Atlas zum Wiederaufbau

Roth

Zwischen Oktober 1944 und April 1945 war Roth fünfmal das Ziel von Luftangriffen. Beim Vorrücken der US-Truppen ab dem 17.04.1945 kam es zu Artillerie-Beschuss und Gefechten. Nach der Einnahme wurden provisorische Unterkünfte für Flüchtlinge eingerichtet, 1950 lebten 1.538 Heimatvertriebene unter den insgesamt 8.910 Einwohnern von Roth. Bis 1968 stieg die Bevölkerungszahl auf 11.524.

Angriffe

• zwischen Oktober 1944 und April 1945: insgesamt 5 US-Luftangriffe
 - Abwurf von Spreng-, Splitter- und Stabbrandbomben
 - 21. Februar 1945: US-Luftangriff auf Eckersmühlen
 - 25. Februar 1945: US-Nacht-Luftangriff
 - 17. März 1945: Einschlag einer US-Luftmine am Hang beim Rothgrund
 - 01. April 1945: Luftangriff mit 10 Splitterbomben und Bordwaffenbeschuss auf das Rother Bahnhofsviertel
• ab 01. April 1945: ständige US-Tieffliegerangriffe

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff am 25. Februar 1945:
 - 2 Tote
 - einige Verletzte
• durch Luftangriff vom 01. April 1945:
 - 8 Verletzte
• durch Kämpfe zwischen US-Armee und deutscher Wehrmacht im April 1945:
 - mehrere Tote
 - mehrere Verletzte

Schäden

• durch Luftangriff am 03. Oktober 1944: leichte Beschädigung von 4 Wohnhäusern
• durch Luftangriff am 21. Februar 1945 auf Eckersmühlen: keine nennenswerten Schäden
• durch Luftangriff am 17. März 1945: durch Luftmine teils erhebliche Beschädigung mehrerer Wohnhäuser und Zerstörung einer Hochspannungsleitung
• durch Luftangriff am 01. April 1945:
 - Teil der Zelluloidwarenfabrik Schmidt abgebrannt
 - Schäden am Bahnübergang der Gredl und der „Zinkvilla“
 - mittlere Sachschäden an mehreren Wohnhäusern
• durch US-Artilleriebeschuss ab 17. April 1945: Zerstörungen an mehreren Gebäuden
• durch Tieffliegerangriff am 19. April 1945: Beschädigung mehrerer Häuser in Kugelbühlstraße und Mühlgasse
• durch Sprengung der Steinernen Brücke, der Kauernhofer Brücke und der Bahnunterführung durch deutsche Einheiten am 19. April 1945: erhebliche Gebäudeschäden im Sprengbereich der Brücken
• durch Kämpfe zwischen US-Armee und deutscher Wehrmacht am 20. April 1945:
leichte Gebäudeschäden
• 22. April 1945: Entzündung des Turmes der Evangelischen Kirche infolge eines früheren Bombenangriffs
• Schadensbilanz gesamt durch deutsche Sprengungen, US-Luftangriffe und Kämpfe zwischen US-Armee und deutscher Wehrmacht:
 - Beschädigung von insgesamt 174 Gebäuden (Schadensgrad stets unter 50%)
 - völlige Zerstörung lediglich von 3 Nebengebäuden
 - 35 Wohnhäuser bis zu 25%, 5 Wohnhäuser bis zu 50% beschädigt
 - 5 landwirtschaftliche Anwesen bis zu 25% und 2 bis zu 100% zerstört
 - 4 Industrie- und Gewerbegebäude bis zu 25% und 3 bis zu 50% beschädigt

