Im hier gezeigten Ausschnitt spricht Wolfgang Aigner über die im Bayerischen Rundfunk praktizierte trimediale Inhaltsvermittlung auf Audio-, Video- und Schriftebene. Dabei problematisiert er den drohenden Qualitätsverlust durch die von einer Person zu leistende Berichterstattung auf drei ganz unterschiedlichen Verbreitungswegen.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Wolfgang Aigner, geführt am 19.11.2022 in Eggenfelden, über seine Tätigkeit beim Bayerischen Rundfunk, die regionale Berichterstattung des BR, die Anpassung des Hörfunkangebots des BR an die wechselnde Nachfrage des Publikums, die Einflussnahme von Politik und Kirche auf den Hörfunk, die Umstrukturierung der BR-Hörfunkwellen, das neue Konzept der Trimedialität sowie über die Rolle von Frauen im Hörfunk.
Biogramm
Wolfgang Aigner wurde 1951 im niederbayerischen Eggenfelden geboren. Nach dem Abitur studierte er an der LMU in München Geschichte, Germanistik und Politik. Parallel zum Studium, das er mit dem Titel eines „Magister Artium“ abschloss, begann er Anfang 1974 als „freier“ Reporter und Moderator für die Bayernabteilung des BR-Hörfunks zu arbeiten. 1977 folgte die Festanstellung als Redakteur bei Bayern 3. In den 1980er-Jahren wurde er mehrmals ins Ausland geschickt - vor allem nach Frankreich und in die USA, von wo er als Korrespondent für mehrere ARD-Anstalten berichtete. Zurück in München konnte er, aufbauend auf der Erfahrung mit „All News“-Radios und TV-Sendern wie CNN, Deutschlands erstes „Informationsradio“ konzipieren, organisieren und 13 Jahre lang als Programmchef leiten. Aus B5 aktuell, das im Mai 1991 zunächst als Experiment startete, wurde bald ein fester Bestandteil der Programmfamilie des BR-Hörfunks. 2004 übernahm Aigner die Leitung des BR-Programmbereichs Kultur und Gesellschaft und wurde somit Programmchef des BR-„Kulturprogramms Bayern2“. Nach einer grundlegenden Reform, bei der der Programmablauf, viele Präsentationsformen und auch die Gestaltung des Musikanteils modernisiert worden waren, wurde aus „Bayern2" Deutschlands meist gehörtes Kulturprogramm, aus dem sich mehr und mehr auch das digitale Angebot des BR-Hörfunks speiste, das heute in der BR-Mediathek abrufbar ist. Wolfgang Aigner ging 2016 nach fast 43 Jahren in Diensten des Bayerischen Rundfunks in den Ruhestand.
Inhalte
Geboren 1951 – BR-Intendant Albert Scharf und BR-Hörfunkdirektor Udo Reiter als Initiatoren von „B5 aktuell“ im Jahr 1990 – Anfängliche Entwicklung der B5 aktuell-Produktion – Frühes Interesse an internationalen Ereignissen und Aigners Schulzeit – Stellenwert einer akademischen oder handwerklichen Ausbildung in der heutigen Generation – Studium der Germanistik, Geschichte und Sozialkunde an der LMU – Beginn der Hospitanz beim BR im Jahr 1974 – Einstieg im Regionalprogramm des BR als Freier Mitarbeiter – Annahme einer Festanstellung in der Serviceredaktion von Bayern 3 im Jahr 1977 trotz Gehaltseinbußen – Herausforderungen bei den ersten Hörfunkbeiträgen als Freier Mitarbeiter – Besonderheiten eines Hörfunktextes im Vergleich zu Fernseh-, Online- oder Zeitungstexten – Meinung zur neu aufkommenden trimedialen Inhaltsvermittlung im Hörfunk, im Fernsehen und im Internet – Ökonomische Vorteile und potenzieller Qualitätsverlust einer trimedialen Berichterstattung – Kritik am Konzept eines Ideenpools für Freie Mitarbeiter – Chancen und Grenzen der regionalen Berichterstattung des BR – Meinung zu regionalen Mentalitäten in Bayern – Dialekt in der Schule, im Alltag und im Arbeitsleben – Übernahme von Anglizismen in der deutschen Sprache – Sichtbarkeit von Queernes in den Beiträgen und auf der Personalebene des BR – „Notizbuch“ als Sendung für ein feministisches Klientel bei Bayern2 – Mobilität im urbanen und ländlichen Bayern – Anfängliche Fokussierung des Bayern3-Programms auf Servicemeldungen für Autofahrer – Thomas Gottschalks Tätigkeit bei Bayern3 – Morning-Show „B3 Morgentelegramm“ auf Bayern 3 als Karrierestart von Günther Jauch und Sandra Maischberger – Aigners Aufgaben bei Bayern3 für das Morgentelegramm und den Zeitfunk – Absetzung von Aigners Sendung über den von CSU, Bistum Passau und der Passauer Neuen Presse (PNP) kritisch gesehenen Kabarettisten Sigi Zimmerschied im Jahr 1976 – Regelmäßiger Streit mit der CSU um die im Hörfunk veröffentlichten Besucherzahlen des Politischen Aschermittwochs – Beabsichtigte Zensur des Berichts über die Pressekonferenz von SPD-Oppositionsführerin Renate Schmidt durch die Bayerische Staatskanzlei – Zusammensetzung, Arbeitsweise und Lobbyismus im Rundfunkrat – Plädoyer für die Rolle von frei Mitarbeitenden im Hörfunk und Kritik an ihrer Arbeitssituation – Kritik an der Auslagerung von BR-Aufträgen an externe Produktionsfirmen – Kritik an der Zunahme von befristeten Arbeitsverträgen bei öffentlich-rechtlichen Sendern – Aigners Wertschätzung für seinen sicheren Arbeitsplatz und seine sichere Altersversorgung beim BR und Ausschlagen eines Angebots für den Chefredakteursposten beim Privatsender Vox – Privathörfunk Antenne Bayern als Konkurrenz für den BR-Hörfunk – Umstrukturierung und Modernisierung des BR-Hörfunks durch BR-Intendant Thomas Gruber – Verjüngung des Angebots und des Publikums von Bayern3 – Bayern1 als meistgehörter Radiosender Deutschlands – Kinderfunk bei Bayern2 – Umstrukturierung von Bayern2 durch Programmchef Aigner – Frühere Bedeutung der Jugendradiosendung „Club 16“ – Bewunderung für Radiomoderator Thomas Meyerhöfer – Abnahme von Korrekturen von sprachlichen und inhaltlichen Fehlern in Medienbeiträgen – Rolle von Frauen im Hörfunk – Gleichberechtigung und Zusammenarbeit bei B5 aktuell – Anke Mais Rolle im Hörfunk – Wunsch nach einem öffentlich-rechtlichen Rundfunk als glaubwürdige und erste Anlaufstelle zur Informationsbeschaffung.
Daten
Interview: Dr. Michael Bauer
Kamera: Thomas Rothneiger