Im hier gezeigten Ausschnitt schildert Max Mannheimer seine Eindrücke vom KZ Dachau.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Max Mannheimer, geführt am 21.03.1989, über seine Jugend und das Leben in den 1920er- und 1930er-Jahren in der Tschechoslowakei, den Einmarsch der deutschen Truppen in die "Rest-Tschechei", das Leben in der Besatzungszeit, seine Haft in den Konzentrationslagern Theresienstadt, Auschwitz und Dachau sowie im Warschauer Getto und seine Befreiung durch die Amerikaner.
Biogramm
1920 in Neutitschein (Tschechoslowakei/Nordmähren) geboren, 1934-1936 Handelsschule, danach Kaufhaus-Angestellter, 1943 Häftling in den Konzentrationslagern Theresienstadt und Auschwitz, Ende 1943 bis Anfang 1944 Häftling im ehem. Warschauer Ghetto, 1944 Häftling im KZ Dachau (Außenstelle Karlsfeld), Anfang 1945 Verlegung ins Außenkommando Mühldorf, 28.04.1945 Evakuierung, 30.04.1945 Befreiung durch US-Truppen, die Eltern, drei seiner Geschwister und seine erste Frau überlebten den Holocaust nicht, nach seiner Entlassung aus dem Lazarett verließ Mannheimer Deutschland, bereits 1946 Rückkehr nach Deutschland, 1947-1962 Tätigkeit in jüdischen Wohlfahrtsorganisationen und bei einer Zeitung, seit 1954 Maler abstrakter Bilder (Pseudonym "ben jakov"), 1962-1983 Tätigkeit in der Verwaltung einer Strickwarenfabrik und der Hausverwaltung eines Bekleidungshauses, seit 1986 als Zeitzeuge in verschiedenen Einrichtungen und Institutionen, v.a. in Schulen und in der KZ-Gedenkstätte Dachau aktiv, seit 1988 Vorsitzender der "Lagergemeinschaft Dachau", 2000 Autor des Buches "Spätes Tagebuch: Theresienstadt - Auschwitz - Warschau - Dachau", 2009 Bayerische Verfassungsmedaille in Gold, 2009 Dokumentarfilm "Der weiße Rabe" von Carolin Otto. 2016 verstarb Max Mannheimer in München.
Inhalte
1920 in Neutitschein (Nový Jičín) geboren, Vater Unteroffizier in der österreichisch-ungarischen Armee, Hochzeit der Eltern am 25.03.1919, Vater: Lehre in Wittkowitz/Ostrau (Ostrawa), leidenschaftlicher Tänzer, Wirtschaft gepachtet in der Neutitscheiner Landstraße, Familie Hubbert, Geschwister Erich, Ernst, Edgar, Schwester, 1930 Hauskauf in der Mühlgasse, Handel mit Wurstwaren, Schwager Jakob Gelb, Motorrad Marke D, mit Käse- und Fischkonserven gehandelt, Chevrolet, Wagen später von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) verwendet, 1925 Volksschule, zuvor Kindergarten, Weihnachtsbescherung, als Kind Unterschied zwischen Juden und Christen nicht verstanden, Kindergärtnerin Berta Haas, kein Religionsunterricht, separater Religionsunterricht, Oberkantor, Witwe des Rabbiners Rose Mandel, religiöse Erziehung, reformierte Gemeinde, Orgel in der Synagoge, Herr Ritz, Chor, Münchner Abkommen 1938, 10.10.1938 Einmarsch der deutschen Truppen, Besorgnis wegen Verfolgungen in Deutschland, Sudetendeutsche Partei, Konrad Henlein, Karl Hermann Frank, antitschechische Propaganda, zwischen 1936 und 1938 Handelsschule, Mitschülerin mit Hitlerbild, Provokation, Ostrauer Morgenzeitung, Vater politisch neutral, Naivität, 15.03.1938 Einmarsch der Deutschen in die Tschechoslowakei, Lehre bei der Firma Jakob Schön & Co. in Altschallersdorf bei Znaim (Znojmo), jüdische Flüchtlinge untergebracht, Schlomo Reis (Sigi Reis), Leute zum Bahnhof gebracht, jüdische Flüchtlinge aus Österreich, Benesch, Hacha, Bruch des Münchner Abkommens durch Hitler, Begrüßung der deutschen Truppen durch die Sudetendeutschen am 10.10.1938, frenetische Begeisterung, Geschäfte konnten nicht mehr normal weitergeführt werden, 10.11.1938 Reichspogromnacht („Reichskristallnacht“), Synagoge geplündert, kein