Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Erika Eichenseer über ihren Schulweg, den sie teils auf dem Motorrad zurücklegte, sowie darüber, wie sie den Lehrerberuf lieben lernte.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Erika Eichenseer, geführt am 26.03.2022 in Regensburg, über ihre Kindheit in Oberbayern als Tochter des Dorfschullehrers, das Lehramtsstudium in den 1950er-Jahren, ihre Erfahrungen als Lehrerin, die 1959 geschlossene Ehe mit dem späteren Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz Adolf Eichenseer, das arbeitsreiche Berufs- und Familienleben in den 1960er- und 1970er-Jahren, ihr leidenschaftliches Interesse an Märchen, dem Theater und dem Erzählen, die Entdeckung der Märchen Franz Xaver von Schönwerths, den Wandel der Fest-, Feier- und Brauchkultur sowie über die Entstehung und Entwicklung der Tracht.
Biogramm
Erika Eichenseer wurde 1934 in München geboren. Nach dem Abitur, das sie 1952 in Erding machte, studierte sie am Institut für Lehrerbildung in Freising und legte 1957 das 2. Staatsexamen für das Lehramt an Volksschulen ab. Es folgte die Weiterbildung für das Lehramt an Realschulen mit den Fächern Deutsch und Englisch. 1959 heiratete sie Adolf Eichenseer, der 1969 der erste Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz wurde. Erika Eichenseer brachte sich selbst aktiv in die Bezirksheimatpflege ein und war besonders in der Laienspielberatung tätig. Außerdem begeisterte sie sich bereits während ihrer Zeit als Lehrerin für das Theaterspielen mit Kindern. Bei ihrer Recherche nach Literatur für das Kindertheater stieß sie auf Märchen des in Amberg geborenen Franz Xaver von Schönwerth (1810-1886). Die Erzählungen weckten ein derartiges Interesse in ihr, dass sie nach weiteren Texten des Oberpfälzers forschte – mit Erfolg: Die Entdeckung neuer Geschichten erfuhr internationale Aufmerksamkeit, beispielsweise in der „New York Times“. Nach wie vor widmet sich Erika Eichenseer dem (freien) Erzählen, hält Kurse und Vorträge und hat jüngst ein Buch über Märchen verfasst.
Inhalte
Geboren 1934 – Ostervorbereitungen auf dem Land in den 1930er-Jahren – Positive Kindheitserinnerungen an die Ostergottesdienste und die anschließende Ostereiersuche – Kindheit auf dem Land in Oberbayern – Brauch des Eierpeckens – Geboren in München aufgrund des bekannten Namens der Stadt – Reiselust des Vaters – Schwiegereltern aus einfachen Verhältnissen – Verhalten des Vaters während der NS-Zeit – Hilfsbereitschaft der Eltern – Verrichten von Badertätigkeiten – Naturalien als Gegenleistung während des Zweiten Weltkriegs – Selbstversorgung während des Krieges und in der Nachkriegszeit – Schläge und Streitereien in der Schule in den 1920er-/1930er-Jahren – Unterschiede zwischen der Kindheit in den 1930er-Jahren und heute – Kinderspiele in den 1930er-Jahren – Singen und Erzählen als Abendunterhaltung im frühen 20. Jahrhundert – Grausamkeit in Märchen – Märchen als Pubertätsgeschichten – Unterschied zwischen Erzählen und Vorlesen – Anpassung an das Publikum beim Erzählen – Schlechte Erinnerungen an den Unterricht und die Schulzeit beim eigenen Vater – Interesse für Feinmechanik – Bitte um Geld für den Führerschein in den frühen 1950er-Jahren – Bedingung des Vaters für die Bezahlung des Führerscheins: Ablegen der Eignungsprüfung für das Lehramtsstudium – Langer Schulweg Ende der 1940er-/Anfang der 1950er-Jahre – Zurücklegen des Schulwegs mit dem Motorrad – Zunächst wenig Freude am Lehramtsstudium und an der Tätigkeit als Lehrerin – Wendepunkt – Umgang mit dem Dialekt in der Volksschule in den 1950er-/1960er-Jahren – Fortbildung zur Realschullehrerin bis 1959 – Kennenlernen des späteren Ehemannes Adolf Eichenseer im Studium – Miterleben der Bombardierung Münchens während des Zweiten Weltkriegs aus nächster Nähe – Zerstörtes Nachkriegsmünchen – Arbeitsreiches Familien- und Berufsleben mit einem vielbeschäftigten und engagierten Ehemann – Umzug nach Regensburg nach der „Berufung“ des Ehemanns zum ersten Bezirksheimatpfleger der Oberpfalz 1969 – Desolates und düsteres Regensburg in den 1960er-Jahren – Positive Erfahrungen als Realschullehrerin in Regensburg – Gutes Verhältnis zu den Schülerinnen und Schülern – Anekdote aus dem Lehrerleben in den 1960er-Jahren – Begeisterung für (Schüler-)Theater – Entdeckung der Märchen von Franz Xaver von Schönwerth (1810-1886) bei der Recherche nach Literatur für das Schüler- bzw. Kindertheater – Erfolgreiche Recherche nach weiteren Märchen Schönwerths in seinem Nachlass und bei der Universität Marburg – Leben und Werk Franz Xaver von Schönwerths – Motivation für das Sammeln und Niederschreiben von Oberpfälzer Geschichten und Bräuchen – Fortsetzung der Sammlungstätigkeit in München mit Hilfe von aus der Oberpfalz stammenden Gewährspersonen – Gründe für die eigene Begeisterung für die Bräuche der „einfachen Leute“ – Besonderheit der Oberpfälzer Kultur und Bräuche – Erforschung der Oberpfälzer Baustile durch Adolf Eichenseer – Teamarbeit mit dem Ehemann – Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Lehrerberuf in den 1960er-/1970er-Jahren – Wandel der Fest- und Feierkultur – Abhängigkeit vieler Bräuche vom christlichen Glauben und vom Jahreslauf – Kreativität der „einfachen“ Leute im frühen 20. Jahrhundert – Wirtshauskultur im 19. Jahrhundert – Kirchweih als Heiratsmarkt – Bevormundung der Gläubigen durch die Kirche im 20. Jahrhundert – Spaß an der Durchführung von Theaterworkshops mit Grundschulkindern – Laienspielberatung im Rahmen der Bezirksheimatpflege – Entstehung der Tracht im 19. Jahrhundert – Bestandteile der Frauentracht – Überlegungen zur korrekten Bezeichnung des „Dirndlgwands“ – Wandel der Tracht und ihres Stellenwerts seit den 1960er-/1970er-Jahren – Lederhose als praktisches Kleidungsstück – Keine Überlieferung abgetragener Kleidungsstücke – Wenig Zeit für Haushalt und Kinder heute – Derzeitiges gesellschaftliches Essverhalten und Nahrungsangebot – „Echte“ Bäcker in Regensburg heute – Vor- und Nachteile moderner Technik – Aktuelles Buchprojekt – Art und Weise der Präsentation des Buches – Botschaft von Märchen – Begeisterung junger Menschen mithilfe der Märchen und ihrer Botschaft.
Daten
Interview: Dr. Michael Bauer
Kamera: Thomas Rothneiger