Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Dr. Gustava Everding über die Wiedereröffnung des Prinzregententheaters 1988 in München.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. Gustava Everding, aufgenommen am 16.01.2016 in München, über den Werdegang und die Tätigkeit ihres Ehegatten Prof. August Everding als Schauspieldirektor und Intendant der Münchner Kammerspiele und der Hamburger Staatsoper sowie als Generalintendant der Bayerischen Staatstheater, die Wiedereröffnung des Prinzregententheaters, ihren eigenen Lebensweg, ihre Kindheit und Studienzeit, ihre Hinwendung zur Hospizbewegung, ihr ehrenamtliches Engagement in der Hospiz-Arbeit, das Hospiz-Konzept, den Christophorus-Verein und die Christophorus-Akademie.
Biogramm
Gustava Everding wurde 1940 als Gustava von Vogel in Bottrop geboren und studierte in München Medizin. Nach Abschluss der Doktorarbeit heiratete sie 1963 August Everding, der damals Intendant der Münchner Kammerspiele war. Nach einer 15jährigen Familienpause entschloss sie sich, eine Ausbildung als Kommunikationstherapeutin zu absolvieren, und arbeitete in der Katholischen Ehe-, Partnerschafts-, Familien- und Lebensberatung. Seit 1985 engagierte sich Gustava Everding ehrenamtlich in der Hospizarbeit in Deutschland. In München baute sie den 1985 gegründeten ersten deutschen Hospizverein, den Christophorus Hospiz Verein (CHV), zum größten und mitgliederstärksten Hospizverein in Deutschland aus. Von 1991 bis 2001 war sie Vorsitzende dieses Vereins in München. 1997 hatte sie entscheidenden Anteil daran, dass die erste Palliativstation in einem städtischen Münchner Krankenhaus eröffnet wurde. 1999 konnte Gustava Everding ihre Vision einer Hospizakademie mit der finanziellen Unterstützung der deutschen Krebshilfe am Klinikum München-Großhadern verwirklichen.
Inhalte
Teil 1: Werdegang des Ehegatten Prof. August Everding: Geboren 1928 in Bottrop – Studium in Bonn – Studium in München Anfang der 1950er-Jahre – Frühe Bühnenerfahrung durch Chorleitung – Doktorarbeit im Fach Theaterwissenschaft in München – Zugang über Prof. Braun zum Theater – Ferien-Praktikum am Theater – Assistenz bei Hans Schweikart – Regieassistenz bei Fritz Kortner – Freundschaft mit Dieter Hildebrandt – Freundschaft mit den Theologen Dr. Forster und Wilhelm Schätzler – Erste Regiearbeit: Premiere von Baselitz' „Peterchens Mondfahrt“ – Aufstieg vom Oberspielleiter (1959) zum Schauspieldirektor (1960) und zum Intendanten der Münchner Kammerspiele (1963) – Förderung von Autoren – Durchsetzungsfähigkeit als junger Intendant der Kammerspiele – Arbeitsbedingungen zur Zeit der Studentenunruhen in den 1960er-Jahren – „Vietnam-Diskurs“, Inszenierung von Peter Weiss – Spaltung des Theaters im Zuge der Studentenbewegung – Bezug zur Politik – Kennenlernen zwischen August Everding und Gustava von Vogel – Heirat 1963 – Schritte einer Theaterinszenierung bis zur Premiere – 1965 Angebot zur Oper „Traviata“ – Als Schauspiel-Regisseur in der Oper – Angebot aus Wien („Tristan“) – Beginn der Bayreuth-Präsenz – Arbeitsweise von August Everding – spezielle Begabungen – Ziel der Inszenierungen – Premierensituation eines Stückes – Feedback im Vorfeld einer Premiere – Umgang mit Zeitungskritiken: „Man ist wundes Fleisch“ – Denkweise des Regisseurs – Inszenierung „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner in Bayreuth – Begegnung mit Wolfgang Wagner – Bayreuther Zeit – Tätigkeit von Eva Wagner (Tochter Wolfgang Wagners) – Relevanz von Wiederaufnahme-Proben – Gründe für den Wechsel als Intendant zur Hamburgischen Staatsoper 1973 – Hamburger Zeit – Rückkehr nach München 1977 – Wahl einer mittelalterlichen Burg als Wohnhaus – Umgang mit seinen Mitarbeitern – Wahl des Mitarbeiterstamms – August Everding und Gustava Everding als eingespieltes Team – Menschenkenntnis August Everdings – Charaktereigenschaften August Everdings – Fähigkeit zum Einnehmen der unterschiedlichsten Rollen in der Öffentlichkeit – Die Kunst des Redens und Erzählens – Fähigkeiten eines Managers – Verhältnis zum damaligen Generalmusikdirektor Wolfgang Sawallisch – Barocker Mensch – Generalintendant der Bayerischen Staatstheater ab 1982 – Anliegen als Generalintendant – Büro im Prinzregententheater – Einfluss Everdings an der Wiedereröffnung des Prinzregententheaters 1988 – Idee der kleinen Lösung – Zwischenlösung ohne Hauptbühne – Anstrengungen zum Aufbringen der Spendengelder – Präsident des Deutschen Bühnenvereins ab 1989 – Einfluss als Kulturpolitiker – Inszenierung Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ in Warschau – Politische Situation zur Zeit der Ring-Oper – Einfluss christlicher Werte auf seine Arbeit – Staatsintendant ab 1993 – Charakter August Everdings. Teil 2: Werdegang Dr. Gustava Everdings: Geboren 1940 als Gustava von Vogel in Bottrop – Vater 1943 im Zweiten Weltkrieg gefallen – Erste Kinderjahre im Schwarzwald – Mutter 1908 geboren, Lehrerin für Physik, Chemie und Mathematik – Bereicherung des Lebens in einer Großfamilie – Berufswunsch: Missionsärztin – Medizinstudium in Bonn, Freiburg und Düsseldorf – Erste Hinwendung zum Hospiz-Thema – Bedeutung des Films „Noch 16 Tage“ von Pater Iblacker über Hospiz in London – Situation in der Krankenpflege und in Krankenhäusern damals – Hospiz-Bewegung – Berufsausbildung zur Kommunikationstherapeutin mit 42 Jahren – Begegnung mit Kübler-Ross – Gründung des Hospiz-Vereins in München durch Pater Iblacker 1985 – Übernahme des Vorsitzes des Hospiz-Vereins und der Bundesarbeitsgemeinschaft – Hauptanliegen der Hospiz-Bewegung – Hospiz-Konzept – Bedeutung der Palliativ-Betreuung – Rolle der Freiwilligen (Ehrenamtlichen, Volunteers) – 3 Säulen des Hospiz-Hauses: Palliativ-Station, stationäres Hospiz, ambulante Hospiz-Pflege – Aufgaben der Palliativ-Pflegekräfte – Konziliar-Dienste – Von der „Kunst des Sterbens“ – Tätigkeit als ehrenamtliche Vorsitzende im Christophorus-Verein – Größter Hospiz-Verein mit über 2.000 Mitgliedern – Aufwand zur Finanzierung des Vereins – Gespräch mit Wolfgang Schäuble – ‚Menschliches Handwerkszeug wichtiger als das Wissen‘ – Anfragen gegenüber dem Hospiz-Dienst – Einbindung der Angehörigen in die Arbeit mit dem Sterbenden – Relevanz eines geistlichen Beistands für kranke Menschen – Integration des Kranken in das Familienleben in der heutigen Zeit – Ehrenamtliche als Träger der Hospiz-Bewegung – „Wir machen keine Sterbehilfe, aber begleiten beim Sterben“ – Zusammenarbeit der Palliativ-Stationen der Krankenhäuser mit den Hospiz-Einrichtungen – Berücksichtigung der Palliativ-Medizin in der Medizinerausbildung in München – Lehre an der Christophorus-Akademie der Universitätsklinik München-Großhadern – Wichtiges Thema der Hospiz-Bewegung: Betreuung der Trauernden – Persönliches Bild von Bayern – Meinung zum Umgang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern heute.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.