Burgen
in Bayern

Burgruine Werdenstein Immenstadt im Allgäu-Eckarts

Werdenstein war Stammsitz des gleichnamigen Geschlechts, das erstmals 1239 mit Hildebrand von Werdenstein in Erscheinung tritt. Spätestens ab 1350 hielten die Werdensteiner das erbliche Ehrenamt des Kämmerers am Stift Kempten und zählten somit zu den angesehenen Geschlechtern dieser Region. Anfang des 15. Jahrhunderts zwang sie eine heftige Fehde gegen die benachbarten machthungrigen Grafen von Montfort unter den Schutzschirm des Hauses Habsburg, was die Montforter aber nicht davon abhielt, im Jahr 1457 Werdenstein zu belagern. Im Bauernkrieg plünderten die Bauern 1525 die Burg. Nach der Verlagerung ihres Hauptsitzes nach Dellmensingen bei Ulm 1659 unterhielten die Herren von Werdenstein auf der Burg nur noch einen Amtssitz und ein sporadisch genutztes Sommerdomizil. 1785 erwarben die Grafen von Königsegg-Rothenfels die Burg, nur um sie als Steinbruch zu nutzen. 1898 erwarb die Familie Rapp die Burgruine und führte ab 1988 eine Sanierung der Burgmauern durch. Dabei erhielt der Torturm sein heutiges Pultdach.

Text: Joachim Zeune

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Koordinaten: 10.244750, 47.604056

Baugeschichte

Die wohl kurz nach 1200 errichtete Burg umfasste vermutlich einen wuchtigen quadratischen Bergfried, einen Palas und die obligate Ringmauer. 1469 wurde eine intra muros castri Werdenstein, also eine innerhalb der Burgmauern stehende Kapelle St. Georg geweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der nach hinten offene Torturm, der sich über seine Schießscharten vorzüglich datieren lässt. Diese sind außen als liegende, innen dagegen als stehende Schlitze ausgebildet (so genannte Schlitzmaulscharten). Diese seltene Schartenform erscheint nur zwischen 1460 und 1480 und taucht auch am Artillerieturm der nahen Burg Laubenbergerstein (um 1460) auf, der zweifelsohne den Prototyp für Werdenstein darstellt. Nach den Belagerung von 1457 bestand die dringende Notwendigkeit, die Burg auf Verteidigung durch Hakenbüchsen umzurüsten. 1988 führten die Eigentümer eine Sanierung der Burgmauern durch, in deren Verlauf der Torturm sein heutiges Pultdach erhielt.

Text: Joachim Zeune

Baubestand

Südlich von Eckarts stehen auf einem mäßig steilen, dicht bewaldeten Hügel die Mauerreste der einst imposanten Burg, die vom benachbarten Burg-Café Werdenstein aus zu Fuß bequem zu erreichen sind. Vom Bergfried auf dem höchsten Punkt des Burghügels und vom Palas am Südosteck sind kaum noch Spuren zu sehen, wie auch von der Ringmauer und einem kleinen mauerbündigen Wehrturm am Südwesteck. Besterhaltener Baukörper ist der Torbau, der von der westlich vorgelagerten Vorburg erreicht wurde. Nach innen, das heißt rückseitig war der Torturm offen bzw. allenfalls im Obergeschoss durch eine Holzwand geschlossen. Sein Mauerwerk aus Sandbruchsteinen bewahrt neben der rundbogigen, innen flach mit Holz gedeckten Toröffnung mehrere interessante Schießscharten für Hakenbüchsen.

Text: Joachim Zeune

Touristen Information

Die Burgruine ist jederzeit kostenfrei zu besichtigen. Das von der Eigentümerfamilie der Burgruine betriebene Burgcafé Werdenstein bestückt seine Küche weitgehend mit Produkten aus dem eigenen Schlosshof, einem 23 Hektar umfassenden Grünlandhof. Vom parkplatz am Burgcafé sind es ca. 50 Meter zur Ruine.

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