Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Chana Braun über die Synagoge innerhalb des Lagers Föhrenwald, die Gestaltung der Gottesdienste sowie über den Ablauf von Beschneidungen.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Chana Braun, aufgenommen am 25.10.2017 in Icking, über ihre Herkunft, die Vertreibung ihrer Familie zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, ihren Aufenthalt in der Sowjetunion, die Ankunft in einem Lager für Displaced Persons in Föhrenwald, die Rolle der jüdischen Religiosität innerhalb des Lagers, den Aufbau und den Alltag im DP-Lager Föhrenwald, ihre Hochzeit, die Emigration der Familie in die USA sowie deren Rückkehr nach München.
Biogramm
Chana Braun wurde 1937 in der Nähe von Lublin im Osten Polens als Chana Golomb geboren. Im Alter von zwei Jahren, nach dem Überfall Deutschlands auf Polen, wurde sie von Polen, die im Auftrag der Deutschen handelten, mit ihrer Familie in die Sowjetunion verschleppt. Sie kam in ein Lager nach Sibirien, wo die Familie in einer einfachen Lehmhütte hauste. Der Vater musste ein landwirtschaftliches Feld bewachen. Im Lauf des Zweiten Weltkriegs wurden die Golombs mehrmals in der Sowjetunion umgesiedelt. Chanas Vater, ein äußerst frommer Jude, verweigerte den Dienst an der Waffe für die "Rote Armee" und musste sich verstecken. Nach dem Krieg kam die Familie in verschiedene deutsche DP-Lager, unter anderem in die Lager Eichstätt, Bamberg und Heidenheim. Am längsten hielten sich die Golombs aber im Lager Föhrenwald auf. Hier lernte Chana auch ihren späteren Mann Benjamin Braun kennen, mit dem sie 1956 in die USA emigrierte. 1963 verlor Benjamin jedoch dort seine Arbeit, so dass die inzwischen 4köpfige junge Familie nach München zurückkehrte, wo Benjamin Arbeit im Textil- und Jeansgeschäft seiner Verwandten fand.
Inhalte
Geboren 1937 – Heimatstadt – Größe der Familie – Vertreibung der Familie im Zuge des deutschen Überfalls auf Polen 1939 – Deportation in die Sowjetunion – Unterbringung in Lehmhütten – Weigerung des Vaters, in die "Rote Armee" einzutreten – Religiöse Erziehung – Vorhaben, nach Kriegsende nach Israel zu emigrieren – Fahrt nach Deutschland – Unterbringung in verschiedenen Lagern für „Displaced Persons“ – Ankunft im Lager Föhrenwald – Beschreibung des Lagers – Alltag in Föhrenwald – Besuch einer hebräischen Schule – Im Lager Föhrenwald gesprochene Sprachen – Ausbildung zur Schneiderin – Befolgung traditioneller jüdischer Glaubenspraktiken innerhalb des Lagers – Zubereitung koscheren Essens – Gestaltung des Sabbats – Sportliche Aktivitäten – Beschreibung der örtlichen Synagoge – Ablauf von Beschneidungen – Tag der eigenen Hochzeit – Besuch der Mikwe – Gespräche über den Holocaust im Lager Föhrenwald – Stimmung innerhalb der Lagergesellschaft – Begegnungen mit Nichtjuden außerhalb des Lagers – Inhalt amerikanischer Carepakete – Läden und Geschäfte in Föhrenwald – Existenz eines Schwarzmarktes – Lieblingsplatz im Lager Föhrenwald – 1956 Emigration in die USA – Geburt der ersten Tochter – Rückkehr nach München – Verbleiben der Eltern in Amerika – Aufbau eines Erinnerungsortes in Föhrenwald – Heutiges Verhältnis zu nichtjüdischen Deutschen – Ratschläge für kommende Generationen.
Daten
Interview: Dr. Sybille Krafft
Kamera: Rüdiger Lorenz