Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1963
Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Ruth Pirzer über ihre Heirat, ihre Hochzeitsreise in den Bayerischen Wald und ihre Wohnsituation.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview mit Ruth Pirzer, aufgenommen am 13.7.2013 in Regensburg, über die Flucht aus Breslau, die Rückkehr des Vaters aus dem Krieg, ihr Leben in Pursruck und die Familiengründung, die Rolle als berufstätige Frau, die Bedeutung der früheren Heimat und die Bedeutung Bayerns als neue Heimat.
Ruth Pirzer wurde 1933 geboren und wuchs in der Nähe von Breslau auf. Gegen Kriegsende flüchtete sie zusammen mit ihrer Familie nach Bayern, wo sie in Pursruck eine neue Heimat fand. Sie absolvierte die Volksschule und musste mit der Familie auch nach der Rückkehr des Vaters um das tägliche Überleben kämpfen. Nach dem Tod der Eltern nahm Frau Pirzer deren jüngstes Kind in ihrer eigenen Familie auf und begann neben der Kindererziehung als Versicherungsagentin zu arbeiten. Diesen Beruf übte sie bis zur Pensionierung aus. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit engagierte sie sich im Sozialdienst katholischer Frauen und arbeitete ehrenamtlich in einem Frauenhaus. 2023 ist Ruth Pirzer verstorben.
Inhalte
Geboren in Margaret bei Breslau – Arbeit auf dem elterlichen Hof – Besuch des Gymnasiums – Einschränkung und Aufgabe des Schulbesuchs durch Luftangriffe – Tote durch Angriffe – Flucht vor den Russen – Hoffnung auf baldige Rückkehr – Flucht im Winter bei schwierigen Wetterbedingungen – Unterkunft bei der örtlichen Bevölkerung – Unterstützung durch die Bevölkerung mit Lebensmitteln – Bedrohung durch Tiefflieger – Großangriff auf Dresden – Ankunft des Flüchtlingszugs in Amberg – Aufteilung auf die Gemeinden – Zuteilung des Gemeindehauses in Pursruck – Sprachschwierigkeiten – erster Kontakt in der Schule mit anderen Kindern – keine Vorstellung von Bayern – Wunsch nach Rückkehr bei den Erwachsenen – Feldarbeit der Mutter bei Bauern für Lebensmittel – schnelles Erlernen des Dialekts – schnelle Integration der Mutter aufgrund von harter Arbeit – gute Ernährungssituation – Rückkehr des Vaters aus englischer Kriegsgefangenschaft – Suche nach Arbeit – Arbeit beim Forstamt – Milchfahrer – Anmeldung im Lyzeum der Armen Schulschwestern – langer Schulweg – Wechsel an die Handelsschule – Geburt des jüngsten Bruders – Arbeitsplatz mit Wohnung – Wohnungssuche in Amberg für Eltern – Krankheit des Vaters – Arbeitsunfähigkeit – Sozialhilfe – Lastenausgleich für verlorenen Besitz in der alten Heimat – Arbeit als Buchhalterin – Währungsreform – Schwester bekam Arbeit bei Siemens – Bruder machte Lehre als Industriekaufmann – früher Tod des Bruders (Diabetes) – plötzlicher Tod der Eltern – Heirat 1956 – drei Söhne – Aufnahme des jüngsten Bruders – Hochzeit im Gasthaus – Hochzeitsreise in den Bayerischen Wald – Geburt der Tochter – Brief an Bundeskanzler Konrad Adenauer aufgrund der beengten Wohnsituation – Zuspruch einer Wohnung für Kinderreiche – Bezahlung durch Kredite – Ehemann aus Amberg – Arbeit bei einer Versicherungsgesellschaft – Einverständnis des Mannes nötig für Beruf – Gleichberechtigung mit ihrem Mann – Besuch in der früheren Heimat – Eltern hatten immer Hoffnung auf Rückkehr – Ostverträge von Bundeskanzler Willy Brandt – Mitglied im VDK – Treffen ehemaliger Bewohner von Margaret – Bayern als Heimat – Unterbringung von misshandelten Frauen in ihrer Souterrain-Wohnung für den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) – stellvertretende Vorsitzende des SkF – Ankauf der „Arche“ – Unterbringung von vielen Frauen – Kleiderbazar – Vormund des jüngsten Bruders – Misshandlung der Frauen oft infolge von Alkoholmissbrauch – aussichtslose Lage für Frauen ohne Beruf – Vorbehalte in der Familie des Ehemannes gegen die Heirat – Vorurteile gegen Flüchtlinge – völlige Integration – Fan des FC Bayern – bayerische Klischees.