Zeitzeugen berichten

Inge Ammon Friedensaktivistin

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Haus der Bayerischen Geschichte (Dr. Heike Bretschneider)

Inge Ammon berichtet im hier gezeigten Ausschnitt über ihr Engagement im Ausschuss "Weltmission und Ökumene" der bayerischen Landessynode.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Interview der Journalistin und Historikerin Dr. Heike Bretschneider mit Inge Ammon, geführt am 25.01.1995, über ihr Engagement in der Friedensbewegung ab den 1980er-Jahren (nur Ton).

Biogramm

Inge Ammon, Jahrgang 1931, kam nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtling aus der Nähe von Königsberg in Ostpreußen nach Bad Godesberg. Nach dem Fachabitur studierte sie an der Pädagogischen Hochschule in Bonn und wurde begeisterte Lehrerin. Nach der Heirat mit dem evangelischen Pfarrer Peter Ammon 1958 gab sie ihren Beruf auf, wurde Pfarrersfrau und bekam vier Kinder. 1968 zog sie mit ihrem Mann und ihrer Familie nach Fürstenfeldbruck. Seit 1978 war sie aktiv in der Friedensbewegung – sie wurde Mitbegründerin der Initiative „Christen in der Region München“, die u.a. an den Großdemonstrationen in Bonn und 1983 an der Menschenkette Ulm-Stuttgart teilgenommen hat. 1986 nahm sie an der Seniorenblockade der US-amerikanischen Atomwaffen in Mutlangen teil. Ammon engagierte sich auch danach im Sinne der christlichen Nächstenliebe und richtete bei sich zu Hause in Fürstenfeldbruck eine Wohngemeinschaft für Asylbewerber ein.

Inhalte

tobre 158:

Jahrgang 1931 – Pfarrfrau, vier Kinder

Ab 1980 – mit Beginn der Nachrüstungsdebatte war sie aktiv in der Friedensbewegung – sie war Mitbegründerin der Initiative „Christen in der Region München“, die u.a. an den Großdemonstrationen in Bonn und 1983 an der Menschenkette Ulm- Stuttgart teilgenommen hat.

Nachdem der Bundestag die Aufstellung der Pershing II und Cruise Missiles beschlossen hatte, herrschte in der Friedensbewegung Resignation. Mit einigen aus ihrer Gruppe fuhr sie nach Mutlangen und erlebte dort junge Leute, die vor dem Tor der Pershing II-Depots Mahnwachen hielten. Sie, die zur „Generation der Mütter“ gehörte, fühlte sich verantwortlich und wollte diese jungen Menschen nicht allein lassen. Sie organisierte einen Bus und fuhr mit 45 Leuten nach Mutlangen, sie umrundeten das abgesperrte Gelände, sprachen mit der Bevölkerung, nahmen Kontakt zum Pfarrer auf, hielten einen Gottesdienst. 1985 begannen die Blockaden: die Muttertagsblockade, die Seniorenblockade, die Herbstblockade 1986. Sie selbst hat zweimal hintereinander blockiert und wurde zu 30 Tagessätzen verurteilt (nach § 240 StGB).

Inge Ammon war Synodalin. In der bayerischen Landessynode stellte sie Anträge zu politischen Themen: zur Einführung eines zivilen Friedensdienstes, zu Rüstungsexporten, zu Deserteuren und Kriegsdienstverweigerern aus dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien. Immer wieder wurde die Presse informiert. Sie, die selbst ein Flüchtlingskind war, setzte sich auch später noch für eine humane Asylpolitik ein.

In der Synode der bayerischen Landeskirche arbeitete sie mit im Ausschuss Weltmission und Ökumene. Im Lauf der Jahre wurde sie eine Expertin für Wirtschafts- und Finanzfragen. Als 1992 der Weltwirtschaftsgipfel in München stattfand, gehörte sie zu den Organisatorinnen des Gegengipfels. In der Universität sollten sieben Foren stattfinden, kurz vor Beginn kam die Absage. Ein Teil der Leute wollte die Universität besetzen. Mit größter Mühe gelang es Inge Ammon und Nelly Limmer die Menge zu überreden, in die Lukas Kirche auszuweichen.

tobre 159:  

Inge Ammon arbeitete mit der Deutschen Friedensgesellschaft/Vereinigte Kriegsdienstgegner zusammen, um Kriegsdienstverweigerer aus dem ehemaligen Jugoslawien vor der Abschiebung zu bewahren, denen in ihrem Land langjährige Gefängnisstrafen drohten. Sie begleitete sie zum Kreisverwaltungsreferat, reichte Petitionen im Landtag ein usw. Aber auch das Kirchenasyl war für sie ein legitimes Mittel, eine unmittelbar drohende Abschiebung zu verhindern.

Daten

Art:
Thematisches Interview (nur Ton)
Dauer:
ca. 0:45 h
Aufnahmedatum:
25.01.1995
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Dr. Heike Bretschneider (Interview und Technik)