Zeitzeugen berichten

István Küttel Maschinenbauingenieur, Emigrant

Themen

Bayern-Ungarn

Zeiträume

Das geteilte Deutschland (1949 - 1989)

Signatur
zz-0699.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Jahr
1956

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet István Küttel davon, wie er am 23.10.1956 im Radio vom Aufstand in Budapest erfahren hat.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview mit István Küttel, geführt am 21.02.2000 in Olching im Rahmen des Projekts Bayern und Ungarn, über seine Kindheit und Jugend in Budapest, den wachenden Antisemitismus in Ungarn und die Judendeportationen während des Zweiten Weltkriegs, die Machtübernahme durch die Kommunisten nach 1945, die Teilnahme als Student am Ungarn-Aufstand 1956, seine Verhaftung, die Flucht nach Österreich und die Übersiedelung in die Bundesrepublik Deutschland.

Biogramm

1935 als Sohn eines Textilfabrikanten in Budapest geboren, erlebte als Kind die Deportationen der ungarischen Juden und nach dem Zweiten Weltkrieg die Enteignung des Vaters durch die Kommunisten, Maschinenbaustudium, 1956 Teilnahme am Ungarn-Aufstand, Verhaftung, Flucht nach Österreich, Juni 1957 Einreise in die Bundesrepublik Deutschland, Studium in Karlsruhe und München, Praktikum bei Wacker-Chemie in Burghausen.

