Im April 1945 wurde die Stadt zum Ziel zweier schwerer US-Luftangriffe und mehrerer Tieffliegerangriffe. Die Innenstadt war zu 75% zerstört. Dank des Einsatzes des 2. Bürgermeisters konnten weitere Zerstörungen beim Einmarsch der US-Armee am 24./25.04.1945 verhindert werden. Donauwörths Einwohnerzahl (11.130) hatte sich 1968 durch den Zustrom vor allem von Vertriebenen gegenüber 1939 beinahe verdoppelt. Die Stadtverwaltung bemühte sich, den Charakter der berühmten Reichsstraße wiederherzustellen. Am Stadtrand entstanden neue Wohngebiete mit Infrastruktur.
Angriffe
• 11. und 19. April 1945: 2 schwere US-Luftangriffe mit Abwurf von ca. 2.800 schweren Bomben und über 50.000 Brandbomben
• April 1945: mehrere Tieffliegerangriffe
Tote und Verletzte
• durch Luftangriffe: 277 Tote
• durch Tieffliegerangriffe: 15 Tote
• durch Kampfhandlungen im Stadtgebiet: 23 Tote
Schäden
• Gesamtzahl der im Landkreis Donauwörth völlig zerstörten Nichtwohngebäude:
- 111 landwirtschaftliche Betriebsgebäude
- 65 Industrie-, Handels- bzw. Bankgebäude
- 1 Kulturbau
- 10 öffentliche Gebäude
• Schäden in Donauwörth infolge der Luftangriffe:
- 75% Totalschäden im Stadtkern
- völlige Vernichtung: 1 Kirche, 2 Schulen, 258 Wohnhäuser
- schwere Beschädigung: Pfarrkirche, Maschinenfabrik, 84 Wohnhäuser
- mittlere und leichte Schäden: 2 Kirchen, 2 Schulen, 169 Wohngebäude
- Vernichtung von über 1/3 der Wohnfläche
- von 1.560 1940 gezählten Wohnungen über 600 zerstört
- völlige Zerstörung der Leonhardskapelle, des Tanzhauses und mehrerer Geschäftshäuser der Reichsstraße
- starke Schäden in der Reichsstraße, der Bäckerstraße, der Kapellstraße, im Spindeltal sowie im Bahnhofs- und Industrieviertel
- Stadtpfarrkirche, Riedertor und Stadtkommandantur stark getroffen
- Zusammenbruch des Telefonnetzes
- starke Beschädigung des öffentlichen Versorgungsnetzes wie Kanalisation, Wasserversorgung, Gasleitungen und Stromversorgung
- 80.000 m³ Bombenschutt
• nach Würzburg meist zerstörte bayerische Stadt
Kriegsende
• April 1945: Bestimmung der offenen Stadt Donauwörth zum Kampfgebiet durch den Abschnittskampfkommandanten der Wehrmacht
• zwischen 22. und 25. April 1945: Beschuss der Stadt durch US-Artillerie, Gefechte mit deutschen Flakeinheiten am Schellenberg
• 24. April 1945: Sprengung der Donaubrücke und der Unteren Wörnitzbrücke durch deutsche Truppen
• 24./25.April 1945: 2. Bürgermeister verhindert mögliche Kampfhandlungen
- Weigerung Panzersperren zu errichten
- Ankündigung Frauen und Kinder aus der Stadt zu evakuieren
- Maßnahmen zur Entfernung der Vernebelungstruppe aus Donauwörth
- Anbringung weißer Fahnen am Stadtpfarrturm
• 25. April 1945: Besetzung Donauwörths durch die US-Armee
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 7.298
1955: 9.758
1961: 10.200
1968: 11.130
• bis Kriegsende: Aufnahme von ca. 400 Bombengeschädigten und Evakuierten aus anderen Reichsgebieten
• nach Kriegsende: Anstieg der Bevölkerungszahl durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene zwischen April 1945 und Juli 1949 von 6.195 auf 8.079 Einwohner
• Ende 1948: noch 480 bis 500 Displaced Persons im ehemaligen Reichsarbeitsdienst-Lager untergebracht
• bis 25. Juli 1949: Aufnahme von 2.150 Flüchtlingen und Evakuierten
• 13. September 1950: 2.003 Heimatvertriebene (8.619 Einwohner insgesamt)
• durch Luftangriffe größere unbekannte Anzahl von Obdachlosen
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• nach Kriegsende: Maßnahmen zur Förderung der Privatinitiative und des Wiederaufbauwillens der Bevölkerung
• Planungen für den Wiederaufbau der Reichsstraße
- Hauptziel: Wiederherstellung des historischen Charakters der alten Reichsstraße als Giebelstraße
- bindendes Konzept detailliert ausgearbeiteter Fassadenpläne zur Gewährleistung einer einheitlichen architektonischen Wirkung des Straßenbildes
- kein originalgetreuer Wiederaufbau der Häuser, dennoch bewusster Verzicht auf völlige bauliche Neugestaltung
