Zeitzeugen berichten

Heiner Schaefer Unternehmer; Bixl-Sammler (Schnupftabakgläser); Autor

Signatur
zz-2101.02
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Dr. Michael Bauer)

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Heiner Schaefer über seine Forschungen zur Glasproduktion im Bayerischen Wald und über den Forschungsstand zu Beginn seiner Recherchetätigkeit.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Journalistisches Zeitzeugeninterview mit Heiner Schaefer, geführt am 17.09.2021 in München, über seine Kindheit und Jugend im München der Nachkriegszeit, seine berufliche Tätigkeit im Unternehmen des Vaters, seine Sammelleidenschaft für Schnupftabakgläser, die verschiedenen Möglichkeiten zur kunstvollen Gestaltung eines (Schnupftabak-)Glases, seine Forschungen zur Glasherstellung im Bayerischen Wald sowie über die Unterschiede zwischen dem Land- und dem Stadtleben.

Biogramm

Heiner Schaefer, geboren 1942 in München, leitete nach dem Studium des Maschinenbaus an der TU München 40 Jahre lang ein Unternehmen für Sondermaschinen im Bereich der Post- und Getränketechnik. Umfangreiche Reisen brachten ihn in Kontakt zu Großkonzernen in Europa und Übersee, von denen die bedeutendsten zu seinen Kunden zählten.

1971 begann er zusammen mit seiner Frau mit dem Sammeln von bayerischen Tabakgläsern und wurde Autor mehrerer Bücher zu diesem Thema. Er belegte darin lückenlos die jahrhundertelange Tradition der bayerischen Glastechnologie und sämtlicher Veredelungsarten. Seine lange Sammeltätigkeit unterstrich aber nicht nur die Bedeutung der Gläser aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Er gab damit Ansporn für die besten zeitgenössischen Glasmacher und Glasveredler im Bayerischen Wald, mit denen er engste freundschaftliche Kontakte pflegte. Auch ihnen setzte er mit seinen Publikationen ein umfassendes Denkmal.

Die bedeutendsten Stücke der Sammlung von alten und neuen Schnupftabakgläsern brachten er und seine Ehefrau in die 2005 gegründete Schaefer-Stiftung zur Förderung von Glasmuseen in Bayern ein. Etwa 700 Gläser sind im Glasmuseum Frauenau ausgestellt. Seit 2023 sind 160 Bixl im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu sehen. 2020 wurde Heiner Schaefer mit dem Kulturpreis des Bayerischen Wald-Vereins ausgezeichnet.

Inhalte

Geboren 1942 – Sammlung von Schnupftabakgläsern gemeinsam mit seiner Ehefrau – Geschichte des Schnupftabakglases – Sammelschwerpunkt: Glas aus dem 19./20. Jahrhundert, künstlerisch ausgearbeitete Schnupftabakgläser – Sammelleidenschaft seit der Kindheit – Kindheit im München der Nachkriegszeit – Schulische und berufliche Laufbahn – Studium an der TU München und früher Einstieg in das Maschinenbauunternehmen des Vaters – Einblicke in das Sammlerwesen weltweit aufgrund internationaler beruflicher Kontakte – Bestandteile von Glas – Einstieg in das Sammeln von Schnupftabakgläsern – Faszination für die Glastechnologie – Zukunft und Wandel des Sammelns – Voraussetzungen für die Glasproduktion im Bayerischen Wald – Entwicklung der Glasproduktion in Bayern und insbesondere im Bayerischen Wald – Unterschied zwischen bayerischen und böhmischen Schnupftabakgläsern im 19./20. Jahrhundert – Eigene Forschung über die Glasproduktion im Bayerischen Wald – Vorgehen und Methode bei der Forschung – Gegenseitiges Profitieren bei der Zusammenarbeit mit Museen – Unterstützung durch verschiedene Historiker – Anekdote über das erste gesammelte Schnupftabakglas – Ermittlung der ehemaligen Besitzer der gesammelten Schnupftabakgläser – Eigenes „Gutachten“ zum Alter eines bestimmten Glases – Spurensuche im Archiv durch den Historiker Sven Bauer – Veröffentlichung der Rechercheergebnisse zu den ehemaligen Besitzern in einem Buch – Rückschlüsse auf ehemalige Besitzer über sog. Gesellschaftsgläser – Arbeitsteilige Herstellung eines Kelchglases – Hierarchien im Glasmacherhandwerk – Möglichkeit des „Schindens“ – Verschiedene Abnehmer des hergestellten Glases – Statussymbol Schnupftabakglas – Recherche auf dem ehemaligen Gelände der Spiegelhütte zwecks der Erforschung der dort hergestellten Produkte – Aussortierung und Entsorgung insbesondere des Farbglases in den Glashütten – Dokumentation von Scherbenfunden auf dem Gelände der bis Mitte des 19. Jahrhunderts betriebenen Glashütte Schachtenbach – Neue Erkenntnisse über die in Schachtenbach hergestellten Produkte anhand der gefundenen Scherben – Verfassen zahlreicher Publikationen über die Glasproduktion im Bayerischen Wald – Auflagenhöhe der Bücher – Druckmöglichkeiten und -kosten – Nachwirkungen des ersten Buches und Einfluss auf die Sammlerszene – Belebung der Szene durch einen von der Firma Pöschl Tabak initiierten Glaspreis – Qualitätsmerkmale eines Schnupftabakglases – Verschiedene Möglichkeiten der künstlerischen Gestaltung eines Glases durch Anwendung unterschiedlicher Techniken – Vorgehen bei der Überfangtechnik – Aufgaben der Graveure, Schleifer und Glasmaler – Schwierige Entscheidung, die umfangreiche und wertvolle Sammlung einem Museum zu übergeben – Zufriedenheit mit der Entscheidung – Umzug von München nach Fischbachau 1975 – Unterschiede zwischen Stadt und Land bezüglich der Berufswege der dort lebenden Menschen – Größere Rolle des Handwerks und der Traditionspflege auf dem Land – Mehr Wohnraum und Platz auf dem Land – Große Handwerkerdichte und Freundlichkeit der Menschen auf dem Land – Persönliche Meinung zum Ansehen und zur Notwendigkeit von Studium und Handwerk – Hohe Qualifikation der Handwerker auf dem Land.

Daten

Art:
Journalistisches Zeitzeugeninterview
Dauer:
1:45 h
Aufnahmedatum:
17.09.2021
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Dr. Michael Bauer

Kamera: Thomas Rothneiger