Die Babenburg


Quelle: Kaiser Heinrich II., Landesausstellung 2002

Signatur: HEII-LA-2002-04

Entwurf: Sabine Berger, Ebersberg
Grafik: Gruppe Gut, Bozen

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Beschreibung:

Das Problem der Babenburg in Bamberg

Die früheste Erwähnung dieser Wehranlage erst 902 im Zusammenhang mit der Babenberger Fehde bot durchaus Anlass für die Vermutung, es habe sich bei ihr um eine Gründung spätkarolingischer Zeit gehandelt. Archäologische Anhaltspunkte für eine andere - frühere - Datierung schienen bis zum Beginn der Ausgrabungen von 1969 nicht vorzuliegen. 
Dazu passt die von manchen Archäologen bis in jüngste Zeit vertretenen Ansicht, dass Oberfranken östlich von Steigerwald und den Haßbergen im 5. Jahrhundert völlig siedlungsleer geworden und dies bis in die Karolingerzeit geblieben sei. Grundlage für derartige Vorstellungen war das Fehlen von Bodenfunden aus dem mittleren 5. bis frühen 8. Jahrhundert, insbesondere der markanten, beigabenführenden Reihengräberfelder der Merowingerzeit. Dank einer gründlichen Untersuchung der frühmittelalterlichen Keramik wissen wir jedoch mittlerweile, dass Funde aus der Zeit vermeintlicher Siedlungsleere von zahlreichen Plätzen, darunter auch aus den genannten Untersuchungen am Domberg, vorliegen. Bei der Domgrabung jedoch bedeutete es eine erhebliche Überraschung, unterhalb des großflächig erhaltenen Fußbodens im ersten Dom auf die Zeugnisse einer vielschichtigen älteren Niederlassung zu stoßen. Dadurch wurden nicht nur alle Anfangsdatierungen infrage gestellt, der Nachweis eines markanten Nutzungswechsels am Platz gewann zudem für die schon angesprochene Frage der Platzwahl bei der Bistumsgründung Bedeutung.
Unabhängig von der Domgrabung hatte 1972 eine weitere archäologische Untersuchung auf dem Gelände des jetzigen Dom-Mesnerhauses stattgefunden. Als Ergebnis dieser nicht einmal 200 Quadratmeter Fläche umfassenden Grabung südlich des Peterschors legte der Ausgräber einen Rekonstruktionsvorschlag vor, dem gemäß die Babenburg von Anfang an den gesamten Domberg innerhalb seiner in spätmittelalterlichen Formen überlieferten Umwehrung, sogar unter Einschluss der Spitze mit der nachmittelalterlichen Bastion an seinem Südostende, einnahm. Die Babenburg war in dieser Größe als "karolingische Mittelspunktsburg" an zuvor unbesiedeltem Platz entstanden. Das Gründungsdatum für diese rekonstruierten Anlage fiel demnach zusammen mit der Errichtung der ältesten einer ganzen Reihe von Wehr(?)mauern südlich des Peterschors und wurde zunächst mit "um 800", später mit "gegen 820" angegeben, ohne dass für eines dieser Daten Funde oder stratigrafische Zusammenhänge als Begründung vorgestellt worden wären.
Das Positive an jener Grabung war der wenigstens an einer Stelle des Dombergs gelungene Nachweis einer verhältnismäßig früh anzusetzenden Ummauerung, die sich durchaus in Bezug zu einigen Befunden unter dem Dom selbst bringen lässt. Die Anfangsdatierung der Gesamtanlage in die Zeit um oder nach 800 aber stand in deutlichem Widerspruch zum Fundmaterial aus dem Dom, die Vorstellung von einer karolingischen Großburg schien zumindest der Überprüfung bedürftig. 
Die neueren Grabungen erbrachten dann folgendes Bild: Abgesehen von im Dombereich allerdings auffallend seltenen Zeugnissen vorgeschichtlicher Nutzung fanden sich auf dem Ostteil des Dombergs zahlreiche Hinweise auf eine frühmittelalterliche Siedlung überall dort, wo spätere Eingriffe in den Boden ältere Schichten nicht völlig beseitigt hatten, also unter dem südwestlichen Teil des Doms selbst, innerhalb der Alten Hofhaltung, in geringen Resten auf der Fläche östlich des Domkapitelhauses (Diözesanmuseum) und ähnlich wohl schon 1962 im Winkel des Domplatzes vor der Neuen Residenz. Allerdings fällt gerade der Domplatz wegen starker Niveauabsenkungen im 18. Jahrhundert als archäologische Quelle völlig aus.
Die Siedlung bestand lange Zeit aus ebenerdigen und eingetieften Holz- und Fachwerkbauten, von denen sich fast ausnahmslos nur Teilbefunde, lediglich von Grubenbauten auch einige komplette Grundrisse, fassen ließen. Die Anfänge dieser Niederlassung mögen bis in das 6. Jahrhundert n. Chr. zurückreichen, mit Sicherheit bestätigen die zurzeit ausgewerteten Funde, vor allem die Keramik, eine Datierung in das 7. Jahrhundert, also auf jeden Fall in eine Zeit, die deutlich vor dem bisher vermuteten Termin der Neubesiedlung des östlichen Franken oder der angeblichen Gründung der Babenburg liegt. Offensichtlich beschränkte sich die Bebauung anfänglich auf den Ostzipfel des Dombergs, denn im Bereich der Oberen Karolinenstraße blieben frühe Funde gänzlich aus. Und schließlich fehlt vorerst auch jeder Hinweis, der Antwort auf die Frage erlaubt, ob die Niederlassung auf dem Domberg von Anfang an umwehrt war. Falls es schon einen vorkarolingischen Bering gegeben hat, dürfte er wohl nur aus Wall und Graben bestanden haben, doch könnten nur weitere Ausgrabungen in diesem Punkt Klarheit schaffen.

Quelle: Sage, Walter: Die Ausgrabungen im Bamberger Dom, in: J. Kirmeier, B. Schneidmüller, St. Weinfurter, E. Brockhoff (Hrsg.), Kaiser Heinrich II. 1002-1024, Augsburg 2002, S. 93-109.

Literatur:

  • Sage, Walter: Die Ausgrabungen im Bamberger Dom, in: Heinrich II. 1002 - 1024, hg. von Josef Kirmeier / Bernd Schneidmüller / Stefan Weinfurter et al., Augsburg 2002, S. 93-109
  • Geschichte aus Gruben und Scherben. Archäologische Ausgrabungen auf dem Domberg in Bamberg. Ausstellung 20. Juni - 31. Oktober 1993, hg. von Joachim Zeune (Schriften des Historischen Museums Bamberg 26), Bamberg 1993.
  • Pescheck, Christian: Ausgrabungen auf dem Domberg in Bamberg, in: Bericht des Historischen Vereins Bamberg 99 (1963), S. 425-442.