- zur verbesserten Nutzbarkeit der Anwesensgrenzen Verschiebung der Häuser, Verbreiterung von Querstraßen, Vereinfachung von Zierformen und Ersatz traufständiger Häuser durch giebelständige
• gesamtstädtischer Baulinienplan, um die zukünftige Stadtplanung in verkehrtstechnischer, baupolizeilicher und hygienischer Hinsicht nach modernen Gesichtspunkten des Städtebaus auszurichten und dabei zugleich den harmonischen Kleinstadtcharakter zu erhalten
• gemäß Konzept moderner Städteplanung großzügige Erschließung von Wohngebiet auf dem Schellenberg (Parkstadt)
• Anfang Mai 1945:
- Fertigstellung einer Behelfsbrücke über die Donau
- Aufräumarbeiten am Bahnhof
- Instandsetzung der völlig zerstörten Eisenbahnbrücke
• ab Januar 1946:
- planmäßige Schuttbeseitigung durch die Stadt in Zusammenarbeit mit der Notgemeinschaft ehemaliger Eisenbahnpioniere
- Auffüllung von Bombentrichtern unterhalb der Donauhalle mit Schutt
• bis Ende 1949:
- Beginn mit dem Wiederaufbau der weitgehend zerstörten Reichsstraße
- Neuerrichtung von 78 Gebäuden, 62 davon in der Altstadt
- Wiederherstellung von 174 Häusern im Stadtkern
- Instandsetzung von 2 Schulen, dem Fuggerhaus, dem Stadtkommandantenhaus, dem Deutschordenshaus und dem Bürgerspital
- Gewährleistung der Wasserversorgung durch einen zusätzlichen Wasserhochbehälter und eine Katastrophenversorgung sowie Reparatur der Kanalisation
- Fortsetzung des Behelfsheimbaus in Neudegg
- allgemeine Förderung des Wohnungsbaus und Erschließung neuer Siedlungsgebiete an der Förgstraße, Schwemmerstraße und im Schmidgarten
• 1946: Vergabe von 20 ersten Bauplätzen in der Neudegger Siedlung
• 1948: Erschließung eines neuen Siedlungsgebietes über der Förgstraße mit 14 Wohnhäusern
• 1949 – 1972: Bau von 1.310 neuen Wohnungen
• 1949:
- Erstellung von 90 Wohnungen
- Erweiterungsbau am Stadtkommandantenhaus zur Unterbringung der Berufsschule
• 1951: Instandsetzung des Rathausdaches und Fassadenerneuerung
• 1952: Schulhausneubau
• 1953:
- Übernahme des Hintermeierhauses als Heimatmuseum und Beginn mit Umbauarbeiten
- Renovierung des Turms der Stadtpfarrkirche und des Kalvarienbergs
• 1954:
- Eröffnung der Unteren Wörnitzbrücke
- Übergang von gasbetriebener auf elektrische Straßenbeleuchtung
• 1955: erneuter Erweiterungsbau am Stadtkommandantenhaus zur Unterbringung der Handels- und Landwirtschaftsschule
• 1956:
- Instandsetzung der Johanniskirche
- Erschließung des Schellenbergs als Siedlungsgebiet „Parkstadt“
- Kasernenbau
• 1957:
- Eröffnung des Gymnasiumneubaus
- Antrag auf Eingemeindung der Parkstadt, des Kasernengeländes, des Guts Schellenberg, der Wohnsiedlungsanlage, der Abtwiese, der Kläranlage, der Kleingärten in Weichselwörth und von 30 Tagwerk Restgelände südlich der Donau
- Neubau des Wasserwerks
• 1959:
- Errichtung einer Druckerhöhungsstation am Wasserwerk
- Eröffnung der Oberen Wörnitzbrücke
Kirchen und Klöster
Kath. Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Donauwörth
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 19.04.1945Wiederaufbau: 1945-1953
St. Leonhardskapelle Donauwörth
Kirchen und Klöster
Zerstörung: 11./19.04.1945Sonstige
Öffentliche Gebäude
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 11.04.1945Ehem. Stadtkommandantenhaus Donauwörth
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 11.04.1945Wiederaufbau: 1946-1949
Öffentliche Gebäude
Zerstörung: 11./19.04.1945Wiederaufbau: 1973-1975
Literatur
DONAUWÖRTH - Nordschwabens freundliche Mitte, München 1973.
GROHSMANN, Lore: Geschichte der Stadt Donauwörth. Von 1618 bis zur Gegenwart Bd. 2, Donauwörth 1978, S. 273 - 285.
HISTORSICHER VEREIN DONAUWÖRTH: Donauwörth, Donauwörth 1975.
SCHWARZ, Othmar / GROHSMANN, Lore: Donauwörth baut, Donauwörth 1970.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 500.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.