Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
2020
Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Paul Wehr über die Bedeutung von Erfahrung und Kontrolle im Mühlenhandwerk sowie über den Einfluss des Zustands des Getreides auf die Qualität des Mehls.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Paul Wehr, aufgenommen am 11.08.2020 in Bad Windsheim, über seine Müllerlehre in den 1950er-Jahren, die Stilllegung vieler kleiner Mühlen in den 1960er-Jahren, das zunächst nebenberufliche und ab 1973 hobbymäßige Betreiben der eigenen Mühle im Familienbesitz, die Konstruktion und Funktionsweise verschiedener Mühlenarten, die Abhängigkeit vom Wasser, den Einfluss des Zustands des Getreides auf das Mahlergebnis sowie über die Gründe für das Verschwinden der kleinen Mühlen.
Paul Wehr wurde 1940 in Klausaurach geboren. Dort ging er auch zur Schule. Als er 14 Jahre alt war, bestimmte sein Vater, dass er – wie seine Vorfahren – Müller werden sollte. Daraufhin absolvierte er eine Müllerlehre, die er mit der Gesellenprüfung abschloss. Nach seinem Wehrdienst versuchte Paul Wehr 1962 die elterliche Mühle weiterzuführen. Die mangelnde Rentabilität der kleinen Mühlen veranlasste ihn, als Lkw-Fahrer zu arbeiten und die Mühle als Nebenerwerb zu betreiben. 1973 legte er die Mühle schließlich still, erhielt sie aber in gutem Zustand weiter, um sie gelegentlich Besuchern vorzuführen. Darüber hinaus führt er dieses Handwerk auch im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim vor.
Inhalte
Geboren 1940 – Müllerlehre in einer größeren Mühle in Lipprichhausen ab Mitte der 1950er-Jahre – Tätigkeiten als Lehrling – Stilllegung kleiner Mühlen in den 1960er-Jahren – Schlechter Stellenmarkt im Müllerhandwerk in den 1960er-Jahren – Nach der Lehre Beschäftigung als Lkw-Fahrer – Betrieb der kleinen Mühle im Familienbesitz im Nebenerwerb – Funktionsweise einer Mühle vor und nach der Modernisierung des Mühlenwesens in den 1920er- und 1930er-Jahren – Verschiedene Mehltypen – Stilllegung der familieneigenen Mühle 1973 – Erhalt der familieneigenen Mühle für Vorführungen und den Eigenbedarf bis heute – Verbreitung der Wassermühlen in Franken – Funktionsweise und Besonderheiten einer Wassermühle – Wasserrecht – Geschichte der Mühle im Familienbesitz – Bau der Mühle von 1876 bis 1880 – Umbau und Modernisierung zwischen 1925 und 1930 – Konstruktion und Funktionsweise der Mühle nach dem Umbau – Erhalt des Porzellanwalzenstuhls von 1880 in der familieneigenen Mühle – Abnehmer der verschiedenen Mehltypen und der Kleie – Funktionsweise einer Mühle vor der Modernisierung des Mühlenwesens um 1930 – Schärfen des Mühlsteins – Aufgaben des Müllers um 1960 – Ausmahlungsgrad bei einem Zentner Getreide – Betreiben der Mühle mit Elektromotor oder Traktor bei Wassermangel – Orientierung der Arbeitszeiten an der Verfügbarkeit von Wasser – Auslieferung des Mehls und Einsammeln des Getreides per Lkw im größeren Lehrbetrieb – Veränderung von Verpackung und Transport von Getreide und Mehl um 1960 – Verrichten schwerer körperlicher Arbeit im Müllerhandwerk – Einnahmen und Wirtschaftlichkeit einer Mühle – Anzahl der Mitarbeiter in einer kleinen und einer größeren Mühle – Stilllegung des größeren Lehrbetriebs vor der Umstellung auf Automatisierung und Pneumatik – Umbau der eigenen Mühle für die Energieerzeugung – Bedeutung von Erfahrung und Überprüfung im Müllerhandwerk – Einfluss von Beschaffenheit und Qualität des Getreides auf das Mahlergebnis – Vermehrtes Ausbleiben der bäuerlichen Kundschaft ab den 1960er-Jahren – Hürden beim Erhalt der familieneigenen Mühle – Gründe für das Stilllegen kleiner Mühlen in den 1960er-Jahren – Bedeutung der kleinen Mühlen nach dem Zweiten Weltkrieg – Verschwinden der Mühlenromantik.