Stichwörter: Orthodoxie
Bezeichnet im jüdisch-politischen Sprachgebrauch diejenige Richtung, die besonders streng an der überlieferten religiösen Weltanschauung und Lebensform festhält.
Quelle: Falk Wiesemann: Rabbiner und jüdische Lehrer in Bayern während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Staat-Reform-Orthodoxie. In: Ebd., S. 287-298.
Aus: Siehe der Stein schreit aus der Mauer
(Altgr. aufrichtig, geradlinig, ehrlich): A) Gundbegriff: Die Richtigkeit einer Lehrmeinung bzw. die Anhängerschaft der richtigen Lehrmeinung, im Gegensatz zu davon abweichenden Lehrmeinungen, die entsprechend für falsch erachtet und abgelehnt werden. Da sich jede Lehrmeinung zunächst für richtig hält, ist die Bezeichnung der Orthodoxie also eine Frage des Standpunkts. B) Im Judentum: Strenggläubige religiöse Ausrichtung, die an den Gesetzen der Tora nach den im Talmud festgehaltenen rabbinischen Interpretationen festhält und moderne Anpassungen (auch im gesellschaftlichen Bereich) ablehnt. C) Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstand im deutschen Judentum angesichts der existenziellen Identitätskrise in liberalen, assimilierten Familien die "Neo-Orthodoxie", also eine Rückbesinnung auf alte religiöse Werte und Traditionen.
Quelle: Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. 2. Aufl. München 1992 (= Bayerische Landeszentrale für politische Bildung A85), S. 367. // Germanisches Nationalmuseum Nürnberg / Bernward Deneke u.a. (Hg.): AK Siehe der Stein schreit aus der Mauer. Geschichte und Kultur der Juden in Bayern. Nürnberg 1988, S. 512.
Aus: Jüdisches Leben in Bayern
(hdbg.eu/juedisches_leben)