Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Michael Well über seine Kindheit in der Großfamilie, seine musikalische Prägung durch den Vater und seine ersten Bühnenerfahrungen.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Michael Well, aufgenommen am 24.01.2016 in Ascholding, über seine Kindheit in der Großfamilie, die musikalischen Anfänge, die Gründungsgeschichte und Entwicklung der Musikgruppe ‚Biermösl Blosn‘ seit 1976, die Texte der ‚Biermösl Blosn‘, die Volksmusik-Szene, Bayern in den 1970er- und 1980er-Jahren, die Protestbewegung gegen die WAA in Wackersdorf, die Auftritte der ‚Biermösl Blosn‘, die Zusammenarbeit mit Gerhard Polt, das Verhältnis zu den Medien und den Heimat-Begriff.
Biogramm
Michael Well wurde 1958 in Günzlhofen bei Fürstenfeldbruck geboren und wuchs dort in der 17köpfigen Familie des Schulmeisters Hermann Well und seiner Frau Gertraud auf. Nach der Ausbildung zum Erzieher folgte kurzzeitig ein Studium der Sozialpädagogik. Zusammen mit seinen Brüdern Christoph und Hans gründete Michael Well 1976 die Musikgruppe ‚Biermösl Blosn‘. Dabei wurden bayerische Volksmusik (Stubnmusi) und Mundart mit politischen und satirischen Texten verbunden. Sie ist damit ein Vertreter der so genannten Neuen Volksmusik. Michael Well und seine Brüder engagierten sich auch im Widerstand gegen die WAA in Wackersdorf. Die ‚Biermösl Blosn‘ arbeitete häufig mit Gerhard Polt zusammen, trat gelegentlich in der ARD-Sendung ‚Scheibenwischer‘ auf und war in den folgenden drei Jahrzehnten kritischer Wegbegleiter der bayerischen Politik. Am 18.01.2012 fand der letzte Auftritt statt.
Inhalte
Geboren 1958 – Musikalische Prägung durch den Vater (Lehrer in Günzlhofen) – Aufwachsen in der Großfamilie (15 Geschwister) – Erste Bühnenerfahrungen im Kindesalter – Gründung der ‚Biermösl Blosn‘ 1976 – Namensgebung der ‚Biermösl Blosn‘ – ‚Musikalisches Unterholz‘ (MUH), ‚Liederbühne Robinson‘ und ‚Song Parnass‘ in München – Tradition der ‚Brettl-Bühnen‘ (Kleinkunst) in München – Anfänge der ‚Biermösl Blosn‘ 1976 in München – Bekanntschaften mit anderen Musikkünstlern – Erste eigene Songtexte – Kennenlernen mit Gerhard Polt 1979 über den Bayerischen Rundfunk (BR) – Gemeinsam auf Tour mit Gerhard Polt – Ausbruch aus dem Familienverband und der „musealen Volksmusikecke“ – Konflikte aufgrund politisch-satirischer Texte – Entwicklungen in der Heimat in den 1970er- und 1980er-Jahren (Flurbereinigung, Landwirtschaft, Chemieeinsatz) – Reaktionen zum Lied ‚Gott mit dir, du Land der BayWa‘ nach der Ausstrahlung in der Neujahrssendung – Ablehnung und Zustimmung aus unterschiedlichen Richtungen (Politik, Gesellschaft, Volksmusik-Szene, BR) – Zäsur: Gemeinsames Theaterstück ‚München leuchtet‘ mit Dieter Hildebrandt, Gisela Schneeberger, Otto Grünmandl und Gerhard Polt unter der Regie vom Christian Müller 1983 (Münchner Kammerspiele) – Moralvorstellungen des Vaters – Unabhängigkeit von den Medien – Rückkehr der ‚Brettlkunst‘ ins Theater in München – Verschiedene „Auftrittsorte“ (Theater und Bierzelt) – Internationale Auftritte – Politische Lage und Stimmung in Bayern in den 1980er-Jahren – Aufgreifen politischer Themen in Texten der ‚Biermösl Blosn‘ – Hintergrund des ‚Nürnberger-Liedes‘ – Reaktionen im Zuge des Auftritts der ‚Biermösl Blosn‘ beim Maibockanstich und auf das ‚Nürnberger-Lied‘ – Fehlende Aufarbeitung des Nationalsozialismus durch die Volksmusik – Prägung der Volksmusik-Szene durch Kurt Huber und den Kiem Pauli – Definition: „echte Volksmusik“ – Stimmung in Bayern in den 1980er-Jahren – Protest gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) in Wackersdorf – Auftritte der ‚Biermösl Blosn‘ bei ‚Anti-Atomkraft-Veranstaltungen‘ – Button „Atomkraft, nein danke“ beim ZDF – Auftritt in Wackersdorf am 06.01.1986 – Das WAA-Gelände als „Bürgerkriegsland“ – ‚Anti-WAAhnsinns-Festival‘ in Burglengenfeld im Juli 1986 – Die Rolle des Landrats Hans Schuierer (SPD) für den Protest gegen die WAA – Teilnehmende Bands und Künstler am ‚Anti-WAAhnsinns-Festival‘ (Herbert Grönemeyer, die Toten Hosen, BAP, etc.) – Auftritt der ‚Biermösl Blosn‘ beim ‚Anti-WAAhnsinns-Festival‘ – Unverhältnismäßiger Umgang der Polizei mit Demonstranten – Thematische Schwerpunkte in den Liedern der ‚Biermösl Blosn‘ – Flexibel im Musikstil – Stilrichtungen der Volksmusik-Szene – Bayerische Mentalität – Protest-Tradition in Bayern – Trachtenverein Werdenfelser Stamm – Bruder Hansi: Einflüsse und Prägungen der ‚Biermösl Blosn‘ in der Grünungsphase in den 1970er-Jahren; Hansi als Ideengeber – Bruder Christoph („Stofferl“): Trompeten-Studium an der Musikhochschule in München; Solo-Trompeter ab dem 17. Lebensjahr bei den Münchner Philharmonikern – Musikinstrumente selber beigebracht: Tenorhorn, Drehleier, Alphorn, Flöte, Banjo – Zuständigkeiten innerhalb der ‚Biermösl Blosn‘: Hansi als Ideengeber für Texte, Stofferl zuständig für Ton und Noten, Michael für Organisatorisches – Unabhängigkeit, ohne Agentur – Intention der ‚Biermösl Blosn‘ – Auftritte in Norddeutschland mit „Exotenbonus“ – Klischee Bayern – Internationale Auftritte mit Gerhard Polt (Skandinavien, Finnland, Norwegen, Schweden, Dänemark, Österreich, Schweiz, Portugal, Korea, Südafrika) – Kennenlernen des Denis Goldberg in Südafrika – Reise nach Los Angeles mit Jörg Hube (Münchner Schauspieler und Kabarettist ) – Reise in die DDR 1985 – Kabarett als wichtiger Bestandteil der DDR-Gesellschaft – Auftritt beim deutsch-deutschen Kulturaustausch bei Academixer in Leipzig – Publikum im Academixer Keller – Informationslage des Publikums in der DDR über bayerische Politik – Zweiter Auftritt in der DDR zur ‚700-Jahrfeier Berlins‘ – Auftritte in der deutschsprachigen Theaterlandschaft – Auftritt im Wiener Burgtheater 1988/89 – Resonanz zum Auftritt im Wiener Burgtheater – Gemeinsamer Auftritt mit den ‚Toten Hosen‘ im Wiener Burgtheater – Verhältnis zu den Medien – ‚Brettlkunst‘ im Fernsehen – Verhältnis zum Bayerischen Rundfunk – Ausschluss aus der Medienlandschaft – Auftritte in der Sendung ‚Scheibenwischer‘ von Dieter Hildebrandt – Bedeutung der bayerischen Sprache – Entwicklung der bayerischen Sprache – Gründe für die Auflösung der ‚Biermösl Blosn‘ Anfang 2012 – Individuelle, neue Projekte – Zielsetzungen der ‚Biermösl Blosn‘ – Institutionen bei der Protestbewegung gegen den Bau der WAA in Wackersdorf – Galionsfiguren der Protestbewegung (Hans Schuierer, Professor Armin Weiß, Hubert Weinzierl) – Zäsur in der Protestbewegung: Reaktorunfall in Tschernobyl (26.04.1986) – Unterschätzung der Bevölkerung durch die Staatsregierung im Kontext der WAA – Reaktion auf den Tod von Franz Josef Strauß im Oktober 1988: Absetzung des Stücks ‚Diridari‘ – Franz Josef Strauß als „ungekrönter König“ – „Bayern war eine Art Firma“ – Protestaktionen bei der WAA als Zäsur in der Protestbewegung in Bayern – Großprojekte in Bayern: Rhein-Main-Donau-Kanal, Isental-Autobahn – Sepp Daxenberger, ehemals Bürgermeister in Waging und deutscher Politiker der Partei Bündnis 90/Die Grünen im Bayerischen Landtag – Gerhard Polt: „Was man liebt, betoniert man doch nicht ständig.“ – Heimat-Begriff – Distanz gegenüber Politikern seitens der ‚Biermösl Blosn‘ – „Sie sind ja alle so nett“ (Lied von Franz Hohler) – Treffen mit Gerhard Schröder (ehemaliger Bundeskanzler) im Theater – Telefongespräch zwischen Schröder und Tony Blair über Beschluss zum Irak-Krieg während des Treffens mit ‚Biermösl Blosn‘ – Besuch des Hütten-Dorfs beim WAA-Gelände am 06.01.1986 – Polizeipräsenz – Protest aus allen Kreisen der Bevölkerung („keine linken Chaoten“) – Behandlung der Protestierenden wie „Kriegsgegner“ – Preisgabe der Rechtsstaatlichkeit im Kontext der Bekämpfung des Protests gegen die WAA – Persönliches Bild von Bayern – Meinung zum Umgang mit Flüchtlingen und Asylbewerbern heute.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.