Zeitzeugen berichten

Wolfgang Nowak Dipl. Betriebswirt (FH), Widerstandsaktivist gegen die WAA Wackersdorf

Signatur
zz-1547.04
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1987

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Wolfgang Nowak über den besonders brutalen Einsatz einer Berliner Spezialeinheit der Polizei in Wackersdorf, bei dem es zu zahlreichen Verletzten kam.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Thematisches Zeitzeugeninterview mit Wolfgang Nowak, aufgenommen am 16.03.2014 in Schwandorf, über sein Engagement gegen die WAA Wackersdorf, unterschiedliche Formen des Protests, die Polizeieinsätze, juristische Auseinandersetzungen und die Oberpfälzer Mentalität.

Biogramm

Wolfgang Nowak wurde 1950 geboren und absolvierte eine Ausbildung als Industriekaufmann. Er war acht Jahre beim Bundesgrenzschutz tätig, studierte dann BWL mit dem Abschluss Betriebswirt (FH) und wechselte später als Buchhalter in den Öffentlichen Dienst. Wolfgang Nowak engagierte sich seit Ende der 1970er-Jahre gegen Kernkraftwerke in Deutschland. Als 1981 Pläne zur Errichtung der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf bekannt wurden, gründete er zusammen mit anderen eine Bürgerinitiative gegen die Errichtung der Anlage. Die BI Schwandorf wurde in den folgenden Jahren eine zentrale Anlaufstelle für die Widerstandsbewegung gegen die WAA.

Auch nach dem Baustopp 1989 blieb Wolfgang Nowak aktiv: Aus den langen Jahren des Protests entstand ein weltweites Netzwerk zu anderen Anti-Atom-Aktivisten, u.a. ins niedersächsische Gorleben. Bis heute pflegt er Kontakte bis nach Tokio.

Wolfgang Nowak ist so etwas wie das „Gedächtnis“ des Anti-WAA-Protests: Er sammelt Dokumente, Fotos und Objekte von den Protestaktionen und hält Kontakt zu den ehemaligen Mitgliedern der BI Schwandorf. Einige Objekte hat er 2014 dem Haus der Bayerischen Geschichte für dessen 2019 eröffnetes Museum in Regensburg überlassen.

Wolfgang Nowak führte auch das Archiv der BI, das inzwischen an das Staatsarchiv Amberg übergeben wurde. Darüber hinaus ist er in vielen Vereinen ehrenamtlich aktiv. So ist er Kassier im Landschaftspflegeverband des Landkreises Schwandorf und beim Kreisverband des Landesbundes für Vogelschutz. In der Vorstandschaft der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung arbeitet er seit vielen Jahren mit. Er war einer der ersten, die sich 2015 ff. in der Hilfe für Geflüchtete in Schwandorf engagierten. Seit vielen Jahren führt er den Eine-Welt-Laden der Pfarrei Fronberg mit großem Erfolg. Seinem Engagement ist es zu verdanken, dass die Stadt Schwandorf die Anerkennung als „Fair Trade“-Stadt erhielt.

Inhalte

Geboren 1950 – 1981 noch Zustimmung zur Atomkraft und Kernenergie – Fortschritt als Hauptgrund – Bedenken durch gesundheitliche Risiken der WAA – Auslaufen des Braunkohleabbaus – Furcht vor Arbeitslosigkeit – Engagement in der Bürgerinitiative ab 1981 – Tätigkeit als Kassier – erster Erörterungstermin zur Teilerrichtungsgenehmigung 1984 – reine Formsache – zweiter Erörterungstermin 1988 – Teilerrichtungsgenehmigung und Genehmigung zur Rodung 1985 – Demonstrationen – Bauplatzbesetzungen – erstes Hüttendorf und Räumung – Errichtung des zweiten Hüttendorfes – zunehmend auch auswärtige Demonstranten – Diskussionen über Sachbeschädigungen und Gewalt – Sonntagsspaziergänge mit Andacht – Scherze und Aktionen wie Langlaufen am Zaun – Konfrontationen mit der Polizei – Überthematisierung der Gewalt in der Presse – Großdemonstrationen zu Ostern und Pfingsten 1986 – Einsatz von Wasserwerfern und CN/CS-Gas – Eskalation der Lage durch Festnahmen – Brand von Polizeifahrzeugen – Gasgranaten von Hubschraubern – Todesfall – Falschdarstellungen in der Presse – Massenanzeigen durch die Polizei – Vermummungsverbot – Betreibergesellschaft DWK – Spenden an Fußballvereine und die Stadt Wackersdorf – Protest gegen die WAA führt zu harten Konflikten innerhalb von Familien – WAAhnsinn-Festival 1986 in Burglengenfeld – 100.000 Besucher – Gerichtsentscheidung – Polizeiaufgebot – juristische Auseinandersetzung – Aufhebung der Teilerrichtungsgenehmigung – Geldprobleme – Fehler der Staatsregierung – Gewalt – Einsatz der Berliner Spezialeinheit der Polizei – wahllose Prügelattacken – Verletzungen – schlechtes Bild in der Presse – Baustopp durch den Verwaltungsgerichtshof 1988 – Tod von Franz Josef Strauß 1988 – Ende der Bauarbeiten 1989 – Verlegung der WAA nach Frankreich (La Hague) – Unterstützung des Anti-Atom-Protests in Gorleben – Begründung einer Protestkultur – christlich motivierter Protest – Haltung der Amtskirche – Treffen mit dem Regensburger Bischof Manfred Müller – Auftreten des Staates – Druck auf Lehrer und Beamte – Gesetzesänderungen – Arroganz der Macht – persönliche Entwicklung durch den Protest – Misstrauen gegenüber dem Staat.

Daten

Art:
Thematisches Zeitzeugeninterview
Dauer:
1:00 h
Aufnahmedatum:
16.03.2014
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.