Zeitzeugen berichten

Ludwig Stark KZ-Überlebender, Maurer, Angestellter

Signatur
zz-0180.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte, Augsburg
Referenzjahr
1923

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Ludwig Stark über die Verhältnisse, in denen er während des Ersten Weltkriegs und der Inflation 1923 aufwuchs.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Ludwig Stark aufgenommen am 24.04.1989 in München, über seine Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg, die NS-Machtergreifung, das Engagement im Widerstand, die Internierung im Konzentrationslager Dachau und das Leben nach dem Krieg.

Biogramm

Ludwig Stark wurde 1911 in München geboren. Unter dem Eindruck der steigenden Arbeitslosigkeit Anfang der 1930er-Jahre engagierte er sich in der Kommunistischen Jugend und ging nach der NS-Machtergreifung sofort in den Widerstand. Wegen der illegalen Herausgabe der "Neuen Zeitung" wurde er im August 1933 verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Nach seiner Freilassung im Juni 1936 arbeitete Stark als Maurer. Er meldete sich nach Kriegsausbruch zur Wehrmacht und wurde durch einen Kopfschuss schwer verwundet. Nach seiner Genesung engagierte er sich im Umfeld der Widerstandsgruppe des Aufbau-Kreises, weswegen er 1944 erneut inhaftiert wurde. Vom Volksgerichtshof wurde Ludwig Stark wegen seiner Kriegsverletzung zu einer verhältnismäßig geringen Strafe – zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Überstellung ins KZ Mauthausen wurde er in ein Außenlager nach Wien verbracht. Ludwig Stark überlebte den Todesmarsch und kehrte wieder in seine Heimatstadt zurück. Nach dem Krieg war Stark in der Münchner Stadtverwaltung tätig. Er war verheiratet und hatte 2 Kinder. Er engagierte sich in der Verienigung der verfolgten des Naziregimes (VVN) und bei Führungen durch die KZ-Gedenkstätte Dachau. 1995 starb Ludwig Stark in München.

Inhalte

Vater: Maurer, Sozialdemokrat – Erster Weltkrieg: Auswirkungen auf Familie – Versailler Vertrag 28.06.1919: Folgen und politische Verhältnisse – Kindheit in München – Inflation – Ausbildung zum Maurer in Harlaching – Mitglied Sozialistische Jugend, Naturfreunde-Jugend: Freizeit, Politisierung, „Mein Kampf“ – Wirtschaftskrise – Arbeitsamt: Arbeitslosigkeit, Krisenunterstützung – Wanderschaft 1930: Heringsräucherkammern Bremerhaven – Demonstrationen – Übertritt: Kommunistische Jugend 1932: Flugblätter, Freies Volk – Massenarbeitslosigkeit, Rolle der Gewerkschaften – NS-Wahlpropaganda – Gerichtsbarkeit: politische Morde – NS-Machtergreifung 30.01.1933: Inszenierung in München – Reichstagsbrand 27.02.1933 – Eröffnung Konzentrationslager Dachau 20.03.1933: Öffentlichkeit, Völkischer Beobachter – Gründung Deutsche Arbeitsfront (DAF) 10.05.1933 – Widerstand: Flugblätter, Neue Zeitung (Herstellung, Organisation) – Gestapo: Verhaftung August 1933 – Gefängnis Ettstraße, Vernehmungen, Misshandlungen – Selbstmordversuch – Einlieferung ins KZ Dachau: Solidarität, Alltag, fünf Monate – Arbeitskommando Bau – Untersuchungshaft – Oberstes Bayerisches Landesgericht: Vorbereitung zum Hochverrat – eineinhalb Jahre Haft in Stadelheim – KZ Dachau bis Juni 1936 – gesundheitliche Folgen – Akkordarbeit bei Baufirma Held & Franke – Antisemitismus in München – Münchner Abkommen 30.09.1938 – Reichspogromnacht 09.11.1938 – Zweiter Weltkrieg: NS-Überfall auf Polen, Kriegsausbruch 01.09.1939 – Meldung zur Wehrmacht: Gebirgsjäger Mittenwald – Kriegseinsatz in Frankreich – schwere Kopf-Verwundungen: Krankenhaus Frankfurt – Hirnverletztenheim Schwabing – `Unternehmen Barbarossa´, Überfall auf Sowjetunion 22.06.1941 – Neuer Kontakt zu Widerstand: Aufbruch-Kreis: Postsendungen, Flugblätter – Verhaftung: Wehrmachtsgefängnis Lothstraße – Zivilgefangener: Gefängnis Cornelius, Neudeck, Stadelheim: Krankenabteilung – Hinrichtungsstation Stadelheim – Hinrichtung Geschwister Scholl 22.02.1943 – Gefängnis Plötzensee Berlin, Amtsgerichtsgefängnis Potsdam: Anklageschrift – Volksgerichtshof: Prozess 14.07.1944, Richter Freisler: zweieinhalb Jahre Gefängnis – Stauffenberg-Attentat 20.07.1944 – KZ Dachau: Quarantäneblock – Deportation ins KZ Mauthausen: Überfüllung, Gesundheitszustand, Ausländer – Arbeitskommando Steinbruch: Gusen II – Arbeitsalltag, Kapo-Funktion, SS-Wachen – Strafen – Außenlager Wien: Fabrikaufbau, Krankheiten – Evakuierung des Lagers, Todesmarsch, SS-Morde – Außenlager Steyr, Flucht der Wachmannschaften – Soldatenuniform: amerikanische Kriegsgefangenschaft – Rückkehr nach München – beruflicher Neubeginn: Sachbearbeiter im Wohnungsamt (zehn Jahre): Wohnungsbeschaffung – Entnazifizierung – Arbeit im Baureferat, Abteilung Stadtentwässerung (bis Pensionierung) – Führungen in Gedenkstätte – Gefahren in der BRD: Arbeitslosigkeit, Ausbau Machtapparat – Ost-West-Entspannungspolitik: Perestroika – Republikaner, Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Karl Marx – Friedrich Engels – Wladimir Lenin – August Bebel – Karl Liebknecht – Rosa Luxemburg – Adolf Hitler – Heinrich Himmler – Theodor Eicke, Kommandant KZ Dachau – Eduard Benesch – Wilhelm Olschewski – Beppo Römer – Kompaniechef, Hauptmann Bader – Roland Freisler.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
3:00 h
Aufnahmedatum:
24.04.1989
Sprache:
deutsch