Atlas zum Wiederaufbau

Töging am Inn

Töging war zwar kein Ziel des Luftkrieges, wurde aber in den letzten Kriegstagen von amerikanischer Artillerie beschossen. Am 02.05.1945 marschierten US-Truppen ein. Durch die in den Ort strömenden Evakuierten, Flüchtlinge, Heimatvertriebenen und Displaced Persons wuchs die Bevölkerung an, 1950 waren 21% der etwa 7.000 Einwohner Heimatvertriebene. Der soziale Wohnungsbau wurde vorangetrieben, 1957 ein Wirtschaftsplan erstellt.

Angriffe

• Töging wird von feindlichen Fliegern überflogen, ist selbst jedoch nie das Ziel von Bombenabwürfen
• April 1945: in den letzten Kriegstagen Artilleriebeschuss

Tote und Verletzte

• Keine Toten oder Verletzten durch unmittelbare Kriegseinwirkung (lediglich Sachschäden)

Schäden

• April 1945: in der letzten Kriegsphase leichte bis mittelschwere Beschädigung einiger Häuser durch Artilleriefeuer

Kriegsende

• April 1945: Sprengung der Krafterk-/ Kanalbrücken im Bereich Jettenbach-Töging
• 02. Mai 1945: Einmarsch der US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 3.624
1946: 6.576
1955: 7.245
1961: 7.536
1968: 8.215
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• 1939 - 1946: durch Flüchtlingszustrom, Evakuierungen, Displaced Persons und Heimatvertriebene Bevölkerungszunahme um ca. 80%
• nach 1945: insgesamt Zustrom von über 1.600 Flüchtlingen und Heimatvertriebenen
• bis 1950: anhaltender Flüchtlingszustrom der schließlich ca. 21% der Gesamtbevölkerung beträgt
• 13. September 1950: 1.547 Heimatvertriebene (7.242 Einwohner insgesamt)
• Entstehung neuer Siedlungsgebiete durch den Impuls des Flüchtlingszustroms:
 - Heimstättensiedlung
 - Baumaßnahmen der Oberbayerischen Heimstätte, des VdK, der Landeswohnungsfürsorge, der Bayerischen Landessiedlung, der Eigenheimgenossenschaft und der Gemeinde

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• 1956: Flächennutzungsplan für geordnet gesteuerte Bautätigkeit zur Schließung von Bebauungslücken
• 1957: Festlegung eines Wirtschaftsplanes für das gesamte Gemeindegebiet

Umsetzung:

• 1945: Wiederaufnahme der Stromerzeugung in den Flusskraftwerken
• 1947: Beginn mit Projektierungsarbeiten für die Staustufe Neuötting (Bau bis 1951)
• 1948: Genehmigung zur Wiederaufnahme der Aluminiumproduktion für die Töginger Elektrolyse als erstes Werk in der Bundesrepublik (Vereinigte Aluminiumwerke AG)
• 1949: Erweiterungsbau am Schulgebäude (Volksschule)
• 1949 - 1972: insgesamt Errichtung von 787 Wohngebäuden in Töging
• 1950:
 - Bau von 3 Wohnblöcken des sozialen Wohnungsbaus am Wittelsbacher Platz
 - alliierter Befehl zur Demontage der elektrischen und maschinellen Anlagen des Ofenhauses III der Vereinigten Aluminiumwerke
• 1951:
 - Stopp der Demontage der Ofenhaus-Anlagen
 - anschließend moderner Wiederaufbau der Anlagen (dadurch Kompensation der Demontage)
• nach 1950:
 - Bemühungen der Gemeinde Gewerbe- und Industrie anzusiedeln
 - dadurch Entstehen entsprechender Betriebe wie z.B. einer Aluminiumgießerei, Textilbetrieben, einem feinmechanischem Betrieb, von Raumakustikbetrieben und Betonwerken
 - Errichtung von neuen Geschäftshäusern führt zu einer Verdichtung des Ortsbildes
• 1951:
 - Spatenstich zum Bau der neuen Kirche St. Josef
 - Projektierungsarbeiten und Bauleitung der Innwerke AG der Staustufe Simbach-Braunau
• 1951/1952: Beschluss zur Errichtung einer evangelischen Schule
• 1952: Konsekration der Kirche St. Josef in Töging-Nord
• 1953/1954: Baubeginn der Auferstehungskirche
• 1954/1955:
 - Bau von 21 Einfamilienhäuser an der Emil-von-Behring Straße durch VAW und Gemeinde
 - Bau von 5 Wohnblöcken an der Robert-Koch-Straße durch die Gemeinde
• 1955:
 - Inbetriebnahme des Kraftwerks Stammham
 - Ausbau der Ortsdurchfahrt
 - Übergang zu einer doppelseitigen Bebauung der Ortsdurchlaufenden Hauptstraße
 - Bau von 2 Wohnblöcken an der Paul-Ehrlich-Straße durch die Gemeinde
 - Bau eines 10-Familieneinfachhauses für Minderbemittelte und Kinderreiche durch die Gemeinde
• 1955/1956: Bau von 4 zweigeschossigen Wohnblöcken an der Ferdinand-Sauerbruch-Straße durch die Gemeinde
• 1955 - 1961: Bau je eines 16- bzw. 12-Familienwohnblock an der Mainzer Straße durch die Gemeinde
• 1957:
 - Kindergartenbau
 - Kanalisationsarbeiten
• 1958: weiterer Ausbau der Ortsdurchfahrt und der Wasserversorgung
• 1958/1961: Projektierungsarbeiten und Bauleitung der Innwerke AG der beiden Innkraftwerke Schärding-Neuhaus und Passau-Ingling
• 1959: Erhebung von St. Josef zur selbstständigen Pfarrei
• 1960: Schulhausneubau in der Stammarbeitersiedlung
• nach 1960: Erwerb von Baugelände durch die Stadt westlich der Weichselstraße, zwischen Bahnhofssiedlung und Wolfgang-Leeb-Straße und an der westlichen Fortsetzung der Ulrich-von-Hutten-Straße
• 1961: Einweihung der Schule Töging II
• 1965: zweiter Bauabschnitt der Siedlungsschule
• 1968/1969: Renovierung der alten Kirche

Literatur

STADT TÖGING AM INN (Hrsg.): Vom Dorf zur Stadt. Festschrift zur Stadterhebung am 23. September des Jahres 1972, Regensburg 1972.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.
SPECKER, Caroline / ENGELHARDT, Bertram: Die Heimstättensiedlung in Töging am Inn, München 1988.
INTERNET: http://www.toeging.de/ (12.01.2010).