit Vorhalle und Doppelturmfassade. Sie wurde der Muttergottes geweiht. Papst Innozenz II. stellte 1135 einen Schutzbrief für das Kloster aus. Ein zweites päpstliches Schreiben aus dem Jahr 1157 legte fest, dass das Kloster seine Priester auf den Pfarreien dem Bischof von Eichstätt vorstellen muss und dieser auch die Weihen der Mönche durchführen sollte. Die Abtei errang wachsende Bedeutung durch ein beim Kloster bestehendes Spital. Es wurde dem hl. Nikolaus geweiht und ist seit dem Jahr 1194 bezeugt. Seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts besaß das Kloster die Propstei Tannbrunn. Kaiser Friedrich II. stellte Auhausen 1231 unter den Schutz des Reichs. 1298 erhielt der Abt die Auszeichnung eines kaiserlichen Kaplans. Diese hohe Würde übertrug Kaiser Karl IV. (1347?1378) dann auch auf alle zukünftigen Äbte des Klosters. 1330 befreite Kaiser Ludwig das Stift von allen Steuern und Kriegsdiensten und gewährte ihm die Hohe Gerichtsbarkeit über seine Untertanen.

Im Mittelalter entwickelte sich die Abteikirche als Marienwallfahrt zu einem großen Anziehungspunkt. Sie war auch ein begehrter Begräbnisplatz für den Adel, der dazu reiche Stiftungen leistete. In seiner Blütezeit besaß das Kloster neben Ländereien in Württemberg und im Würzburger Land (Frickenhausen) sieben inkorporierte Pfarreien bzw. Benefizien. Im Lauf des 15. Jahrhundert gelang es jedoch den Burggrafen von Nürnberg ihren Machteinfluss auch auf Auhausen immer mehr auszudehnen. Trotz der Unabhängigkeit der Abtei musste sie 1410 wie alle anderen Klöster im markgräflichen Herrschaftsbereich eine freiwillige Steuer zahlen. Seit 1450 hatten die Markgrafen auch die Schirmherrschaft über die Abtei fest in der Hand. Als nach der Resignation des Abtes Wilhelm von See der Papst Laurentius Eckehardi aus dem Schottenkloster in Wien zum neuen Abte bestimmte, postulierte der Konvent unter dem Druck der markgräflichen Regierung Georg von Schleching aus der Abtei Ellwangen. Schleching konnte sich nach vierjährigen Auseinandersetzungen, die sogar zur zeitweiligen Exkommunikation des Klosters durch den Papst führten, letztendlich durchsetzen. Die Bedeutung des Klosters beleuchtet auch die Tatsache, dass 1436 der Abt von Auhausen als Mitglied des Landtags die Friedensurkunde zwischen Bayern und Brandenburg besiegelte.

Unter dem letzten Abt Georg Truchseß von Wetzhausen (1499?1552) erfolgte die endgültige Ausgestaltung der Abteikirche zur repräsentativen Wallfahrtskirche. Er beauftragte den berühmten und viel beschäftigten Maler Hans Schäufelin ? sein späterer Beiname lautete ?Dürer von Nördlingen? ? mit Gemälden für einen großen Flügelschreinaltar. Das Bildprogramm stammte vom Abt selbst. Der neue Hochaltar mit einem vielfigurigen Mittelbild der ?Krönung Mariens? wurde 1513 aufgestellt und ist das kostbarste Ausstattungsstück der Kirche. Abt Georg kaufte außerdem aufwändig geschnitztes Chorgestühl (1519; von Melchior Schabert) und ein viergeschossiges Sakramentshäuschen (1521; von Loy Hering). Um 1519 ließ er anstelle der halbrunden Mittelschiffsapsis einen spätgotischen Chor anbauen, Seitenkapellen am Langhaus errichten und die Vorhalle zu einer separaten Nebenkapelle ausgestalten. Gemeinsam mit seinem Bruder, der damals das Amt des Eichstätter Domdechanten ausübte, stiftete er dem Kloster eine Studienbibliothek. Kurz darauf jedoch wurden Kirche und Kloster im Bauernaufstand schwer beschädigt. Am 6. und 7. Mai 1525 fielen 8000 Ries- und Hesselbergbauern über die Abtei her, verwüsteten die Bibliothek und zerstörten u. a. die erst 1520 eingesetzten Glasfenster und das Chorgestühl. Nur durch den äußersten Einsatz des Priors Johannes Fabri konnten Kirche und Gebäude vor der Einäscherung bewahrt werden. Der Abt sorgte bereits zwei Jahre später für die Erneuerung der Glasfenster. Da er sich jedoch den Reformbestrebungen des Markgrafen widersetzt hatte, musste er nach Eichstätt fliehen. Er wurde mit einer Pension abgefunden und starb 1552 bei den Eichstätter Dominikanern.

1534 fiel das Kloster mit seinen Besitzungen an die Markgrafen von Ansbach. Seither ist der Ort evangelisch; die Klosterkirche wurde zur protestantischen Pfarrkirche. Klosterarchiv und Konventssiegel kamen nach Ansbach. 1537 erfolgte eine tiefgreifende Umgestaltung des Gotteshauses durch den Einbau eines Getreidekastens, bei dem alle drei Schiffe unter einem einheitlichen Satteldach zusammengefasst wurden. Nach der gewaltsamen Rekatholisierung der Reichsstadt Donauwörth gründeten die protestantischen Fürsten 1608 hier in Auhausen im ehemaligen Konventssaal des Klosters ihre Union.

Ab 1969 erfolgte die Restaurierung der ehemaligen Klosterkirche mit Beseitigung des Getreidekastens. Trotz der baulichen Veränderungen des 16. Jahrhunderts ist dem mächtigen Gotteshaus die romanische Basilika heute noch anzusehen. Auch die romanische Tumba für den Stifter der Abtei Auhausen, Hartmann, und die Grabsteine der Äbte erinnern noch an das Wirken der Benediktiner an diesem Ort. Von dem ehemaligen weitläufigen, im 19. Jahrhundert größtenteils abgebrochenen Klosterbezirk sind nur die ehemalige Prälatur (Klosterhof 1) südlich der Kirche ? ein verputzter Fachwerkbau aus dem Jahr 1521 mit Freitreppe ? und nördlich der rechteckige Torbau vom Ende des 12. Jahrhunderts mit Resten eines Wehrgangs erhalten.

Christine Riedl-Valder



 

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