Zeitzeugen berichten

Dr. Georg Ringsgwandl Arzt; Musiker

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Haus der Bayerischen Geschichte (Dr. Michael Bauer)

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Georg Ringsgwandl über seine Kindheit und Jugend in der Bad Reichenhaller Siedlung Staufenbrücke in den 1950er-Jahren, den solidarischen Zusammenhalt der weitestgehend mittellosen Siedlungsbewohner sowie die "Organisation" von Baumaterial vom Obersalzberg nach dem Zweiten Weltkrieg.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. med. Georg Ringsgwandl, geführt am 04.08.2021 in München, über seine Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit im Bad Reichenhaller Stadtteil „Staufenbrücke“, das Aufwachsen in ärmlichen Verhältnissen, seine Schulzeit auf dem Gymnasium, Bildung als Voraussetzung für einen höheren Lebensstandard, seinen Weg zur Musik, seine Faszination für den Dialekt, die bayerische Mentalität, den Rückgang der Wirtshäuser, das Wohnen auf dem Land und das soziale Gefüge dort, die Verödung der Innenstädte sowie über seine Einstellung zur Kirche.

Biogramm

Geboren wurde Dr. med. Georg Ringsgwandl 1948 in Bad Reichenhall-Staufenbrücke, einem, wie er sagt, „Arme-Leute-Viertel“ für Arbeiter und Vertriebene. Ab 1968 studierte Ringsgwandl Medizin, arbeitete an verschiedenen Krankenhäusern, zuletzt als Herzspezialist. Über Zither, Posaune und Gitarre wurde er seit den späten 1970er-Jahren zum sich gerne bunt kleidenden und „punkig“ auftretenden Musiker mit eigenen, literarisch-skurrilen Texten. Seine Mitmusiker wechselte er fast so häufig wie seine schrillen Outfits. Inzwischen ist Georg Ringsgwandl ein humorvoller, bedachter und ob unserer Zeitläufe und ihrer Erscheinungsformen vielfach tief schockierter Zeitzeuge.

Inhalte

Geboren 1948 – Bedürfnis nach einer künstlerischen bzw. freiberuflichen Tätigkeit – Vor- und Nachteile einer geordneten, wohlhabenden Gesellschaft – Kindheit in einer nach dem Zweiten Weltkrieg errichteten Siedlung für Displaced Persons und finanziell Benachteiligte am Stadtrand von Bad Reichenhall („Staufenbrücke“) – Zusammenhalt aus der Not heraus – Verwendung von Baumaterial aus den SS-Kasernen auf dem Obersalzberg – Raue Sitten in der Siedlung „Staufenbrücke“ – Leben am Existenzminimum – Bildung als Voraussetzung für einen höheren Lebensstandard – Erlebnisse aus der Kindheit und Jugendzeit als Wurzel des späteren künstlerischen Schaffens – Erlernen des Zitherspiels – Mitwirkung in der Jazzband seiner Schule – Erlernen des Posaunenspiels – Mythos der nachkriegszeitlichen „Amiclubs“ mit Live-Jazz – Reichenhall als Beamten-, Verwaltungs- und Ärztestadt – Vorurteile der bürgerlich-wohlhabenden Schicht gegenüber Menschen aus der „Staufabruck“ – Übertritt auf das Gymnasium – Ansporn zum Lernen durch die Mutter – Erkrankung an Tuberkulose im Alter von 18 Jahren – Wandel des Stadtteils Staufenberg – Missbilligung des Dialekts auf dem Gymnasium – Begeisterung für die poetischen Werke Georg Trakls – Vielzahl an Mentalitäten und Dialekten innerhalb Deutschlands – Anpassungs- und Wandlungsfähigkeit des Dialekts – Grenzen des Dialekts – Unterschiede in der Sprache verschiedener Bevölkerungsschichten bzw. Berufe – Bayerische Mentalität bis in die 1980er-Jahre – Allgemeiner Trend zur Vereinheitlichung infolge von Globalisierung und Internet – Gelassene Haltung in Bezug auf die Veränderungen der letzten Jahrzehnte – Multikultureller und recht beständiger Charakter Untersendlings – Vor- und Nachteile des Wohnens auf dem Land (am Staffelsee) – Verschiedene Ursachen für den Rückgang der Wirtshäuser – „Must-haves“ eines Wirtshauses heute – Dorfgemeinschaft in Seehausen heute: großes Engagement der zugezogenen Bevölkerung – Entstehung von gemeinschaftlich betriebenen Dorfläden – Menschliches Bedürfnis nach persönlichen Begegnungen – Soziale Einstellung der jungen Dorfbevölkerung – Kontakte des Zeitzeugen zur Bevölkerung auf dem Land – Begeisterung und Faszination für die locker zusammengeschlossene und in Bezug auf ihre Mitglieder sehr heterogene Seehausener Blaskapelle – Vermeiden von Online-Shopping – Verödung der Innenstädte – Aufblühen kleiner kultureller Zentren in München – Teilweise negativer Einfluss des Staates auf die (Alternativ-)Kulturszene in Großstädten – Einstellung und Gedanken zur (katholischen) Kirche – Kann man aus der Geschichte und aus den eigenen, persönlichen Fehlern lernen? – Gedanken zur Abschwächung des Klimawandels – Verschiedene Perspektiven auf die Realität.

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview
Dauer:
1:30 h
Aufnahmedatum:
04.08.2021
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Michael Bauer

Kamera: Thomas Rothneiger