Zeitzeugen berichten

Helmut Wolf 1986-1989 Zugführer der Bereitschaftspolizei bei den WAA-Demonstrationen in Wackersdorf

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Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Helmut Wolf über den Ablauf bei Festnahmen von Straftätern im Kontext des Baus der WAA Wackersdorf und das Abwägen des Gefahrenpotenzials bei Einsätzen der Polizei.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Thematisches Zeitzeugeninterview mit Helmut Wolf, aufgenommen am 30.12.2015 in Hirschaid, über die Aufgaben der Bereitschaftspolizei in Wackersdorf zur Zeit des Baus der WAA ab 1986, die Aktionen der Demonstranten, die psychische und physische Belastung der Polizeibeamten, die Ausrüstung der Polizei, die Rolle der Politik und die Reaktion auf den Beschluss zur Einstellung des Bauvorhabens 1989.

Biogramm

Helmut Wolf wurde 1954 geboren. Er absolvierte eine Ausbildung bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Ab August 1986 war er als Zugführer einer Einsatzhundertschaft bei den Auseinandersetzungen um den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Brennelemente in Wackersdorf eingesetzt (WAA). Helmut Wolf erlebte die ständig sich steigernden Auseinandersetzungen bis zum Ende der Bauarbeiten 1989, die ihn persönlich nachhaltig geprägt haben.

Inhalte

Geboren 1954 – Einsatz als Polizist in Wackersdorf ab August 1986 – Alltag der Bereitschaftspolizei im Bereich des WAA-Geländes in Wackersdorf – Aufgabengebiete der Bereitschaftspolizei in Wackersdorf – Einsatzorte verteilt über das WAA-Gelände – Ausrüstung der Bereitschaftspolizei – Einsatz der Bereitschaftspolizei am zweiten Weihnachtsfeiertag 1986: Sachbeschädigungen durch Demonstranten, Verhaftungen von Straftätern aufgrund der Menschenmassen unmöglich, körperliche Angriffe auf Polizisten, Angriffe mit Steinen und Flaschen – Aktionen von Demonstranten gegen den Bau der WAA – Psychische Belastung der Polizeibeamten – Entsetzen über Verhalten der Demonstranten – Molotow-Cocktail-Angriff auf ein bemanntes Polizeifahrzeug an Pfingsten 1986 – Wenige Kontakte zu Demonstranten – Taktik der ‚Clowns-Armee‘ – Demonstrationsgruppe ‚Schwarzer Block‘ – Einsatz von Kontakt- und Gesprächsbeamten – Zusammensetzung der Demonstranten-Gruppen – Die Rolle von Politikern bei den Demonstrationen – Provokationen der Polizeibeamten durch Demonstranten – Befehlskette der Polizei – Aufgabe der taktischen Einheit (Einsatz-Zug mit 20-30 Personen) – Körperliche Belastung der Polizeibeamten – Abwehrmöglichkeiten der Polizei gegen die Demonstranten: Einsatz von Wasserwerfern, Festnahmen – Aufgabe der Polizei: Straftaten verhüten, Identitätsfeststellung/Festnahme des Straffälligen, Beweissicherung – „Einschreitschwelle“, Recht zur Notwehr seitens der Polizeibeamten – Einsatz von Schlagstöcken oder Tränengas vom Einsatzstab angeordnet – Keine Kenntnis vom Einsatz von Polizeihunden – Einsatz einer Berliner Spezialeinheit 1987 – Gedenkfeiern am Marterl (Flurkreuz nahe des WAA-Geländes) – Unterscheidung in friedliche und unfriedliche Demonstranten (nicht nach der Herkunft der Demonstranten) – Polizeiinterne Diskussionen über den Sinn der Einsätze – Rückgang des Widerstands ab 1988 – Einstellung des Baus der WAA im April 1989 – „Zwangszeit“ nach der Ausbildung für Polizisten ohne Versetzungsmöglichkeit – Polizeieinsatz: Suche nach „Erddepots“ – Brandangriff auf Posthäuschen – Attacken bei Großdemonstrationen – Keine Kenntnis über gezielte Provokation gegenüber Demonstranten seitens der Polizei – Kasernenbau erst nach Einstellung des Baus der WAA 1990 abgeschlossen – Reaktionen der Widerständler auf Verbote – Einsätze bei Demonstration in Burglengenfeld – Angriffe auf Polizeizüge durch Demonstranten – „Bürgerkriegsähnliche Zustände“ – Einschätzung der Ambitionen externer Demonstranten: „Event-Wochenende“ ohne strafrechtliche Verfolgung – Angriff auf Essensfahrzeug (VW-Bus zur Verpflegung der Polizei) – Ablauf bei Festnahmen von Straftätern – Beleidigungen junger Polizisten bei Gerichtsverhandlungen – Sinnlosigkeit von Festnahmen – Abwägen der Gefahr beim Einsatz („Dominanzentscheidung“) – Einsatzposition des Zugführers – Realisierung der Gefahr nach dem Einsatz – Austausch und Kommunikation innerhalb der Polizei – Besuch der Polizei durch Dr. Peter Gauweiler (Staatssekretär im Innenministerium) an Weihnachten 1986 – Vertreter der Politik vor Ort – Arbeitskreis „Kritische Polizeibeamte“ (Polizistenvereinigung gegen den Bau der WAA) – Überraschung über die Einstellung des Baus der WAA 1989 – Einordnung der Gewalt im Rahmen des Baus der WAA in den Kontext deutschlandweiter Ereignisse – Ende des Einsatzes der Bereitschaftspolizei mit Einstellung des Baus der WAA im April 1989 – Polizeistrukturen (örtliche Polizei, Bereitschaftspolizei) – Persönliche Prägung durch Einsatz in Wackersdorf – Ärger über Betreiber/Verantwortliche der WAA – Polizei als Prügelknabe für Fehlentscheidungen der Politik – Unberechenbarkeit der Demonstranten – Gehorsam gegenüber den Gesetzen und Vorgesetzten – Kündigungen von Polizisten während des Einsatzes in Wackersdorf – Gespaltene Meinungen zum Bau der WAA innerhalb der Polizei – Interpretation des Artikel 20, Absatz 4 des Grundgesetzes über das Widerstandsrecht der Bürger bei Gefährdung der demokratischen Grundordnung – Persönliches Bild von Bayern – Meinung zum Umgang mit Asylbewerbern und Flüchtlingen heute.

Daten

Art:
Thematisches Zeitzeugeninterview
Dauer:
0:45 h
Aufnahmedatum:
30.12.2015
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.