Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Jahr
1989
Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Luise von Bertalanffy über die Flucht von DDR-Bürgern in die Prager Botschaft 1989 und die Entwicklung in der CSSR bis zur Öffnung der Grenze 1990.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Thematisches Zeitzeugeninterview mit Luise von Bertalanffy, aufgenommen am 26.11.2016 in Furth im Wald, über ihre Wahrnehmung der deutsch-tschechischen Grenze zur Zeit des Eisernen Vorhangs, die Organisation von Bus-Reisen in den Osten, die Situation beim Passieren der Grenze, die Veränderungen im Bereich des Tourismus durch die Öffnung der Grenze und ihr persönliches Bild von Bayern.
Luise von Bertalanffy, geb. am 18.6.1958, wuchs in Furth im Wald auf und erlebte in ihrer Jugend die bayerisch-tschechische Grenzsituation. Ab 1974 absolvierte sie eine Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau in dem Unternehmen Wolff Ost-Reisen GmbH in Furth im Wald, bei dem sie anschließend tätig war. Das Reiseunternehmen hatte sich auf Reisen in die damalige CSSR und den sozialistischen Ostblock spezialisiert. Besondere Bedeutung erlangte das Unternehmen, als die Prager Botschaftsflüchtlinge 1989 in die Bundesrepublik ausreisen durften. Dafür wurden u.a. auch von Wolff Ost-Reisen Busse zur Verfügung gestellt, die die DDR-Flüchtlinge in den Westen brachten. In den 1990er-Jahren erweiterte sich das Spektrum der Reiseziele.
Inhalte
Geboren 1958 – Wahrnehmung der Grenze in der Jugend – Warnung der Eltern vor Grenzbefestigungen – Westliche Orientierung – Jugend in Furth im Wald – Fehlendes „Bild des Ostens“ – Sorgen innerhalb der Familie während des Prager Frühlings 1968 – Beginn einer Lehre als Reiseverkehrskauffrau beim Busunternehmen Wolff in Furth im Wald – Erste Kontakte mit dem Osten – Prozedere der Grenzkontrollen – Positive Reiseerlebnisse in der CSSR – Schwierigkeiten bei der Herstellung von Kontakten mit Einheimischen – Sprachbarrieren – Relative Bewegungsfreiheit für Touristen in der CSSR – Zusammensetzung eines Visums – Funktion des Devisenscheins – Probleme am Grenzübergang bei Verlust des Devisenscheins – Wahrnehmung der Ankunft von DDR-Flüchtlingen in der Prager Botschaft 1989 – Ausreise der Prager Botschaftsflüchtlinge – Hoffnung auf positive Veränderungen – November-Demonstrationen 1989 – Öffnung der tschechischen Grenze – Emotionale Begegnungen auf beiden Seiten – Positives Bild von Bayern und Deutschland auf tschechischer Seite – Verbesserung im Bereich des Reisens – Erweiterung des touristischen Angebots in Tschechien – Organisation thematischer Reisen – Veränderungen im Umgang mit Stereotypen nach Öffnung der Grenze – Starkes Selbstbewusstsein der Tschechen – Keine großen Veränderungen durch die Einführung der vollen Arbeitnehmerfreizügigkeit 2011 spürbar – Freundschaftliche Kontakte mit Tschechen – Unterscheidung in eine menschliche und eine politische Dimension in der Wahrnehmung Tschechiens – Persönliches Bild von Bayern – Kritik am Verschwinden der Dialekte in Bayern – Vernachlässigung der Umwelt – Persönliche Meinung zur Flüchtlingspolitik in der Bundesrepublik seit 2015.