Zeitzeugen berichten

Anna Pröll Widerstandskämpferin, KZ-Überlebende

Signatur
zz-0468.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1933

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet die KPD-Widerstandsaktivistin Anna Pröll von ihrer Inhaftierung im Gefängnis München-Stadelheim 1933/34.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit der KPD-Widerstandskämpferin Anna Pröll, geführt am 20.10.1997 in Augsburg.

Biogramm

Anna Pröll wurde 1916 in Augsburg-Pfersee als Anna Nolan geboren und wuchs im Augsburger Textilviertel auf. Sie wurde 1932 Mitglied im Kommunistischen Jugendverband und betätigte sich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 aktiv in einer Widerstandsgruppe. Nach ihrer Verhaftung und Verurteilung wegen Vorbereitung zum Hochverrat 1933/34 war sie insgesamt 21 Monate in München-Stadelheim und Aichach inhaftiert. Anschließend kam sie bis 1937 ins KZ Moringen. Sie heiratete 1938 trotz Repressalien der Gestapo Josef Pröll, der 1939 verhaftet wurde und bis zum Kriegsende 1945 inhaftiert blieb. Nach der Geburt ihres Sohnes 1939 musste Anna Pröll allein für ihren Lebensunterhalt sorgen. Sie überlebte die alliierten Bombenangriffe auf Augsburg und Nürnberg 1944/45 und bekam 1944 einen Gestellungsbefehl als Flakhelferin. Da sie den Dienst verweigerte, musste sie bis Kriegsende untertauchen. Nach dem Krieg engagierte sich Anna Pröll für Demokratie und Frieden – in Schulklassen berichtete sie über die NS-Zeit und den antifaschistischen Widerstand. Ihr Sohn Josef Pröll drehte gemeinsam mit Wolfgang Kucera einen Dokumentarfilm („Anna, ich hab Angst um dich“) über das Leben der Mutter – dieser wurde im Februar 2002 in Augsburg uraufgeführt. Am 31.03.2003 erhielt Anna Pröll die Ehrenbürgerwürde der Stadt Augsburg. 2006 ist sie in Augsburg verstorben.

GND: 123622298

Inhalte

Eltern: Textilarbeiter – Jugend im bürgerlichen Turnverein: nationales/vaterländisches Denken – Arbeitersportverein – Inflation – Messerschmitt-Werke Augsburg – Vater: KPD-Mitglied 1931 – Demonstrationen in Wertacher Vorstädten: Betriebs-/Industriestadt Augsburg – Mitglied im Kommunistischen Jugendverband 08.03.1932: Literatur – "Mein Kampf" – Ausbildung als Verkäuferin – Vater: Flugblatt – Hausdurchsuchungen/Politische Polizei der Weimarer Republik: Verurteilung des Vaters/ein Jahr Haft (Januar 1933) – NS-Machtübernahme 30.01.1933 – Reichstagsbrand 27.02.1933 – Verhaftungen in Augsburg: Gefängnis Katzenstadl – Verhaftung der Mutter März 1933: Besuche – Kündigung der Werkswohnung – Widerstand: Gruppe/Flugblätter – Kontakt mit Münchner Gruppe – Razzia in Wertacher Vorstadt/Zeitungsmeldungen – Volksfest Plärrer – Gestapo: Abgesperrtes Stadtviertel/SA/Verhaftung 01.09.1933 – Jugendamt: Entlassung 22.01.1934 – erneute Verhaftung – Gerichtsverhandlung Juli 1934: Vorbereitung zum Hochverrat – Schutzhaft: Gefängnis München-Stadelheim – Gerichtsverhandlung März 1935: Beihilfe zum Hochverrat – insgesamt 21 Monate Haft: Frauengefängnis Aichach – Vater: KZ Dachau (31.10.1937 Tod) – Entlassung April 1936: Gestapo – (Frauen-)KZ Moringen: Ankunft/Solidarität – Aufbau des Lagers: Judensaal/Bayernsaal – `praktizierte NS-Rassenlehre´ – Arbeit: Stubendienst/Feldarbeit – Kontakt mit Außenwelt/Radioansprachen Hitlers – Besuch Himmlers – Zeugenvorladung Volksgerichtshof Berlin: Prozess Ernst Lörcher Januar/Februar 1937 – Entlassung 21.06.1937 – Zugfahrt nach Augsburg/Wiedersehen mit Mutter – Überwachung durch Gestapo: Meldung jeden zweiten Tag – Hilfsarbeiterin in Ausbildungsfirma – Hochzeit mit Josef Pröll 05.11.1938: Probleme mit der Gestapo – Geburt des Sohnes im Februar 1939/Krankenhausaufenthalt – Verhaftung des Ehemanns (KZ Dachau/KZ Natzweiler/KZ Buchenwald) – Beginn Zweiter Weltkrieg: 01.09.1939 – Wohlfahrtsamt – Arbeit in Schreinerei Jacobi: Schleifmaschine – Kündigung/Anzeige bei Arbeitsgericht durch Arbeitgeber Jacobi – Büroarbeit in Kohlen-/Baustoffgroßhandlung 1943: Registratur – Treffen mit Ehemann (KZ-Haft) bei Zugtransport 01.06.1943 – Hartwimmer-Olschewski-Gruppe München: Quartiersuche in Augsburg – Verhaftung/Verhör – Calais-Sender 24.08.1944: Bombenangriff KZ Buchenwald – Bombenangriff Messerschmitt-Werke/MAN/Augsburg: Tod der Schwiegermutter – keine Sprecherlaubnis KZ Buchenwald: Treffen mit Ehemann 1944 – Tod Fritz Pröll (Bruder des Ehemanns) KZ Dora 22.11.1944 – Treffen mit Ehemann im KZ Buchenwald: 05.11.1944/Dezember 1944 – Stellungsbefehl als Flakhelferin Dezember 1944 – Flakkaserne Zirndorf/Nürnberg: Dienstverweigerung – Bombenangriff Nürnberg 13.02.1945 – illegal in Augsburg bei Schuster bis Ostern 1945 – Unterkunft bei Mutter/Verwandten im Fränkischen bis Kriegsende 08.05.1945 – Befreiung KZ Buchenwald 11.04.1945/US-Freigabe der Häftlinge Juni 1945 – SS-Sonderformation Dirlewanger – Neues Leben nach dem Krieg – Dokumentarfilm über Anna Pröll: „Anna, ich hab Angst um dich“. Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Ernst Udet – Adolf Hitler – Maria Töppl, Mitgefangene – Centa Beimler, Mitgefangene – Dora Hösl, Mitgefangene – Adelheid Lissmann, Mitgefangene – Heinrich Himmler – Leonhard Hausmann – Josef Wagner.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
2:00 h
Aufnahmedatum:
20.10.1997
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.