Mit der Erhebung des strategisch gut gelegenen Ortes Ingolstadt zur Stadt durch Otto II. von Wittelsbach um 1250 erfolgte auch die Gründung der Burg. Unter Herzog Stephan III. (1375-1413) wurde Ingolstadt kurzzeitig Hauptresidenz einer neuen Linie Bayern-Ingolstadt, die jedoch bereits unter Herzog Ludwig dem Gebarteten (1413-1447) wieder erlosch, wodurch Ingolstadt an die Linie Bayern-Landshut ging. Die inzwischen zum Burgschloss ausgebaute Burg diente den bayerischen Herzögen als Nebenresidenz, Jagdsitz und Kanzlei. Stadt und Burgschloss wurden 1537-1573 mit großem Aufwand artilleriegerecht befestigt und zu einer Landesfestung ausgebaut, die man 1654-1662 modernisierte. Nach der Schleifung durch die Franzosen (um 1800) erneuerte man 1828-1850 die Festungswerke. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1703) diente das Burgschloss kaiserlichen Truppen als Kaserne, dann von 1788 bis 1918 nur noch militärischen Zwecken. 1925 wurde hier ein Stadtmuseum eingerichtet, das im Zweiten Weltkrieg mehrere Bombentreffern erlitt. Das in der Folge wieder instand gesetzte Burgschloss beherbergte fortan zusätzlich noch das Stadtarchiv sowie das 1972 eröffnete Bayerische Armeemuseum, im innen modernisierten Herzogskasten befindet sich die Stadtbibliothek.
Text: Joachim Zeune
Koordinaten: 11.424859, 48.764633
Baugeschichte
Einziger erhaltener Bau der Gründungsburg ist der Herzogskasten, auch „Altes Schloss“ genannt. Er steht im Süden der Stadt und erhielt um 1500 neue Giebel mit Erkern.
Um 1418 begann im Osten der Stadt der Bau des „Neuen Schlosses“, der sich über mehrere Jahrzehnte hinzog. Dieser Gebäudekomplex war vollständig in die Stadtbefestigung integriert. Die überaus prächtige Innenausgestaltung wurde erst in den 1480er-Jahren durch Herzog Georg den Reichen fertig gestellt. Der Bauzustand von 1537-1573 ist auf dem berühmten Stadtmodell des Jakob Sandtner von 1574 gut nachzuvollziehen. Kurz darauf, um 1575, entstand der stadtseitige Torbau mit seinem prachtvollen Renaissanceportal, zugleich überformte man punktuell das Burgschloss. 1616 musste das oberste Geschoss des Fünfeckturms nach Blitzschlag erneuert werden. Mitte des 18. Jahrhunderts sah Ingolstadt eine barocke Überformung, damals entstand auch der Turm über dem stadtseitigen Torbau.
Text: Joachim Zeune
Baubestand
Der Baubestand ist trotz seiner intensiven nachmittelalterlichen Umnutzung noch immer sehr eindrucksvoll. Vom „Alten Schloss“ zeugt der erhaltene stattliche Herzogskasten; das „Neue Schloss“ präsentiert sich als komplexe, erst über vier Hauptbauphasen zusammen gewachsene Vierflügelanlage. Man betritt die Vorburg, deren auffälligster Baukörper das 1460 oder 1473 angeblich als Getreidehaus über dem Südwesteck erbaute Zeughaus ist, durch das imposante Burgtor von ca. 1575 (Turm barock). Die Hauptburg bildet tatsächlich lediglich die Nordseite der Vorburg, sie besitzt keinen eigenen Burghof. Der Zugang zu dieser Gebäudezeile im Norden erfolgt über ein wohl um 1480 angelegtes Doppelportal, das direkt in den imposanten Hauptbau (spätes 15. Jahrhundert) mit seinen beiden starken, maulschartenbewehrten Flankierungstürmen führt. Über der Westhälfte stehen das in die Zeit um 1368 zurück reichende Feldkirchener Tor und die Statthalterei.
Text: Joachim Zeune
Touristen Information
Öffnugnszeiten und Informationen über die im Herzogskasten untergebrachte Stadtbücherei finden Sie hier.
Das Bayerische Armeemuseum informiert ausführlich auf seiner Website, ebenso Stadtmuseum und Stadtarchiv Ingolstadt.