Im hier gezeigten Ausschnitt plädiert Sepp Dürr für eine leistungsgerechte finanzielle Förderung derjenigen Bauern, die nach ökologischen Kriterien anbauen, und für eine Lebensmittelpreisbestimmung, die vom Grad der Umweltbelastung der jeweiligen Produktionsweise abhängt.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Sepp Dürr, geführt am 18.06.2022 in Germering, über seine Kindheit in Germering, seine schulische und akademische Laufbahn, die Umstellung seines Familienbetriebs auf Bioanbau, seine Tätigkeit als Grünen-Politiker im Bayerischen Landtag von 1998 bis 2018, den Einfluss der bayerischen und nationalen Agrarpolitik auf die Landwirtschaft, den ökologischen Wandel der Landwirtschaft, die Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Bayern sowie über seine Sicht auf seinen Heimatort.
Biogramm
Geboren 1953 in München, Volksschule Germering, Karlsgymnasium Pasing. Studium der Deutschen und Italienischen Literatur sowie Philosophie an der LMU München, Promotion 1982. 1984 Umstellung des elterlichen Betriebs zusammen mit seiner Schwester auf ökologische Landwirtschaft. Ab Mai 1990 bis November 2002 Stadtrat in Germering. Von 1998 bis 2018 Mitglied des Bayerischen Landtags. Viele Jahre kultur-, hochschul- und forschungspolitischer, zeitweise auch medienpolitischer, agrarpolitischer bzw. rechtspolitischer Sprecher sowie acht Jahre (2000-2008) Vorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Nach dem Ausscheiden aus dem Landtag war Sepp Dürr wieder als Biobauer und Stadtrat in Germering aktiv. 2023 ist er verstorben.
Inhalte
Geboren 1953 – Zusammensetzung der Partei „Die Grünen“ bei ihrer Gründung in den 1980er-Jahren – Gründe für den Beitritt zur Partei „Die Grünen“ – Wandel der Erinnerungskultur in Bayern – Mangelhafte Aufarbeitung und Verdrängung des Nationalsozialismus durch die Politik in Bayern nach der amerikanischen Besatzungszeit – Interne Machtkämpfe als Destabilisierungsursache bei rechten Parteien in Deutschland – Klima im Bayerischen Landtag aus der Sicht der Opposition von 1998 bis 2018 – Ausbruch der Rinderseuche BSE um 2000 als Schock für das positive Image der bayerischen Lebensmittelproduktion – Schaden für Ökolandwirtschaft und bayerische Kleinbauern in Folge der Agrarpolitik des Bauernverbandspräsidenten Gerd Sonnleitner – Einfluss der bayerischen Agrarpolitik auf europäischer Ebene – Großer Handlungsspielraum der landwirtschaftlichen Betriebe bei der Umsetzung von agrarpolitischen Vorgaben – Anekdote über Sepp Dürrs Kartoffelacker in den 1980er-Jahren – Unterstützung von landwirtschaftlichen Großbetrieben durch die CSU – Höherer Anteil an Ökobauern in Österreich im Vergleich zu Bayern aufgrund unterschiedlicher konservativer Regierungen – Niedrige Lebensmittelpreise als zentrales Ziel der deutschen Industriepolitik – Niedrige Lebensmittelpreise als Ursache für niedrige Löhne im Industriesektor und für hohe Exporte in Deutschland – Bayerisches Nichtraucherschutzgesetz von 2008 als Beispiel für Konsenspolitik und das Durchbrechen der Gewohnheiten durch die Politik – Abneigung der CSU gegenüber Volksentscheiden – Appell für Diskussionen im Volk – Betroffenheit der Menschen wichtig für politische Partizipation – Appell für klare politische Führung durch Politiker – Sepp Daxenberger in der Politik Bayerns – Kulturwandel in der Landwirtschaft während der Nachkriegszeit – Prägende Kindheit im Dorf – Verhältnis zu Politikern der CSU – Sepp Dürrs kritischer Blick als Einheimischer auf Germering – Autoritäre Schulzeit in den 1960er-Jahren in Bayern – Kontrolle und Strafen in Nachbarschaft, Familie, Kirche und Schule – Gründe für eine Ausbildung zum Priester – Leben im Internat Pasing – Bedeutung von Rollenbildern für die Berufsentscheidung – Abkehr vom Katholizismus – Ausbildung auf dem Karlsgymnasium in Pasing – Studium und Promotion 1982 an der LMU – Die Rolle von Doktortiteln und Plagiaten in der Politik – Arbeit beim Bayerischen Rundfunk (BR) – Umstellung des Familienbetriebs auf Bioanbau – Appell für eine leistungsgerechte finanzielle Förderung von Bauern durch die Politik – Appell für an der Umweltbelastung angepasste Lebensmittelpreise – Zeiteinsparen als Philosophie der Bauern seit den 1980er/90er-Jahren – Minimierung der Zahl der vollerwerbstätigen Bauern – Zusammenhang zwischen umweltbelastender Agrarpolitik und enormer Bürokratie – Medienkonsum von Kindern und Jugendlichen – Appell zur Priorisierung von ökologischem Lebensmittelanbau gegenüber energiepolitischer Landnutzung – Selbstständige Übernahme von Prinzipien des Ökoanbaus durch Bauern – Persönlicher Einfluss auf die Bundes- und Landespolitik – Politischer Fokus auf „grünen Strom“.
Daten
Interview: Dr. Michael Bauer
Kamera: Thomas Rothneiger