In den Jahren 1944/45 kam es zu zwei Tieffliegerangriffen auf Wolfratshausen. Nachdem SS und Wehrmacht Brücken gesprengt hatten, wurde der Ort am 30.04.1945 kampflos an die US-Truppen übergeben. Dem durch Zuzug von Evakuierten, Flüchtlingen und Heimatvertriebenen ausgelösten Wohnraummangel begegnete man durch Umnutzung, ab 1949 durch verstärkten Wohnungsbau. In Föhrenwald (Waldram) entstand nach Kriegsende das größte Lager für Displaced Persons in der US-Zone. Nach seiner Auflösung 1957 übernahmen Vertriebene die Wohnungen.
Angriffe
• 25. April 1944: Tieffliegerangriff durch 4 alliierte Maschinen
• 30. April 1945: Tieffliegerangriff durch 1 Flugzeug auf ein Munitionsfahrzeug in der Saulbachstraße
Tote und Verletzte
• durch Tieffliegerangriff am 30. April 1945: mehrere Tote und Verletzte durch Explosion eines beschossenen deutschen Munitionsfahrzeuges
Schäden
• durch Tieffliegerangriff am 30. April 1945: Brand eines Anwesens
Kriegsende
• 30. April 1945:
- Sprengung der oberen Loisachbrücke durch die SS
- Sprengung der Johannisbrücke durch die Wehmacht
- Hissen der weißen Fahne am Kirchturm durch die Mesnerleute und Einschreiten eines verbliebenen SS-Kommandos (Verhinderung der Vollstreckung des Todesurteils durch die Wehrmacht)
- Einmarsch der US-Armee
- Selbstauflösung des Volkssturmes
- kampflose Übergabe der Stadt durch Major Dr. Luber und Oberleutnant Kollmeier
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 4.796
1954: 7.402
1955: 7.402
1961: 7.146
1968: 10.230
• zu Kriegsende: ca. 4.000 Fremdarbeiter (später Displaced Persons) der Munitionsfabriken Geretsried im Landkreis Wolfratshausen
• nach Kriegsende: Aufnahme zahlreicher weiterer Displaced Persons und Heimatvertriebener im Landkreis:
- 29. August 1945: 10.000 Evakuierte und 2.800 Flüchtlinge
- 1946: 5.000 Evakuierte und ca. 8.500 Heimatvertriebene
• bis 1951: Verbleib von ca. 2.000 Personen in dem von den alliierten betreuten „Lager Föhrenwald für vertriebene Juden aus ganz Europa“ südlich des Wolfratshausener Kanals
• 13. September 1950: 12.659 Heimatvertriebene (40.533 Einwohner insgesamt im Landkreis Wolfratshausen)
• bis 1960: Ansiedlung von 13.564 Vertriebenen im Landkreis Wolfratshausen
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• nach Kriegsende: großer Wohnraummangel durch die Aufnahme zahlreicher Displaced Persons und Heimatvertriebener im Landkreis Wolfratshausen:
- Wohnungsbauprojekt des Katholischen Siedlungs- und Wohnungsbauwerks der Erzdiözese München-Freising unter Eigenbeteiligung der Wohnungssuchenden
- Ziel: Umwandlung des Lagers Föhrenwald in eine „Wohnanlage für heimatlose Ausländer“ durch die Bayerische Vertriebenenverwaltung sowie ab 1955 durch das Katholische Siedlungs- und Wohnungsbauwerk der Erzdiözese München-Freising e.V.
• nach 1945: provisorische Wiederherstellung der Johannisbrücke
• 1949 - 1955:
- Bau von 70 Wohnungen am oberen Poigen, von 12 Wohungen am Floßkanal und von 24 Wohnungen in Waldram durch die Gemeinnützige Baugenossenschaft
- Anregung des Eigenheimbaus im Farchet durch den Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner (VdK), die Heimstättengesellschaft und das Evangelische Siedlungswerk
• 1952: neuer Kindergarten am Hammerschmiedweg
• 1953:
- Realschulbau am Franz-Köbl-Weg
- Neubau der Johannisbrücke
• bis Juli 1960: Ausbau des neuen Ortsteils Waldram durch Errichung 302 neuer Wohnungseinheiten auf dem ehemaligen Lagergelände Föhrenwald
• 1960:
- Erweiterungsbau am alten Volksschulgebäude
- Volksschulneubau
• 02. Dezember 1961: Erhebung der Marktgemeinde Wolfratshausen zur Stadt
Literatur
BEER, Quirin: Chronik der Stadt Wolfratshausen, Dachau 1986.
BRAUN, Joachim: Ende und Neubeginn. Die NS-Zeit im Altlandkreis Wolfratshausen, Wolfratshausen 1995.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 492.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Wolfratshausen.