Zeitzeugen berichten

Dr. h.c. Eberhard von Kuenheim 1970-1993 BMW-Vorstandsvorsitzender

Themen

Automobilindustrie

München

Unternehmen aus Bayern

Zeiträume

Das geteilte Deutschland (1949 - 1989)

Signatur
zz-1477.01
Copyright
Haus der Bayerischen Geschichte (Georg Schmidbauer M.A.)
Referenzjahr
1967

Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Dr. h.c. Eberhard von Kuenheim über Planung und Bau des neuen Gebäudes für Verwaltung und Vorstand in München, des "BMW-Vierzylinders", 1967-1972.

Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:

Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Dr. h.c. Eberhard von Kuenheim, aufgenommen am 26.11.2012 in München, über seine Flucht aus Ostpreußen 1945, seinen Werdegang bei BMW, die Entwicklung des Unternehmens während seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender (1970-1993) und die Errichtung der Eberhard von Kuenheim Stiftung.

Biogramm

Eberhard von Kuenheim wurde 1928 auf Schloss Juditten in Ostpreußen geboren. Seine Familiengeschichte reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. 1945 musste der damals als Luftwaffenhelfer eingesetzte Kuenheim fliehen und kam als Vollwaise in Westdeutschland an. Er studierte Werkzeugmaschinenbau an der TH Stuttgart und arbeitete ab 1954 bei dem Werkzeugmaschinenhersteller Max Müller in Hannover . 1965 trat Kuenheim eine Stelle als „Stabsmann für technische Fragen“ bei der Quandt-Gruppe an. 1970 übertrug ihm der BMW-Großaktionär Herbert Quandt den Vorstandsvorsitz der BMW AG. Ab 1972 führte er die heute noch gültige Typensystematik der BMW-Fahrzeuge ein: 3er-, 5er- und 7er-Reihe. Das vom Wiener Architekten Prof. Karl Schwanzer entworfene BMW-Hauptverwaltungsgebäude ("BMW-Vierzylinder") neben dem Münchner Olympiagelände wurde 1973 bezogen. Zum Ende seiner Amtszeit als Vorstandsvorsitzender 1993 hatte die BMW AG die Zahl der Mitarbeiter von 20.000 im Jahr 1970 auf 70.000 gesteigert, der Umsatz entwickelte sich im gleichen Zeitraum von 1,5 Mrd. auf 32 Mrd. DM. Neue Produktionsstandorte waren in Deutschland (Regensburg, Spandau), Österreich, Südafrika und in den USA entstanden. Nachdem Bernd Pischetsrieder 1993 den Vorstandsvorsitz bei der BMW AG übernommen hatte, war Dr. Eberhard von Kuenheim bis 1999 Vorsitzender des Aufsichtsrates der BMW AG. Im Jahr 2000 richtete die BMW AG ihm zu Ehren die Eberhard von Kuenheim Stiftung ein, deren Kuratorium er bis 2010 vorsaß. Heute hat er den Ehrenvorsitz des Kuratoriums inne.

GND: 120920581

Inhalte

Nach 1945 mit 16 Jahren Vollwaise und mittellos – Marinehelfer in Kopenhagen – Flucht von Pillau aus, Ende einer 600-jährigen Familiengeschichte in Ostpreußen – 1948 Abitur – Unterstützung durch die Geschwister, Wohnen bei der Schwester – Arbeit bei Bosch, um sich ein Ingenieursstudium zu verdienen – 70 Pfennig Stundenlohn für Fließbandarbeit – 1954 Diplom – Arbeit beim Werkzeugmaschinenhersteller Max Müller – Auslandsreisen in den 50er und 60er Jahren, z.B. nach England und Japan – Wechsel von Müller zu Harald Quandt, Kontakt aus dem Studium – Arbeit im Bereich Maschinenbau und Elektrotechnik – Flugzeugabsturz von Harald Quandt 1967 – Generalbevollmächtigter der Holding-Gesellschaft unter Herbert Quandt – 1970 Wechsel zu BMW – BMW als Flüchtlingsbetrieb aus Thüringen – wirtschaftlicher Niedergang von BMW durch schlechte Produktpalette und Kriegsschäden – Herbert Quandt sah Potential in der Restmannschaft und investierte in BMW – schwere Zeit für BMW in den 60er Jahren, Aufbau einer Organisation und einer Produktlinie – Weiterentwicklung der Modelle und Aufbau von Zuverlässigkeit – Übernahme von Glas in Dingolfing wegen des Werkes und der Arbeiter – großer Arbeitskräftemangel – Konzept der Modellnamen (3er, 5er, 7er, etc.) als Abgrenzung zur Konkurrenz – Besonderheiten in der Karosserie oder beim Licht um die BMW-Herkunft leicht erkennbar zu machen – Mercedes als Hauptkonkurrent mit weit größeren Mitteln – Daimler-Benz als breitgefächerter Technologiekonzern – amerikanische Idee, funktionierte nicht besonders gut – früher wurde ein Modell komplett entwickelt, mit Ausstattung und allem, das dauerte ca. sieben Jahre - heute werden Teile wie Motor, etc. getrennt entwickelt, Dauer ca. drei Jahre – bei den Motoren immer an der Spitze der Entwicklungen, auch bei den Dieselmotoren – früher standen für die Kunden technische Details im Vordergrund, heute muss vor allem auch die Karosserie etc. stimmen – neues Gebäude für die Verwaltung sollte als Kontrapunkt zur Olympiahalle errichtet werden, neuartige Bautechnik – heute zusammen mit BMW-Welt attraktiv für Besucher – 1990 Eröffnung des Forschungs- und Informationszentrums – Zusammenführung der verschiedenen Techniker die an der Entwicklung beteiligt sind in einem Gebäude – Eröffnung des neuen Werks in Dingolfing 1973 trotz der Energiekrise – Expansion in den Auslandsmarkt – Gründung von 12 Auslandsgesellschaften von 1973 bis 1983 – Modelle blieben in allen Ländern gleich – Motorisierung der Gesellschaft – Dezentralisierung als wichtiges Konzept – mit zunehmender Größe müssen Entscheidungen delegiert werden – Verbundenheit der Mitarbeiter zum Konzern – enges Verhältnis zum Betriebsrat – BMW-Geist – Verhältnis der Automobilhersteller zu Verkehrsbelastungen – Entwicklung des Autos vom Statussymbol zum Gebrauchsgegenstand – Horst Teltschik, ein Politiker, als Berater um dem Konzern und die politische Welt zu verbinden – Kritik an der „Säulengesellschaft“ – Bildung nicht nur als reine Wissensvermittlung – Arbeit der Eberhard von Kuenheim Stiftung – Schwerpunkte Bildung und Ausbildung, aber breites Spektrum – Bild von Bayern – Entwicklung von einem rückständigen Land in Deutschland zu einem der modernsten – Übernahme von Rover durch BMW – alternative Antriebsmethoden, Wasserstoffmotor, Elektroautos – Leichtbau als Entwicklungsfeld – das Motorrad bei BMW – Verkehrsmanagement – Grundcharakteristik eines BMWs

Daten

Art:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugen-Interview
Dauer:
2:30 h
Aufnahmedatum:
26.11.2012
Sprache:
deutsch
Aufnahmeteam:

Interview: Georg Schmidbauer M.A.

Kamera: Georg Schmidbauer M.A.