Atlas zum Wiederaufbau

Rosenheim

Zwischen Oktober 1944 und dem Einmarsch der US-Truppen am 02.05.1945 war Rosenheim Ziel von 14 Luftangriffen. Fünf Prozent der Bausubstanz wurden dabei zerstört. Schon im Dezember 1945 drängten sich 5.193 Flüchtlinge in Rosenheim in Durchgangs- und Wohnlagern. Seit 1950 errichtete man Siedlungen, unter anderem auch für Displaced Persons. Die Infrastruktur wurde ausgebaut. 1950 lebten 6.297 Heimatvertriebene in Rosenheim (27.937 Einwohner insgesamt). Bis 1968 war ein Anstieg der Bevölkerungszahl auf 35.471 zu verzeichnen.

Angriffe

• zwischen 20. Oktober 1944 und 21. April 1945: 14 Luftangriffe
• Hauptangriffsziel: Bahnhof und umliegendes Gelände

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff am 20. Oktober 1944: 27 Tote, 59 Verwundete
• durch Lufangriff am 15. Dezember 1944: 51 Tote
• durch Luftangriff am 16. Februar 1945: 51 Tote
• durch Lutangriff am 18. April 1945: 53 Tote, 36 Verwundete
• insgesamt durch Luftangriffe:
 - 189 Tote
 - 191 Verletzte

Schäden

• durch Luftangriff am 20. Oktober 1944: schwere Schäden am Gebäude des Bezirksamts
• durch Luftangriff am 18. April 1945: fast völlige Zerstörung des Bahnhofs
• insgesamt durch Luftangriffe:
 - 150 Häuser zerstört, 129 Häuser schwer beschädigt (5,1% der städtischen Bausubstanz)
 - schwere Schäden an Bahnhof und umliegendem Gelände

Kriegsende

• 02. Mai 1945:
 - kleinere Gefechte mit deutschen Wehrmachtssoldaten und SS-Männern
 - Einmarsch der US-Armee

Spuren des Krieges

• Bis heute existieren zwei begehbare Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Bilder dieser Bunker sind auf der Internetseite www.bunkerfreunde-muenchen.de zu finden.

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 21.809
1946: 27.286
1954: 31.026
1955: 31.427
1961: 31.611
1968: 35.471
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• Dezember 1945: 5.193 Flüchtlinge in Rosenheim
• Unterbringung der Flüchtlinge:
 - in Durchgangs- und Wohnlagern in der Wittelsbacherstraße, im Pernlohner-Keller, sowie der ehemaligen Kaserne bei Stephanskirchen
 - 1950: Ausweisung von Neubaugebieten in der Erlenau zum Bau einer Wohnsiedlung für die Vertriebenen
 - 1950: Bau von 294 neuen Wohnungen auf dem ehemaligen Heereszeugamtsgelände in der Bogenstraße durch den Freistaat Bayern zur Unterbringung von Displaced Persons
 - 1951: Schließung des Lagers auf dem Holzhofgelände in der Wittelsbacherstraße
• 13. September 1950: 6.297 Heimatvertriebene (29.937 Einwohner insgesamt)

Obdachlose:

• durch Luftangriffe: ca. 3.000 Obdachlose

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• nach 1945: Einführung einer zentralen Wohnraumbewirtschaftung (bis 1961)
• ab 1949: Erhebung einer Abgabe von 10 Pfg. beim Besuch von Veranstaltungen zugunsten des städtischen Wohnungsbaus
• 1961: Ausweisung des Bebauungsplans für das Großwohngebiet um die Rechenauerstraße in der Erlenau

Umsetzung:

• ab 1945: schnelle Schaffung von Wohnraum:
 - Schwerpunkt des Neubaus im Küpferlingviertel, in der Erlenau und im Kasernenviertel
 - weitere Neubaugebiete werden für die Endorferau, am Gries, in der Kastenau, in der Ruedorferau, am Wehrfleck und im Bereich des Bahnhofs ausgeschrieben
• 1946: Gründung der Volkshochschule
• 1947: Eröffnung der Volksbücherei
• 1948: Umgestaltung des ehemaligen Wehrmachtscasinos zum „Haus der Jugend“
• 1949:
 - erste Industriemesse nach dem Krieg in Rosenheim abgehalten (bis heute alle 2 Jahre unter dem Namen SOM = Südostbayerische Messe)
 - Siedlung Stöttenfeld
 - neues Landesbauamt in der Rathausstraße
• 1950: Renovierung des Glockenturms der Stadtpfarrkirche St. Nikolaus
• 1950 - 1965: Bau von 5.456 neuen Wohnungen und 1.080 neuen Häusern
• 1951: Wiederaufbau des zerstörten Landratsamts an der Königstraße
• 1952:
 - Eröffnung des Heimatmuseums
 - Bau der Landwirtschaftsschule an der Prinzregentenstraße
• 1952 – 1957: Neubau des Bahnhofs
• 1953/1954: Umbau des Hofbräusaals (in Folge der wichtigste Veranstaltungsraum in Rosenheim)
• 1954: Bau des Arbeitsgerichts
• 1955: Bau des Heizkraftwerks
• 1955: Bau des Altenheims St. Martin
• 1957: Bau des neuen Arbeitsamts
• 1958: Bau der Berufsschule
• 1958 – 1964: Neubebauung des ehemaligen Salinengeländes
• 1958 – 1960:
 - Bau einer Industriearbeitersiedlung in der Leiblstraße
 - Sanierung der Badeanstalt
 - Erweiterung des Amtsgerichtsgebäudes
 - Erweiterung der Knabenrealschule
 - Anschluss an das Münchener Ferngasnetz
• 1961: Bau des neuen städtischen Krankenhauses
• 1961 – 1963: Erweiterung des Ignaz-Günther Gymnasiums
• 1964: Bau einer Müllverbrennungsanlage

Öffentliche Gebäude

Neuer Bahnhof Rosenheim

Öffentliche Gebäude

Zerstörung: 20.10.1944 bis 18.04.1945
Wiederaufbau: 1955-1957

Literatur

DECKER, Hugo: Landkreis Rosenheim von A-Z, Rosenheim 1967, S. 15 - 19.
FISCHER, Michael: Zur Sache: Am Ende stand der Anfang. Zum 50. Jahrestag des Kriegsendes in Rosenheim am 2. Mai 1945, in: Das bayerische Inn-Oberland, 53. Jahrgang, Rosenheim 1996, S. 85 – 148.
KAISER, Christine: Rosenheim 1945 – 1947, in: Das bayerische Inn-Oberland, 53. Jahrgang, Rosenheim 1996, S. 5 - 84.
LUX, Gerhard: Kriegsende und Einmarsch der US-Truppen, in: Rosenheim im Dritten Reich, Rosenheim 1989, S. 90 - 92.
MAIR, Karl: Rosenheim in den 50er Jahren, Rosenheim 2001, S. 9 – 34.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 490.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
WILLIBALD, Claudia: Luftschutzorganisation und Luftangriffe, in: Rosenheim im Dritten Reich, Rosenheim 1989, S. 84 – 86.

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Rosenheim.

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