Feuer gelegt wegen nahegelegenem Gaskessel, Verhaftungen, Vater in Schutzhaft, Vater im Neutitscheiner Gefängnis, Mutter machte M. jünger, deswegen nicht verhaftet, Vater nach 3 Wochen frei gelassen, musste nach Ungarisch-Brod (Uherský Brod) ziehen, Verpflichtung Reichsgebiet nicht mehr zu betreten, lediglich 10 Reichs-Mark pro Person durften mitgenommen werden, Kleinmotorrad, in Blauendorf kontrolliert, nackt ausziehen, Autos verkauft, Erlös aus der Geschäftsauflösung auf Sperrkonto, keine Verfügungsgewalt darüber, Arbeit in einer Samen- und Gewürzhandlung, Straßenbauarbeiter, 15.03.1939 Besetzung der "Resttschechei", Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, Straßenverbreiterung, Akkordarbeit, Kanalisierung, Lohacovicz, Wohnung in einem Schuppen, Tafeln am Park entfernt "für Juden nicht zugänglich - Zidum Mepristupmo", am nächsten Tag Tafeln wieder an Ort und Stelle, einschneidende Maßnahmen: Radio musste abgegeben werden, Wertgegenstände, Einschränkungen beim Einkauf, geringere Lebensmittelkarten, Zweckoptimismus, viele Verhaftungen, Denunziationen, 1942 Arzt Walter Berger sammelte Geld für den Widerstand, führte darüber Buch, sämtliche Leute verhaftet, Gestapo, KZ Buchenwald, Freund Max Büchler, bei ihm Pistole gefunden, in Wien vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet, Versuch so wenig gefährlich wie möglich zu leben, Anpassung, Treffen mit Freunden nach der Arbeit, Interesse an Philosophie, erste Freundin: Viola, aufgrund der Tätigkeit beim Straßenbau weiterhin Motorrad, Benzinrationierung, Eltern der Freundin entschlossen sich nach Palästina auszuwandern, Büro in Prag, Registrierung für die Ausreise nach Shanghai, 1940 zukünftige Frau Eva Bock kennengelernt, Heirat am 24.09.1942, Gerüchte über Gas, Arbeit in Schwefelgruben, Bruder Erich Koch und Zuckerbäcker, Café Smetana, Lasarowitsch, Schleuser, Erna Broth, Familie Lasarowitsch an der slowakisch-ungarischen Grenze verhaftet, Bruder von Gestapo verhaftet, 27.01.1943 Vorladung in ein Gymnasium in Ungarisch-Brod, 30.01.1943 Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt, Angst vor Gefährdung der Familie, Judenstern seit September 1941, passive Reaktion der nichtjüdischen Bevölkerung, Angst vor Selbstgefährdung, faschistische Partei der Tschechoslowakei, Morawetz-Partei, Sparkassendirektor Koller, bewahrt Wertgegenstände der Eltern auf, gibt diese nach dem Krieg zurück, Transport erwartet, Karten aus Theresienstadt, Bitte um Pakete, verhängnisvoller Optimismus, Erwartung eines Arbeitseinsatzes im Osten, Gepäck, Deportation im Personenzug, Ankunft in Theresienstadt, jüdische Selbstverwaltung, eigenes Geld, Jakob Edelstein, Schulen, Theateraufführungen, Irreführung von Rot-Kreuz Delegationen, für die meisten Juden Transitstelle zum Transport in die Vernichtungslager, Nummer, Bahnhof Bauschowitz (Bousovice), Zugtransport, Liegnitz, Brieg, Breslau, Dresden, Nacht vom 01. auf 02.02.1943, Todesrampe von Auschwitz-Birkenau, Trennung von Männern, Frauen und Kindern, Geschrei, Geweine, SS, Frauen mit Kindern, Leute die schlecht zu Fuß waren, auf Lastwagen gestiegen, Selektion, SS-Obersturmführer, Aussortierung nach Beruf, Alter, Zigaretten für SS Mann, Frage nach Frauen und Kindern, Marsch in einen Block, Registrierung, Nummer auf Unterarm tätowiert, Ganzkörperrasur, Desinfektion, Sauna, älterer Häftling sagte: Frauen und Kinder "gehen durch den Kamin", unter eiskalte Dusche getrieben, Kleider fassen, Bruder wollte anderes Jacket, wurde geschlagen, Baracke, 3stöckige Holzpritschen, "Schma Israel" gebetet, Morgenappell, Kommandos, elektrisch