Im hier gezeigten Ausschnitt erinnert sich Ursel Wolfring an die Kinderfantasien, die durch die schlechte Nahrungsmittelsituation nach dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst wurden. Sie sehnte sich nach Mettwurstbrot und Buttercreme-Torte.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Ursel Wolfring vom 03.07.1996.
Biogramm
Ursula Wolfring wurde 1926 geboren. Sie wuchs im Nürnberg der 1930er Jahre auf und erlebte aufgrund ihrer teilweisen jüdischen Abstammung die Benachteiligungen, die `nicht-arische´ Kinder im NS-Staat erleiden mussten. Nach Kriegsende arbeitete sie kurz bei der Stadt Nürnberg, wechselte aber bald zur Gewerkschaft. Ab 1948 war sie als Verwaltungsangestellte beim Bayerischen Gewerkschaftsbund tätig – nach dessen Auflösung bei der IG Chemie. In den 1950er-Jahren erlebte sie die begrenzten Aufstiegsmöglichkeiten, die Frauen damals hatten, da ihr trotz bestehender Qualifikation eine leitende Tätigkeit in der Gewerkschaft verwehrt wurde. Ab 1957 widmete sie sich als Frauensekretärin für den Bereich Südbayern intensiv der beruflichen Förderung von Frauen, sowohl in den Betrieben als auch innerhalb der Gewerkschaften. Diese Aufgabe konnte sie aufgrund ihrer Mitgliedschaft in verschiedenen Gremien erfolgreich weiterführen. 1993 rief Ursula Wolfring die Senioreninitiative Nürnberg ins Leben, um älteren Menschen bürgerschaftliches Engagement und Mitsprache zu ermöglichen. Daraus entstand der Stadtseniorenrat, dessen Erste Vorsitzende Wolfring von 1995 bis 2003 war. Sie war auch Mitbegründerin des Magazins «sechs+sechzig«, bei dem sie bis zu ihrem Tod 2006 ehrenamtlich mitarbeitete.
Inhalte
Eltern: Bildungsbürgertum, Wandervogelbewegung – Vater: Beamter bei der Stadt Nürnberg – NS-„Machtergreifung“ (Machtübernahme durch die Nationalsozialisten) am 30.01.1933 – Auswanderung des Vaters (`Halbjude´) in die USA 1934 – Nürnberger Rassengesetze 15.09.1935 – Volksschule und Selbstbildung – Ausbildung zum Kaufmann – Scheidung der Eltern 1938 – erneute Hochzeit der Mutter 1940 – Reichs-Berufswettkampf 1944: Siegerin – Deutsche Arbeitsfront (DAF): Möglichkeit zu Langemarck-Studium – Bombenangriffe auf Nürnberg 02.01.1945 – Radio: Stimme Englands – Kriegsende in Nürnberg im April 1945: Einmarsch der US-Armee – Verantwortung der Frauen für Familien – Angestellte Wirtschaftsstelle, Bestattungsamt, Personalamt der Stadt Nürnberg: Entnazifizierung – Mitglied ÖTV, Bayerischer Gewerkschaftsbund (BGB) 1945: Jugendsprecherin, Betriebsrat – Aufbau der Falkenbewegung, Arbeiterwohlfahrt – Vorstellungen der US-Militärregierung, Reeducation – Kontrollratsgesetz 10.04.1946: Wahl von Betriebsräten – Arbeiter-Hungerstreik im Juni 1947 – Versorgungssituation in Nürnberg: Tausch, Pakete des Vaters aus USA – Hochzeit Dezember 1947 – BGB: Verwaltungsangestellte 1948, Industriegruppe Chemie/Leder/Glas/Keramik – Frauensekretariat 1947/48 – Protokollführerin bei Betriebsräteversammlungen in Nürnberg: Auseinandersetzungen zwischen SPD und Kommunisten – Persönlichkeiten in der Gewerkschaft – Werbung von Mitgliedern – Tarifverhandlungen – Währungsreform am 20.06.1948 – Abspaltung der Deutschen Angestellten Gewerkschaft (DAG) 1949 – Neuorganisation der Gewerkschaften: Übergang in den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) 1950 – Verwaltungsangestellte bei der Gewerkschaft IG Chemie: Kassenarbeiten – Selbstverwaltung – Betriebsverfassungsgesetz 11.10.1952 – Gewerkschaften: Wiederbewaffnung, Notstandsgesetze – Bildungsarbeit mit Frauen: Kreisfrauenausschuss-Vorsitzende in Nürnberg ab 1952 – Arbeitsrichterin 1953 (bis 1970er-Jahre) – Organisationssekretärin 1954/55 – Situation der Frauen in der Gewerkschaft: Lohn, Arbeitsschutz, Mutterschutz – Frauenvertreterin im Landesbezirksvorstand des DGB – Begrenzte Aufstiegsmöglichkeiten für Frauen in der Gewerkschaft – Frauensekretärin beim DGB für Südbayern in München seit November 1957: Aufgaben – `mahnendes Gewissen´: Bewusstseinsveränderung, Emanzipation – Sparmaßnahmen beim DGB: Auflösung des Postens 1967 – Rechtsstelle Mühldorf/München: Arbeits- und Sozialrecht – Abteilungsleiterin, Frauensekretärin DGB-Landesbezirk 1971-1978 – Landesbezirkskonferenz 1978: Wahl in den Landesbezirksvorstand – Stellvertretende DGB-Landesvorsitzende – Selbstverwaltungsposten: Landesversicherungsanstalt Oberbayern – Gremienarbeit: Arbeitsverwaltungs-Ausschuss in Nürnberg, Verwaltungsausschuss Landesarbeitsamt Nordbayern, Verwaltungsrat der Bundesanstalt für Arbeit, Mitglied im Rundfunkrat, alternierende Vorsitzende LVA Oberbayern – spätere Situation in der Gewerkschaft: Abbau von Errungenschaften der Gewerkschaften: Ladenschlussgesetz, Sozialarbeit, Wichtige beschriebene Personen (Auswahl): Jean Inselsberger – Lorenz Hagen – Josef Simon – Max Wönner – Thea Harmut – Willi Rothe.
Daten
Interview: Georg Schmidbauer M.A.
Kamera: Georg Schmidbauer M.A.