Biografien
Menschen aus Bayern

Simon Leonhard (Aron) Seligmann von Eichthal Hoffaktor und Bankier, Mitbegründer der Bayerischen Hypo-Bank

geb. 11.08.1787, Leimen
gest. 28.08.1854, München

Wirkungsort: München

Als Unternehmer und Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank führte Simon Seligmann (ab dem 22. September 1814) von Eichthal das Münchner Bankhaus seines Vaters Aron Elias Seligmann von Eichthal (1747-1824) weiter. Wie sein Vater war er zum protestantischen Christentum konvertiert. Simon von Eichthal beteiligte sich rege an der einsetzenden Industrialisierung in Bayern. Zu erwähnen ist seine Teilhaberschaft an der Mayerschen Lederfabrik in Obergiesing, dem Kohlebergbau in Penzberg, eine Tafelglasfabrik in Nantesbuch sowie sein Beitrag zum Bau der Eisenbahnlinie Augsburg-München. Von Eichthal war bis 1836 Generalagent der französischen "Compagnie Royal" und betätigte sich auch im Versicherungswesen. Im öffentlichen Leben war er Staatsrat des Königreichs Griechenland, Landrat des Isar-Kreises und Gründungsmitglied der Münchner Handelskammer. Bleibende Bedeutung kommt ihm durch seine führende Rolle in der Gründung der "Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank" 1835 zu, der Notenbank des Königreichs Bayern. Simon von Eichthal wurde nicht nur einer der ersten sieben Administratoren im Aufsichtsrat, sondern leitete die Hypo-Bank auch von 1834 bis 1844 und von 1850 bis zu seinem Tod als Direktor.

Simon Aron Seligmann war eines der zehn Kinder von Aron Elias Seligmann. Die Familie Seligmann gehörte um 1800 zu den bedeutendsten Hoffaktoren in Bayern und Baden. 1814 wurden sie als Zeichen der Anerkennung ihrer Leistungen für die Wittelsbacher in den Freiherrenstand mit dem Namen Eichthal erhoben. Im Jahr 1809 heiratete Simon Seligmann mit 22 Jahren seine fast gleichaltrige Nichte Julie Mayer, mit der er sieben Kinder bekam. Am 18. Januar 1816 ließen sie sich in St. Michael zu Berg am Laim katholisch taufen. Am 28. August 1854 starb Simon von Eichthal. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München, wo er zusammen mit seiner Frau Julie begraben wurde. 

Simon Seligmann trat in das Bankhaus seines Vaters Aron Elias Seligmann ein, wo er das Geschäft für Mobiliar-Feuerversicherungen betrieb. Nach dessen Tod im Jahr 1824 führte er das Münchner Bürgerhaus weiter und wandte sich dem industriellen Aufbau Bayerns zu. So beteiligte er sich an der Lederfabrik und an der Mühle in Obergiesing, am Kohleabbau in Penzberg und an der Tafelglasfabrik Nantesbuch bei Weilheim. Außerdem war er Generalagent der französischen Versicherungsgesellschaft "Compagnie Royal". 1832 erhielt er als Königlich Bayrischer Hofbankier vom König das Ritterkreuz des königlichen Zivil-Verdienst-Ordens. Zudem übernahm er von 1832 bis 1837 die Vermittlung bayerischer Staatsanleihen an Griechenland, wofür er den Titel eines königlichen griechischen Staatsrates erlangte. Nach der Eröffnung der Nürnberg-Fürther Eisenbahn 1835 schloss Simon von Eichthal sich mit Augsburger Handelshäusern zusammen, um den Bau einer Eisenbahnstrecke von Augsburg nach München zu finanzieren und wurde Vorsitzender der Comité-Sektion München der dafür in beiden Städten gegründeten Aktiengesellschaft. Die Bahn wurde im Jahr 1840 eröffnet, vier Jahre später allerdings an den bayerischen Staat verkauft. Außerdem war er Landrat des Isarkreises, Vorstand des Verwaltungsausschusses des Münchner Handlungs-Gremiums und Gründungsmitglied der Münchner Industrie- und Handelskammer. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1854 gründete er mit 200.000 Gulden eine Familienstiftung, die sowohl seine Nachkommen als auch das Münchner Waisenhaus und Stadtkrankenhaus bedachte, das Vermögen wurde jedoch während der Hyperinflation im Jahre 1923 restlos vernichtet.

Besonders bedeutsam ist die Mitbegründung der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank im Jahr 1835 nach den Befreiungskriegen durch Simon von Eichthal. In Folge hatten sich viele Bauern und Handwerker verschuldet und benötigten Geld. Sogenannte "Bauernleger" schossen den Bauern das Geld vor, um es dann in ungünstigen Zeitpunkten zurückzufordern, weshalb König Ludwig I. eine unter staatlicher Aufsicht stehende Kreditbank gründen wollte. Simon von Eichthal war als Hauptaktionär mit 3,3 Millionen Gulden, also circa einem Drittel des Grundkapitals, an der Gründung beteiligt. Bis 1850 war er der Direktor und bestimmte wesentlich die Geschäftspolitik der Bank. Neben Kreditgeschäften konnten dort auch Feuer- und Lebensversicherungen abgeschlossen werden. Die Bank wurde zwischen 1848 und 1856 zum Vorbild der ersten deutschen Bankgründungswelle.


(Kea Grimmelt)

Literatur

  • Franziska Jungmann Stadler: Drei Generationen Seligmann-von Eichthal in München, "allda etablierte Banquiers". In: Haus der Bayerischen Geschichte (Hg.) / Manfred Treml / Wolf Weigand: Geschichte und Kultur der Juden in Bayern, Bd. 2: Lebensläufe. München 1988 (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur 18), S. 53-58.
  • Heinrich Schnee: Die Familie Seligmann-Eichthal als Hoffinanziers an süddeutschen Fürstenhöfen. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 25 (1962), S. 163-201.
  • Joseph Maria Lutz / Wolfgang Zorn: "Eichthal, Simon Freiherr von". In: Neue Deutsche Biographie (NDB) 4. Berlin 1959, S. 386f.

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