Kriegsende

• ab 17. April 1945: Beschuss durch US-Artillerie
• 19. April 1945:
 - Sprengung der Steinernen Brücke, der Kauernhofer Brücke und der Bahnunterführung durch deutsche Einheiten
- Verteidigungsgefechte deutscher Verbände mit der US-Armee
• 20. April 1945:
 - am Vormittag Rückzug sämtlicher noch verbliebener Wehrmachtseinheiten
 - letzte kurze Feuergefechte
 - Einmarsch der US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 6.573
1946: 8.602
1955: 9.207
1961: 10.281
1968: 11.524
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• nach Kriegsende: provisorische Unterkünfte für Flüchtlinge:
 - Turnhalle des TSV Roth
 - Loenische Drahtwerke
 - Bayerische Kabelwerke
 - Firma Steinmesse & Stollberg
 - Alex Zink AG
• Anzahl aufgenommener Flüchtlinge, Evakuierter und Heimatvertriebener:
 - 04. Mai 1946: 858
 - 01. August 1946: 1.135
 - 17. Dezember 1946: 1.584
 - 18. September 1947: 1.536 (Rückkehr Evakuierter nach Sachsen und Berlin)
 - 13. September 1950: 1.358 Heimatvertriebene (8.910 Einwohner insgesamt)
 - 02. April 1953: 1.728

Obdachlose:

• keine Obdachlosen infolge direkter Luftangriffs- oder Kampfschäden
• bis 1960: noch etwa 500 Familien wohnungssuchend

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• Ziel nach 1945: infrastrukturelle Stadtmodernisierung unter Preisgabe erhaltenswerter historischer Bausubstanz
• 1948:
 - Aufruf Bürgermeister Pirners an Bevölkerung zur "Hilfe durch Selbsthilfe" um Wohnungsmangel zu beheben
 - Wiederbelebung der Eigenheim-Baugenossenschaft

Umsetzung:

• Bautätigkeit nach 1945:
 - Errichtung neuer Wohnquartiere bzw. -Siedlungen an den Stadträndern zur Linderung der Wohnungsnot, v.a. durch Flüchtlingszustrom
 - Sanierung, Erweiterung oder Neubau nahezu aller öffentlichen städtischen Einrichtungen
 - Baumaßnahmen der Baugenossenschaft „Eigenheim“ in der Schlesierstraße
• 1947 - 1960: Errichtung von über 1.000 neuen Wohnungen
• 1948:
 - Renovierung des Turmes des Schlosses Ratibor
 - Tiefbrunnenbohrung beim Wasserwerk
• 1949: Wohnungsbau der Baugenossenschaft „Eigenheim“ am Mecklenloher Weg
• 1950:
 - Beginn des Wohnungsbauprojektes des Verbandes der Kriegsgeschädigten (VDK) mit der Bayerischen Wohnungs- und Siedlungsbaugenossenschaft in der Nürnberger Straße und der Von-Vollmar-Straße
 - Wiederaufbau der Rothbrücke
 - Instandsetzung der Bahnunterführung
 - Anschluss an Ferngasnetz Nürnberg
 - Beginn des Straßenausbaus
• 1951:
 - Veranstaltung der Messe „Roth im Kommen“ mit Präsentation aller in Roth hergestellten Produkte durch über 100 Firmen zur weiteren Wirtschaftsförderung
 - Wohnblockbau des Werkvolkes der katholischen Kirchengemeinde und des Evangelischen Siedlungswerks östlich der Nürnberger Straße
 - Umbau des Genesungsheims zur Mittelschule
 - Umbau des Schwimmbades
 - 27. Januar 1951: Einweihung der neuen Berufsschule im vormals geplanten, jedoch unvollendet gebliebenen HJ-Heim
• 1953:
 - Neuerrichtung der Kauernhofer Brücke
 - Umbauarbeiten am Kreiskrankenhaus
• 1954: Bau von 11 Wohnblöcken mit 44 Wohnungen durch die Gesellschaft „Selbsthilfe“ am Schleifweg
• 1956:
 - Baubeginn der Zentralkläranlage
 - Baubeginn neue Leichenhalle
 - Verlegung neuer Stromkabel entlang der Hauptstraße
• 1957:
 - Verlegung neuer Kanalisation
 - Wohnblockbau des St. Gundekar-Werkes der Diözese Eichstätt im Westen Roths zur Unterbringung der Soldaten des Bundeswehrflugplatzes

Literatur

ROSSMEISEL, Ernst: Roth im Wandel der Zeit, Roth 2003.
SCHMID, Guido: Roth - Neubeginn und Wirtschaftswunder. Die Reihe Archivbilder, Erfurt 2005.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 498.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Roth.

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