geladener Stacheldrahtzaun, Gedanke an Selbstmord, Tätowierung, Dreieck, Funktionshäftlinge, brutales Verhalten, in neues Lager gebracht, Baracken, Ankunft weiterer Transporte aus Bruschana, Bialystok, Block, holländische Juden, Quarantänelager, Latrine innerhalb der Baracke, schlechte hygienische Verhältnisse, schlechtes Trinkwasser, viele sterben vor Schwäche, Tagesablauf, stehen zwischen den Blöcken, schikanöse Arbeiten, Strafkommando Kiesgrube, unter Stacheldraht durchkriechen, Schläge, Kies im Jacket, Strafexerzieren, Stubendienste, Blockälteste meist Kriminelle, Tote durch Erfrieren, Erschöpfung, Tote beim Appell mitgezählt, Leichenkommandos, Leichenfledderer, Häftling wird bei Margarinediebstahl erwischt, schwer verprügelt, Schlammgrube, Versuch Schlamm zwischen den Blöcken auszutrocknen, Bau von vier neuen Krematorien und Gaskammern, zuvor Verbrennungen von Leichen in Gruben, verbranntes Fleisch, Veränderungen der Häftlinge, Betteln um Kartoffelschalen, Läuseappelle, Selektionen, Häftlingsarzt, freier Oberkörper, Erkrankung des Bruders Ernst, Josef Brama tauscht mit Bruder Jacke, Bruder durch Selektionen geschmuggelt, 7. März Kommando zum Decken holen nach Birkenau geschickt, Bruder in Baracke versteckt, bei Rückkehr Bruder vor Baracke mit anderen Kranken, Blockschreiber Wertheimer, Bruder das letzte Mal gesehen, nach 6 Wochen Verlegung ins Hauptlager Auschwitz 1, Tor: "Arbeit macht frei", Selektion durch Arzt, Block 17, Kommando "Huta", Blockältester Krimineller, Ohrfeige, Ausmarsch des Arbeitskommandos, Orchester, Kapo Helmut erschlug Häftling aus Bruschana, weil dieser krank war, Fritz Gelb bekam Durchfall, meldete sich krank, Häftling wurde wegen zwei fallengelassenen Zementsäcken erschlagen, geschwollenes Bein, Angst vor Krankenrevier, zwei ehemalige Gendarme unterstützten M. bei der Arbeit, Arbeit an Kanalisierung innerhalb der großen Postenkette, 1936 zu Gast bei Familie Lehrer in Auschwitz, Großmutter stammte aus Meschlewice, Großvater war Spediteur, Häftlingskrankenbau, gestreifte Uniformen, Davidstern, Mann: Jan Weis der Bruder Erich kannte, SS-Arzt, Operation, Auschwitz I ehemalige Kaserne, ab 1940 zum Lager ausgebaut, polnische Häftlingsärzte, Papierverband, Stockbetten, Kontrolle durch SS-Arzt, nicht Lauffähige aussortiert, Bruder versorgte M. mit Extra-Brot, Kommando Bekleidungswerkstätten, Schuhe repariert, Meister Liptschak, fünf Schläge mit der Holzleiste aufs Gesäß, Phlegmon, Block 9, Nebenblock: Experimente, Dr. Glauberg, Block 10 Experimentierblock für Frauen, gut genährt, Spaziergänge, Werner Krumme, Arbeit als Tapezierer, Wolle gezupft, Gerberei, missgünstiger Pole, Bodenreinigen, Hofkommando: Hofkehren, Holzsäge, wegen Gespräch mit Rudi Müller von Kapo in Gerberbottich geworfen worden, immer wieder aufgetaucht, dann heraus gekommen, Rudi Müller hatte Familienfoto aus dem Koffer in doppeltem Gürtel aufbewahrt, Bronchitis, Abszess, beim Appell neben hageren Poldi Gelbkopf gestellt, um kräftiger auszusehen, Schwiegereltern im Familienlager, Appell, SS-Obersturmführer Friedrich Endress, Häftlingsschreiber Heinz, Bruder eingeteilt, Entress überzeugt, M. auch auszuwählen, 05.10.1943 Transport weg von Auschwitz, Güterwaggons, Ankunft im zerstörten Warschauer Getto, Lager in der Geschastraße, neue Holzbaracken, Walter Wascezinia, Blockältester Willi, Holzschuhe, Kommando "Merke", Abriss zerstörter Häuser, Ziegel reinigen, viele Verletzungen, Bein und Rippenbrüche, Krankenrevier in Warschau, gefundene Gegenstände bei polnischen Zivilarbeitern gegen Brot und Zwiebeln getauscht, Schläge als Strafe, Geschäfte mit