Zeitzeugen berichten

Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner Kath. Priester; 1991-2005 Generalvikar im Bistum Regensburg; 2004-2016 Dompropst zu Regensburg

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Haus der Bayerischen Geschichte (Dr. Michael Bauer)

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner über die schönen und weniger schönen Seiten seiner Kindheit in Teisnach im Bayerischen Wald.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner, geführt am 06.11.2021 in Mallersdorf, über seine Kindheit im Bayerischen Wald in der Nachkriegszeit, sein Studium an der philosophisch-theologischen Hochschule in Königstein bei Frankfurt, seinen Weg an die Uni Regensburg und den Kontakt zu Prof. Joseph Ratzinger, seine persönliche Definition von Heimat, die verschiedenen Mentalitäten von Oberpfälzern, Niederbayern und Hessen, den zunehmenden gesellschaftlichen Bedeutungsverlust der Kirche, den Wandel von Hochzeits- und Beerdigungsfeiern und -riten, den Wandel des Familienalltags und die Emanzipation der Frau sowie über die Vor- und Nachteile digitaler Medien und Kommunikationsmittel.

Biogramm

Prälat Dr. Wilhelm Gegenfurtner wurde 1946 in Teisnach im Bayerischen Wald geboren und nach seinem Studium in Königstein und Regensburg am 29. Juni 1974 von Bischof Rudolf Graber in Regensburg zum Priester geweiht. Nach einer Kaplanszeit in Geisenfeld, in der er auch seine Doktorarbeit ("Jesuiten in der Oberpfalz. Ihr Wirken und ihr Beitrag zur Rekatholisierung in den oberpfälzischen Landen (1621–1650)") fertigstellte, begann er 1976 als Assistent für Kirchengeschichte an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Regensburg und wurde 1981 Studentenpfarrer an der Universität und der Fachhochschule in Regensburg. Im Sommer 1986 berief ihn Bischof Manfred Müller als Domvikar in das Bischöfliche Ordinariat, wo er für die Erwachsenenbildung und die Neuen Medien verantwortlich war. Von Januar 1991 bis November 2005 war er Generalvikar im Bistum Regensburg, von 2004 bis 2016 Dompropst und Vorsitzender des Diözesancaritasverbandes und von 2005 bis 2013 Vertreter des Bischofs von Regensburg (Superior) bei den Mallersdorfer Schwestern. Mit Erreichen des 70. Lebensjahrs trat er in den Ruhestand und wirkte ab Dezember 2016 als Hausgeistlicher im Kneippkurhaus St. Josef in Bad Wörishofen. Seit September 2021 lebt Prälat Gegenfurtner im Schwesternaltenheim im Kloster Mallersdorf.

GND: 128591420

Inhalte

Geboren 1946 in Teisnach im Bayerischen Wald – Für Bayern atypisch hohe Zahl von Fabrikarbeitern in Teisnach, die in der um 1900 gebauten Papierfabrik Anstellung fanden – Gefährliche Arbeit des Vaters als Polizist nahe der tschechischen Grenze in den 1950er-Jahren (Schmuggel von Vieh) – Fürsorgliche Eltern: Einladung von bedürftigen Kindern in der Nachkriegszeit – Positive und negative Kindheitserinnerungen – „Bandenmentalität“ auf dem Land – Prügelstrafen in der Schule – Weg zum Abitur in Königstein bei Frankfurt (1968) – Berufswünsche – Positive Erfahrungen und Erweiterung des eigenen Horizonts an der philosophisch-theologischen Hochschule in Königstein – Erleben der Studentenunruhen 1968 – Erleben einer Demonstration anlässlich der „Pillen-Enzyklika“ 1968 – Weg an die Universität Regensburg – Kontakte zu Prof. Joseph Ratzinger – Faszination für Latein – Promotion über die Rekatholisierung in der Oberpfalz – Persönliche Lehren aus der Beschäftigung mit den Jahrbüchern des Jesuitenkollegs in Amberg – Definition von Heimat – Eigenarten und Mentalitäten der Oberpfälzer, Niederbayern und Hessen – Veränderung der Gesellschaft: zunehmender Individualismus und Egoismus – Spaltung der Gesellschaft im Zuge der Diskussionen um den Nationalpark Bayerischer Wald in den 1960er-/1970er-Jahren – Gescheiterte Versuche der Vermittlung zwischen den Parteien in Sachen Nationalpark – Bedeutung des Vereinslebens in Bayern – Teilweise „Rekrutierung“ von Domspatzen aus Vereinen – Disziplin und überdurchschnittliche schulische sowie akademische Leistungen der Domspatzen – Nachbarschaftshilfe auf dem Land – Schule und Schüler-Lehrer-Beziehungen in den 1950er-/1960er-Jahren und heute – Höflichkeit und Respekt junger Leute heute – Hochzeitsfeiern heute – Vermischung von Ritualen aus verschiedenen Kulturen infolge der Globalisierung (z.B. bei Hochzeiten und Beerdigungen) – Unreflektierte Übernahme fremder Riten zum Zweck der Selbstdarstellung (Junggesellenabschied) – Kommerzialisierung religiöser Feste (z.B. Weihnachtsmarkt) – Untergeordnete gesellschaftspolitische Rolle der Kirche heute – Umgang mit Migranten in Mallersdorf vonseiten der Bewohner, Kirche und Politik – Fußball als verbindendes Element – Wandel der Rollenbilder von Mann und Frau seit den 1960er-Jahren – Rückständigkeit der katholischen Kirche bezüglich der Rolle der Frauen – Wandel bzw. Verlust der Esskultur – Lage von alleinerziehenden Müttern in den 1980er-Jahren und heute – Einzug von Smartphones ins Kloster – Persönliche Einstellung zu Smartphones und mobilen Nachrichtendiensten bzw. sozialen Medien – Besonderer Wert eines persönlichen handschriftlichen Briefes heutzutage – Tendenz zum kurzen und zusammenhangslosen Schreiben aufgrund von E-Mail und SMS – Vorteile des Digitalen und digitaler Enzyklopädien – Gefahren des Digitalen und der Smartphones – Rückgang der Kirchenbesucher – Kernthemen und Aufgaben der Kirche – Gründe für den geringen Stellenwert der Kirche in der Gesellschaft bzw. Möglichkeiten zum Erreichen von (jungen) Menschen – Angst der kirchlichen Obrigkeiten vor der Einbindung anderer Religionen in die Vermittlungsarbeit der Kirche – Falscher Umgang mit den Fällen sexuellen Missbrauchs in der Kirche – Jesuitisches Prozessdenken und Reformwege des Papstes Franziskus – Wünsche für das Zusammenleben der Menschen.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview
Dauer:
1:30 h
Aufnahmedatum:
06.11.2021
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Michael Bauer

Kamera: Thomas Rothneiger