Im hier gezeigten Ausschnitt berichtet Manfred Schnelldorfer von seiner schweren Kindheit in der Nachkriegszeit und skizziert einen typischen Tagesablauf zwischen Eiskunstlauftraining und Schule. Zudem beschreibt er, wie seine leibliche Mutter ihn während des Zweiten Weltkriegs an das Rote Kreuz abgab und er bis Ende 1948 bei Pflegeeltern in München-Laim aufwuchs.
Dieser Clip ist Teil des folgenden Interviews:
Geboren 1943 – Ende der Karriere als Paarläufer - Beziehung und Konkurrenz zu Hans-Jürgen Bäumler – Sportliche Karriere vor Olympia – Intensives Training im Münchner Prinzregentenstadion für Olympia 1964 in Innsbruck – Unbekannte Konkurrenzlage zur damaligen Zeit – Einfluss seiner Mandelentzündung auf den olympischen Wettkampf von 1964 in Innsbruck – Freundschaft zu Mitkonkurrenten Alain Calmat und Carol Devine – Damalige Unabhängigkeit der deutschen Eiskunstläufer von Verband und Sponsoren – Vergleich des Lebens im Olympischen Dorf in Innsbruck 1964 und Squaw Valley 1960 – Höhere Bekanntheit und bessere Chancen aufgrund des Weltmeistertitels und Olympiasieges – Reaktion der Presse auf Schnelldorfers Rückgabe des Deutschen Meistertitels von 1955 an Tilo Gutzeit – Schlechte Trainingsbedingungen und Konkurrenzdruck als Gründe für das Karriereende im Alter von nur 21 Jahren – Frühes Engagement beim „Deutschen Eistheater“ aber keine Teilnahme an amerikanischen Eisrevuen – Schwere Kindheit in der Nachkriegszeit zwischen Eiskunstlauf-Training und Schule – Beziehung zur leiblichen Mutter – Aufgewachsen bei Pflegeeltern 1947/48 in München-Laim – Erstes Mal Schlittschuhlaufen 1947 und erster Sieg im sportlichen Wettkampf 1951 – Aufgewachsen bei leiblichem Vater und Stiefmutter – Häufige Fehlzeiten in der Schule wegen des Trainings und der Wettkämpfe – Ausbildung in vom Krieg gezeichneten Schulen in München-Lehel – Ambivalente Reaktionen auf seine Eiskunstlaufkarriere in der Schule – Eigene Kleidung in der Nachkriegszeit – Popularität von Eiskunstlauf in der Nachkriegszeit und heute – Bedeutung von Ästhetik in Sport und Alltag im heutigen Deutschland – Zentrale Rolle von Konsum in der heutigen Gesellschaft – Autoritäre Erziehung der eigenen Kinder – Selbstständigkeit in der Kindheit – Kritik an der Konsumorientierung und fehlenden Leistungsorientierung der Jugend von heute – Beginn seiner Schlagerkarriere – Schlagergeschäft der 1960er-Jahre – Damaliger Musikgeschmack Schnelldorfers – Sehnsucht nach einem geordneten familiären Umfeld – Einstellung zum heutigen Schlager – Filmkarriere – Einstellung zu gesellschaftlichen Bewegungen der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts – Arbeit als Kaufmann – Leidenschaft für Fotografie – Förderung von Rudi Cerne als Eiskunstlauf-Bundestrainer – Bewertungssystem im Eiskunstlauf in der Nachkriegszeit und heute – Rolle von Musik im Eiskunstlauf – Verständnis für Engagement von Sportlern in Autokratien – Kritik an Doping und Austragung von internationalen Wettkämpfen in Autokratien – Kritik am IOC – Selbstständige Musikauswahl für seine Kürläufe – Ende des Einflusses seiner Eltern auf seine Eiskunstlaufkarriere ab 1960 – Kritik am großen Druck auf die Sportler durch die heutige Kommerzialisierung des Sports im Vergleich zu seiner Zeit als Amateur – Rolle von Ehrgeiz der Eltern und Talent der Kinder im Eissport – Ausmusterung als Pilot durch die Lufthansa – Entscheidung für das Architekturstudium – Schnelldorfers Rat für das Älterwerden in Würde.
Biogramm
Geboren wurde Manfred Schnelldorfer 1943 in München. Rückblickend spricht er von seiner Kindheit als einer „schlimmen Zeit“. Die Mutter verließ die Familie und gab ihren Zweijährigen beim Roten Kreuz ab. Nach einer Zeit bei Pflegeeltern wurde Schnelldorfer von seinem Vater und späteren Trainer in dessen „neue Familie“ aufgenommen. Als Vierjähriger konnte er sofort und ohne Unterricht Eislaufen. Seine Stiefmutter trainierte ihn mit äußerstem Ehrgeiz. Im Interview spricht Manfred Schnelldorfer von Entbehrungen der Nachkriegszeit, aber auch von seiner Leidenschaft für den Eiskunstlauf. Zu den Höhepunkten seiner kurzen Sportlerkarriere gehören die olympische Goldmedaille von 1964 und der Weltmeistertitel aus demselben Jahr. Später lief Schnelldorfer in einer Eisrevue, nahm Schlager auf, spielte in Unterhaltungsfilmen, arbeitete als Model und übernahm von Fußballstar Gerd Müller ein Sportgeschäft.
Inhalte
Lebensgeschichtliches Zeitzeugeninterview mit Manfred Schnelldorfer, geführt am 10.05.2022 in München, über sein Aufwachsen im vom Krieg gezeichneten München nach 1945, seine schwere Kindheit zwischen Eiskunstlaufen und Schule, seine Eiskunstlaufkarriere vor und nach dem Olympiasieg 1964, die Entwicklung des Eiskunstlaufs von der Nachkriegszeit bis heute, seine Schlager- und Filmkarriere, seine Leidenschaft für Fotografie, seine Kritik an Doping, dem Ausrichten von internationalen Sportwettkämpfen in Autokratien und am IOC sowie über seine Einstellung zur heutigen konsumorientieren Gesellschaft.
Daten
Interview: Dr. Michael Bauer
Kamera: Thomas Rothneiger