Atlas zum Wiederaufbau

Vöhringen

Im April 1945 wurden mehrere Tieffliegerangriffe auf Vöhringen geflogen, ehe die US-Truppen einmarschierten. Am 25.04.1945 wurde die bereits besetzte Stadt von deutschen Soldaten beschossen. Nach Kriegsende 1945 drängten 2.000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach Vöhringen, 1950 betrug ihre Zahl 1.620 bei 6.127 Einwohnern insgesamt.

Angriffe

• April 1945: mehrere Tieffliegerangriffe
• 25. April 1945: Beschuss der bereits von der US-Armee besetzten Stadt durch deutsche Geschütze

Tote und Verletzte

• durch Luftangriffe und Kampfhandlungen: 1 Toter

Schäden

• durch US-Panzerbeschuss am 24. April 1945:
 - Beschädigung mehrerer Häuser
 - Beschädigung des Marienturmes mit Kirchendach sowie des Michalturmes und der Kirche
• durch US-Artilleriebeschuss und Störfeuer am 24./25. April 1945:
 - Beschädigung mehrerer Häuser, insbesondere zwischen Weidachgasse und der Illerzeller Straße
 - Beschädigung der Fabrikanlagen der Wieland-Werke und zahlreicher weiterer Häuser durch Splitterwirkung der Granaten
• durch Gefechte am 25. April 1945:
 - Schäden im Nordbereich der Ortschaft (Mösle- und Weidachstraße) durch deutschen Artilleriebeschuss mit Sprenggranaten
 - ein US-Panzer schießt die Brücklesmühle in Brand

Kriegsende

• April 1945: wenige Tage vor dem Einmarsch der Amerikaner:
 - Zurückfluten deutscher Wehrmachttruppen in den Ort
 - Stationierung der schweren Jagdtiger-Abteilung 653 mit 6 bis 8 Kampfwagen sowie von Teilen der Panzer-Flak 653 in Vöhringen zur Ortsverteidigung
 - in der Nacht vom 22. auf den 23. April Abzug dieser Verbände in Richtung München zur Verteidigung der sog. „Alpenfestung“
 - Mobilisierung des Volkssturms und Errichtung von Straßensperren und Verteidigungsstellungen vor der Illerbrücke, der Mühlbachbrücke, in der Memminger Straße nahe des Elektrizitätswerkes, in der Ulmer Straße beim alten Friedhof sowie in der Illerstraße bei der alten Schule
 - Vorbereitung von Brückensprengungen
• 24. April 1945:
 - Herannahen US-amerikanischer Spähtrupps
 - währenddessen Sprengung der Illerbrücke
 - ab 16.00 Uhr Beschuss der Stadt durch US-Panzer vom Illerriedener Hang aus
• 24./25. April 1945:
 - vom Abend des 24. April bis zum nächsten Morgen US-Artilleriebeschuss bzw. Störungsfeuer von den westlichen Illertalhöhen aus
 - in der Nacht vom 24. auf den 25. April Selbstauflösung des Volkssturmes und der Verteidigungsverbände
 - Entschärfung der Sprengladungen unter der Bachbrücke
• 25. April 1945:
 - Besetzung der Stadt durch die US-Armee unter deutschem Beschuss
 - Beschuss des Ortes durch deutsche Artillerie und Sprenggranaten
 - Panzer- und Artilleriegefechte zwischen US-Posten nahe Frankenstraße und Breitengasse mit deutschen Verbänden nördlich des Illerberges und deutschen Artilleriestellungen bei Aufheim

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 3.905
1946: 6.319
1955: 6.688
1961: 8.411
1968: 10.254
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• nach Kriegsende 1945: Aufnahme von über 2.000 Flüchtlingen
• 13. September 1950: 1.620 Heimatvertriebene (6.127 Einwohner insgesamt)

Wiederaufbau

Umsetzung:

• 1951 - 1953: Einrichtung einer zentralen Wasserversorgung gemeinsam mit der Nachbargemeinde Thal
• 1953/1954: Beginn der Kanalisationsarbeiten
• ab Mitte der 1950er Jahre: allgemeine Geschäftsbelebung und wirtschaftlicher Aufschwung
• 1954 - 1965:
 - Bau von 102 Eigenheimen und 102 Mietwohnungen durch die Landeswohnungsfürsorge
 - Bau von 100 Eigentumswohnungen durch die Baugesellschaft „Wohnungsbau Schwaben“
 - Bau von 54 Eigentums- und 78 Mietswohnungen durch die Gemeinde Vöhrungen
 - Bau von 36 Wohnungen durch das „Ulrichs-Werk“ der Diözese Augsburg
• 1955/1956:
 - Bau der Knabenschule in der Uli-Wieland-Schule
 - Bau des neuen Pfarrhaus an der Kolpingstraße
• 1960 - 1963: Bau des evang. Pfarrhauses und des evang. Gemeindehaus
• 1961/1962: Bau der Mädchenschule und der Verbindungstrakte in der Uli-Wieland-Schule
• 1961/1964: Errichtung der mechanisch-biologischen Sammelkläranlage im Norden des Ortes
• 1962/1963: Bau der Schulturnhallen und Lehrschwimmbecken
• 1962/1964: Kooperation der Vöhringer Wieland-Werke mit der Lech-Elektrizitätswerke AG (LEW)
• 1965/1966:
 - Bau der Realschulgebäude an der Winterstraße
 - Bau des Umspannwerks der Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk AG (RWE)

Literatur

HELMSCHROTT, Franz (Hrsg.): Vöhringen. Heimatbuch einer Gemeinde im unteren Illertal, Weißenhorn 1975.
MILLER, Fritz: Das Kriegsende für Vöhringen 1945. Tagebuchaufzeichnungen eines Volkssturmangehörigen, in: Geschichte im Landkreis Neu-Ulm, Bd. 4, 1998, S. 125-127.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 500.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.