GND: 1067221263

Inhalte

1935 in Budapest geboren, Familie des Vaters stammte aus Deutschland, ungarischer Geist, deutsche Kultur und Sprache gegenwärtig, Deutsch in der Schule gelernt, Volksschule: Reichsschule, österreichische Kindermädchen, bis 1943 friedlich, dann Luftangriffe auf Budapest, Gut auf dem Land in Gödöllö Sommer 1944, Segelflieger-Flugplatz, Ungarn als Verbündeter Deutschlands, Näherkommen der sowjetischen Front, Karpaten, Hoffnung auf Sieg, Oktober 1944, Artilleriefeuer gehört, mit Lastwagen Richtung Westen, österreichische Grenze, Ostern 1945 von den Sowjets erreicht, Krieg zu Ende, Einquartierung, ungarische Flüchtlinge aus der Slowakei, Vorfahren im 17. Jahrhundert aus Baden nach Ungarn ausgewandert, Gallus Küttel, Pforzheim, Apotheke in Köszeg (Günz), Urgroßvater studierte Jura, Temesvar/Banat, Anwalt und Bürgermeister, Familie der Großmutter aus Bayern, Familie Perzel, 16. Jahrhundert, Militärs und Grundbesitzer, Vater: Studium in Deutschland, Textilingenieur, verstärkter Nationalismus der Horthy-Zeit, Vertrag von Trianon, ungarische Gebietsverluste, Magyarisierung, Namensänderungen, Bayern: Gisela Frau von St. István (Hl. Stefan), Königin Elisabeth (Sisi), Sisi-Denkmal in Gödöllö, Teilnahme Bayerns an den Türkenkriegen, Max Emanuel II., in der Jugend von Deutschland nicht von Bayern die Rede, sprachliche Nähe von Bayern und Österreich, Landschaft, 1940 bis 1944 jüdische Hauslehrerin, Beginn der Verfolgungen im Sommer 1944, Sanktionen für ungarische Juden seit den 1930er Jahren, Judenstern, S-Bahn von Gödöllö nach Budapest, Deportationen begannen im ungarischen Osten, Vater: Textilfabrik bis zur Verstaatlichung 1948, jüdische Mitarbeiter: Lindenfeld, Springer, Antisemitismus, Maschinenfabrik, Baron Manfred Weiß - russische Besatzung, Koalitionsregierung, Debreszen, Vater ging 6 Wochen nach Kriegsende nach Budapest, Entnazifizierung, Parteien: Kommunisten, Sozialdemokraten, Kleinlandwirte, demokratischer Neubeginn, 1946 Haus in der Nähe von Budapest gemietet, bis Gut in Gödöllö wieder aufgebaut war, Normalisierung, Prozesse gegen Pfeilkreuzler und höhere Militärs, Wahlkampf in Südungarn, 1947 Wahlredner der demokratischen Parteien gegen Kommunisten, Umsiedlung von volksdeutschen Familien, Mosonmagyaróvár, 1947 Geschäftsfreunde des Vaters wanderten aus, Angst vor kommunistischer Diktatur, 1948 kommunistische Machtübernahme, Wahlfälschung, Bündnis der Kommunisten und des linken Flügels der Sozialdemokraten, Enteignung der Fabrik des Vaters, Fortschreiten der Verstaatlichung, bis 1950 Liquidierung der Privatwirtschaft, Vater: Angestellter im Ministerium für Staatsgüter, Arbeitsrationalisierung, Leistungsmessung, Normen, Hausdurchsuchungen 1950, Schwiegervater einer Freundin hingerichtet, Konfessionsschulen 1948 verstaatlicht, ab 1949 Bescheinigung für die Zulassung zu weiterführenden Schulen notwendig, Abitur 1953, Tod Stalins, Hoffnung, Rehabilitierung von inhaftierten Kommunisten, Kadar, keinen Studienplatz erhalten, Segelflieger, Fliegeroffiziersschule in Budapest, technische Fakultät, Anzeige gegen Mutter, Sommer 1953 Internierung, deswegen 2 Jahre später aus der Offiziersschule entlassen worden, durch Beziehungen des Vaters Zulassung zum Universitätsstudium in Miskolc, Maschinenbaustudium, Gedanken ins Ausland zu gehen, DDR, Briefkontakt mit Bekannten in Wismar, Reisepass beantragt 1956, Studentenwohnheim, ungarischer Rundfunk, 23.10.1956 Studentendemonstration in Budapest, Generalsekretär Gerö, Forderungen der Studenten, Berichte von bewaffneten Auseinandersetzungen, in Miskolc Kontakt mit Industriearbeitern aufgenommen, Versammlung am 25.10.1956, Abmarsch der Russen gefordert, Demonstrationszug ins Zentrum, Herunterreißen von roten Sternen, 16 Punkte der Budapester Studenten, 12 Punkte der Miskolcer Studenten, Verhandlungen im Rathaus, Demonstration vor dem AVO-Gebäude (Staatsschutz), Forderung nach Freilassung von Studenten, Schüsse, Handgranaten, Menge zerstreute sich, 26 Tote, 80 Verletzte, bewaffnete Bergwerksarbeiter stürmten das AVO-Gebäude, tote Polizisten, Aufstand, Besetzung der öffentlichen Gebäude, sowjetische Truppen fuhren Richtung Budapest, 26./27.10.1956 Imre Nagy Ministerpräsident, Bildung von Arbeiterräten in den Großbetrieben, Teilnahme an Gruppe zur Verhaftung von versprengten AVO Leuten, Kämpfe in Budapest, Bewachung eines Krankenhauses, auf LKW mit Medizingütern nach Budapest gefahren 31.10.1956, ungarische Nationalfahne mit Loch in der Mitte als Zeichen des Aufstands, Ringstraße in Budapest: zerstörte sowjetische Panzer, tote Soldaten, Spendenbereitschaft der Bevölkerung, Neutralität der ungarischen Armee, Rückfahrt nach Miskolc, Gefühl der Befreiung, Hoffnung, 03./04.11.1956 Einmarsch sowjetischer Einheiten, freies Radio Kossuth, Sowjets belagerten Studentenheime, Tote, Radio Free Europe (RFE), Hoffnung auf Hilfe aus dem Westen, Informationsstand vor dem Aufstand: Zensur, ungarischer Rundfunk als Informationsquelle, Widerstand wurde sinnlos durch sowjetische Übermacht, Verhandlungen mit sowjetischer Armeeführung, 5.11.1956 nach Gödöllö gefahren, Entscheidung Ungarn zu verlassen, mit Rotkreuz-LKW zur österreichischen Grenze, Verhaftung durch AVO, Szombathely (Steinmanger), Verhör, Untersuchungsgefängnis, Russen, chaotische Zustände, Kämpfe dauerten noch an (7./8.11.1956), sechs Wochen bei schlechter Verpflegung interniert, Abtransport im LKW, bei Halt an Eisenbahnlinie abgesprungen, zu Fuß durchgeschlagen, 18.12.1956 in Österreich angekommen, österreichische Zöllner, Deutschkreuz, Gespräch mit 2 Deutschen, Wunsch in die Bundesrepublik zu gehen, Jan van Haften, Flüchtlingslager Dreiskirchen, Flüchtlingskontingente, Wartezeiten, Wien, deutscher Student aus München, half ihm bei der Einreise, Juni 1957, Krefeld, Studium an der TH in Karlsruhe, Praktikum während des Studiums, 1960 Wacker Chemie in Burghausen, Bayern, Mutter konnte 1958 ausreisen, 2 Schwestern nach Kanada ausgereist, Mutter ließ sich in Graz nieder, 1961/62 Student in München, nebenbei Detailkonstrukteur, positive Einstellung gegenüber ungarischen Exilanten, ungarische Künstlerkolonie in München, 19. Jahrhundert, Piloty, Historienmalerei, Benzur, Unkaczy, ungarische Emigrantenkreise, Nationalgefühl, Europa, Zugehörigkeit zum deutschen Sprachraum, 1969 Visumsantrag für Besuch in Ungarn, erst 1974 Visum erhalten, einmal jährlich in Ungarn, Fall des Eisernen Vorhangs 1981, "Gulaschkommunismus" im wirtschaftlichen Bereich, relative Reisefreiheit, Besuche von Verwandten aus Ungarn in Deutschland, Ideen des ungarischen Aufstandes 1956, Kadar-Regime - historische Bindung nach Westen: Gisela, St. István, Religion, Kultur, Bindung an deutschen Sprachraum, Europa, ungarische Auswanderer in die USA, New York, Cleveland, Aktivität für ungarisch-bayerischen Schüleraustausch, Gymnasium in Gödöllö, August 1998, Benediktiner Gymnasium in Schäftlarn - Klischeebilder von Bayern und Ungarn.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Interview
Dauer:
2:00 h
Aufnahmedatum:
21.02.2000
Sprache:
deutsch