SS-Leuten, Kommando Wäscherei, SS- und Wehrmachtskleidung, Häftlinge im Gefängnis Pawiak gewaschen und desinfiziert, Aufseher in der Wäscherei, Polin und Tochter Gelnja, Josef Schießler, SS-Mann Mut aus Berlin, Sprengungen im Getto, untergetauchte Jüdin in der Wäscherei: Zescha, Tagebuch gefunden, Fluchtversuch des griechischen Juden Saul Sorin, wurde angeschossen, Hinrichtung am Galgen, Bruder Isaak Sorin brach zusammen, Bruder arbeitete als Schuhmacher, erkrankte an Typhus, norwegischer Medizinstudent Robert Sawosny, Ernest Landau, Zustände in der Typhusbaracke, Kabarettaufführung: Ernest Landau, Herbert Scherzer, Suppe bekommen, Wert der Nahrung, verschimmelte Graupen gefunden und gekocht, Walter Gallia, Brief an Schwägerin Maria über Kapo Willi, Paket kam an, gelbes Hochzeitskleid, goldenes Halsband, Schuhe, Socken, Halsband an polnischen Zivilarbeiter Pavel Zikora verkauft für Brot und Zwiebeln, Arbeit in der Schreibstube, Kartothek, Transporte mit ungarischen Juden 1944, Verzeichnung der Toten, Asche für Hinterbliebene, Adolf Eisler, Egon Ochshorn, Lager überfüllt, Liquidierung des Lagers Lublin, Näherrücken der russischen Front, SS-Leute aus Lublin und Majdanek kamen nach Warschau, neues Lager mit größerer Kapazität, Kommandant des Lagers Plaszow Amon Göth suchte Fachleute für Industrie, Kartothek durchgegangen, Liste zusammengestellt, Warschauer Aufstand, Armia Krajowa, Evakuierung, Fußmarsch, Nichttransportfähige wurden liquidiert, Sochaczew, Kutno, Zurückbleibende wurden erschossen, Fleischkonserven, Durst, auf Wiese nach Wasser gegraben, Regen im Wald bei Kutno, Verladung in Waggons, Notdurft im Eimer, 03.08.1944 Ankunft im KZ Dachau, Appellplatz, sauberes Lager, neue Kleidung, neue Nummern, Blockältester Gustl Köhler, Quarantäne, Transport auf Kartothekkarten verzeichnet, Nachtschicht, Schüssel mit Gries, 2 Nächte durchgeschrieben, Überstellung ins Lager Karlsfeld, BMW-Flugzeugwerke, Aufbau von Montagehallen, Waggons mit Baumaterial entladen, SS-Kommandoführer Jensch, Schäferhund, Situation in Dachau, politische Häftlinge, Solidarität, Kommunisten, Gewerkschafter, Gruppe italienischer Offiziere, Krankenrevier, Dr. Blaha seziert Experiment-Tote, schenkte M. Brot, Erkrankung an Gürtelrose, leichtes Kommando, Hörhammerbräu in Dachau, dort Lebensmittel abgeholt, Organisation Todt, Mithäftling Erwin Hermann, Heeresbäckerei in der Dachauer Straße, Unteroffizier schenkte Ihnen Kommissbrot, Dame im Büro beim Gautinger Bahnhof sammelte Zigarettenkippen für M., Kuvert, daraus Zigaretten gedreht, Januar 1945 Kommando des Bruders unter Christoph Knoll, brutaler Kapo, Mühldorf-Mettenstein, Ampfing, versuchte in Transport nach Mühldorf zu kommen, Wehrmachtsangehöriger Busch, Bruder wieder getroffen, Kommando zum Bau einer unterirdischen Flugzeugfabrik für Messerschmitt, Bruder Kapo in der Wäscherei, Arbeit in der Kleiderkammer, Fleckfieberinfektion, Krankenbaracke, hohes Fieber, Kommando zur Evakuierung nach Kaufering, Lagerkommandant Eberle, 28.04.1945 Räumung des Lagers, Transport nach Kochel, Verzögerung des Transports durch Wehrmachtsunteroffizier, Tieffliegerangriff in Poing auf Zug mit Flakgeschützen, SS floh, Wagen verlassen, von Offizier zurückgeschickt, 30.04.1945 in der Nähe von Tutzing auf freier Strecke stehen geblieben, SS lief weg, amerikanische Kolonnen, Befreiung, Ambulanzzelt, Stärkungsmittel, Idee von Ernest Landau, Schreibmaschine zu besorgen, alle Häftlinge, die befreit worden sind, zu notieren, Napola-Schule in Feldafing, Pyjamatage, Entlausung mit dem Insektizid DDT, Dr. Rossipal, Brief an Mutter und Schwester.