St. Gumbert zu Ansbach – Stätte der Bildung und der Musik
Der fränkische Edelfreie Gumbert gründete im Jahr 748 am Zusammenfluss von Rezat und Onolzbach das Benediktinerkloster St. Salvator, als dessen erster Abt er auch amtierte. Seine Gründung gab den Anstoß für die Stadtentwicklung von Ansbach. Das adlige Eigenkloster kam 786 durch Schenkung an Karl den Großen, der es wenig später dem Bistum Würzburg überließ. Gumbert wurde Nachfolger von Bischof Burkhard von Würzburg.
Im 11. Jahrhundert erfolgte nach dem Niedergang der Benediktinerabtei deren Umwandlung in ein Chorherrenstift. Die Verehrung Gumberts als bedeutenden Glaubensboten in Franken führte 1195 zu seiner Heiligsprechung. Das Stift in Ansbach erhielt seinen Namen. Der heilige Gumbert zählt heute zu den Diözesanheiligen Bambergs.
Die Vogtei des Stifts war stets mit dem weltlichen Herrschaft in Ansbach verbunden. Sie fiel an das Adelsgeschlecht der Ebonen und nach deren Aussterben 1194 an das Reich. Als Untervögte setzten die Staufer erst das Geschlecht der Dornberger und ab 1288 die Öttinger ein. 1331 kamen Stift und Stadt an die Hohenzollern, die damals Burggrafen von Nürnberg waren. Unter ihnen sollte sich Ansbach zur Residenz entwickeln. Als erster Pfarrsprengel wurde dem Stift bereits 1139 die Ansbacher Pfarrei St. Johann integriert; bis zum 15. Jahrhundert folgten 15 weitere Pfarreien. Auch die Zahl der Kanoniker stieg von neun allmählich auf zwanzig an. Von Anfang an hatte die Stiftsschule einen sehr guten Ruf und großen Zulauf. Viele der Kanoniker studierten an in- und ausländischen Universitäten. Einer der größten Gelehrten, die aus dem Stift St. Gumbert hervorgingen, war Michael de Leone (gest. 1355).
Bei Einführung der Reformation durch Markgraf Georg den Frommen im Jahr 1528 befand sich das Stift in geordneten Verhältnissen. Es wurde zunächst nicht aufgehoben. Ansbach entwickelte sich in der Folgezeit zum Mittelpunkt des Protestantismus in Franken. 1542 ernannte man den letzten Kanonikus; ab 1553 wurde das Amt des Stiftspropstes nicht mehr besetzt. 1563 kam es dann doch zur Aufhebung des Gumbertusstifts. Als selbstständige Rechtsperson bestand es jedoch weiter.
Die Stiftskirche wurde zur markgräflichen Hofkirche und erhielt unter Markgraf Georg Friedrich repräsentative Dimensionen. In den Jahren von 1594 bis 1597 schuf Gideon Bacher aus Ulm, ein bedeutender Kirchen-, Schloss- und Festungsbaumeister, die originelle Dreiturmfassade. Sie beherrscht auch heute noch weitgehend Ansbachs Stadtbild.
Als Ansbach zur barocken Fürstenresidenz ausgebaut wurde, gestaltete man auch die Hofkirche neu. Anstelle des romanischen Hauptschiffes erbaute man von 1736 bis 1738 nach Plänen von Leopoldo Retty einen hellen Saalbau mit Emporen, der für die Zwecke einer protestantischen Predigerkirche optimal geeignet war.
Der letzte Ansbacher Markgraf Alexander verließ sein Land 1791. Bis 1806 gehörte Ansbach den preußischen Vettern. Dann wurden die Stadt und wesentliche Teile des Fürstentums vom neuen Königreich Bayern übernommen. Die Hohenzollern-Hofkirche musste deshalb ihre angestammten Funktionen verlieren. 1810 wurde sie zur evangelischen Pfarrkirche umfunktioniert. Die wertvollsten Bände der ehemaligen Stiftsbibliothek gelangten in die Universitätsbibliothek Erlangen.
Der skurrile Baukomplex von St. Gumbertus setzt sich aus Elementen verschiedener Epochen zusammen: Im Westen befindet sich die spätgotische Dreiturmfassade; anschließend der barocke Saalbau; an seiner Nordseite sind Reste der nach Brand im Jahr 1280 umgebauten Pfeilerbasilika erhalten. Der Ostchor, Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut, wurde im 19. Jahrhundert als Kapelle des Schwanenritterordens (gegründet im 15. Jahrhundert durch die Hohenzollern) abgetrennt. Unter ihm befinden sich eine romanische Krypta aus der Zeit um 1040 und die Fürstengruft mit Sarkophagen der Markgrafen und ihrer Familien aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Eine große Zahl von Totenschildern und Grabsteinen zeugt vom Wirken der Kanoniker und der Schwanenritter. Weitere sehenswerte Ausstattungsstücke sind die Meisterwerke spätgotischer Plastik, Malerei und Glasmalerei (im Mittelfenster des Chors ist der hl. Gumbert als Bischof zu sehen) sowie der Orgelprospekt im Stil des Rokoko. Als geistliche Konzertstätte hat die Gumbertuskirche heute zentrale Bedeutung für die internationale „Bachwoche“, die jährlich in Ansbach veranstaltet wird.
(Christine Riedl-Valder)