Im hier gezeigten Ausschnitt beschreibt Eleonore die bescheidenen Verhältnisse, in den sie aufwuchs. Sie war sich bewusst, dass ihre Familie bedürftig war, fühlte sich aber niemals arm, da ihre Mutter für die Kinder alles aufsparte. (nur Ton; Foto: © Bildarchiv Bayerischer Landtag)
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Interview der Journalistin und Historikerin Dr. Heike Bretschneider mit Eleonore Romberg, geführt 1995, über ihren Weg in die Friedensbewegung und die Internationale Frauenliga (nur Ton).
Biogramm
1923 in München geboren, Vater Anton Hagspiel starb bereits 1926, wenige Jahre später erneute Heirat der Mutter Antonie (geb. Neuner), Kindheit und Jugend in Sozialbausiedlung in München-Ramersdorf, Kinderlähmung, Volks- und 1937-1940 Handelsschule in München, 1939 Inhaftierung des Stiefvaters nach einer Denunziation in Stadelheim, 1940 Tod des Bruders als Luftwaffenpilot im Zweiten Weltkrieg, während des Krieges Arbeit als Kontoristin, 1946-1950 Sekretärin Alois Hundhammers in der CSU-Landtagsfraktion und im Bayerischen Kultusministerium (die Anstellung verlor sie aufgrund einer Verdächtigung, mit dem sowjetischen Regime zu sympathisieren), anschließend 20 Jahre als kaufmännische Angestellte tätig, 1953 Heirat mit dem Arzt Dr. Ernst-Heinrich Romberg, Politisierung über den Protest gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik, 1956 Beitritt zur Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF), die in Bayern zuvor vorübergehend als verfassungswidrig eingestuft worden war, 1960 Begabtenabitur und 1961-1968 Studium der Soziologie, 1968-1971 Dozentin an der Ellen-Amman-Schule, 1971-1983 hauptamtliche Dozentin (ab 1983 Professorin) an der Katholischen Stiftungsfachhochschule für Sozialwesen in München (Fachbereich Soziale Planung mit Schwerpunkt Stadtteil- und Ausländerarbeit), Vorstandsmitglied des Vereins für Internationale Jugendarbeit e.V. Ortsverband München (vormals Verein der Freundinnen junger Mädchen); Vorstandsmitglied des Arbeitskreises für Ausländerfragen in Haidhausen (AKA), 1986-1992 Präsidentin der IFFF mit Sitz in Genf; Mitglied der Weltparlamentarierinnen für den Frieden, Schwerpunktbereiche: Soziale Bedingungen, insbesondere von Frauen und Müttern in Industrieländern und Ländern der "Dritten Welt"; Entwicklungspolitik, Ausländerproblematik, Friedens- und Sicherheitspolitik. 1986-1990 Mitglied des Bayerischen Landtags (Grüne). Auszeichnungen: Bayerischer Friedenspreis der Deutschen Friedensgesellschaft (1991) und Medaille "München leuchtet" in Silber der Stadt München. 2004 in München verstorben.
Inhalte
tobre 032:
Eleonore Romberg erzählt über ihr Engagement in der Friedensbewegung und die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit. Sie spricht über ihren eigenen Weg zur Friedensbewegung, ihre Kriegserlebnisse, die „Nie wieder Krieg“-Bewegung, die ersten Ostermärsche, ihre ersten Kontakte zur Internationalen Frauenliga 1956, dort lernte sie Constanze Hallgarten kennen. Sie schildert die Aufgaben und Ziele der deutschen Sektion der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit, u.a. die Unterstützung der Flüchtlinge.
tobre 033:
Von 1986 bis 1992 war Eleonore Romberg Präsidentin der Internationalen Frauenliga mit Büro in Genf. Sie berichtet von der Münchner Organisation und über den geplanten Frauenfriedenszug, der am 07.08.1995 von Helsinki nach Peking starten sollte. Anschließend schildert sie ihr Leben: 1923 in München-Sendling geboren, Armut in der Kindheit, Freiplatz an der Riemerschmid Handelsschule. Ihr Stiefvater wurde wegen unvorsichtiger Äußerungen über die Nationalsozialisten denunziert und für 9 Monate in Stadelheim inhaftiert.
tobre 034:
Mit 13 Jahren schloss sich Eleonore Romberg der Marianischen Frauenkongregation an. Mit 14 Jahren bekam sie Kinderlähmung, beendete trotzdem die Handelsschule und begann als Kontoristin in einer Großbuchdruckerei in der Nähe des Hauptbahnhofs. Sie schildert die Not der Kriegsjahre in München und die verheerenden Bombenangriffe, die Hungerjahre nach dem Krieg. 1946 lernt sie einen Kreis von jungen Leuten kennen, die der CSU nahestanden.
tobre 035:
1946 wurde Eleonore Romberg Sekretärin bei Alois Hundhammer, dem Fraktionsvorsitzenden der CSU in der Verfassunggebenden Landesversammlung (ab Dezember 1946 bayerischer Kultusminister). Sie war gleichzeitig Fraktionssekretärin und Hundhammers Sekretärin im Kultusministerium für vier Jahre. 1949 lernte sie den Arzt Dr. Romberg kennen, der aus einer bekannten Münchner Medizinerfamilie stammte. Als Nazigegner war er in Plötzensee inhaftiert gewesen. Dr. Romberg war bayerischer Landesvorsitzender des Gesamtdeutschen Kulturrates, er nahm 1951 am ersten Kongress in Berlin teil, seine Verlobte hatte ihn nicht begleitet. Trotzdem wurde sie daraufhin fristlos als Sekretärin im Kultusministerium entlassen (siehe tobre 038).
tobre 036:
1953 heiratete Eleonore Romberg ihren Mann. An der Abendmittelschule hatte sie sich schon 1952 eingeschrieben, drei Jahre später machte sie die Mittlere Reife. In München lernte sie einige Frauen aus der Internationalen Frauenliga kennen und fuhr mit ihnen 1956 zu einem Seminar des Gesamtdeutschen Frauenrates nach Ost-Berlin. Die Münchner Gruppe der Frauenliga gründete sich 1956 neu, Eleonore Romberg wurde Mitglied und ein Jahr später zur Vorsitzenden gewählt. Sie nahm häufig an internationalen Treffen der Liga teil und wurde 1970 in den Internationalen Vorstand gewählt. 1961 machte Eleonore Romberg das Begabtenabitur.
tobre 037:
Eleonore Romberg studierte Soziologie und wurde Dozentin an der Katholischen Fachhochschule für Sozialwesen: Ab 1975 gab es an den Hochschulen und Schulen Überprüfungen vom Verfassungsschutz und sie bekam Schwierigkeiten wegen ihres friedenspolitischen Engagements. Mit 60 Jahren ging sie 1983 in den Ruhestand. Sie wollte ihre Zeit und Kraft für die Liga-Arbeit einsetzen. Sie war von 1986 bis 1992 internationale Präsidentin der Liga. Für die Grünen wurde sie 1986 für eine Legislaturperiode in den Bayerischen Landtag gewählt.
tobre 038:
Eleonore Romberg spricht über Ziele und Arbeit der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit.
Daten
Dr. Heike Bretschneider (Interview und Technik)