Atlas zum Wiederaufbau

Planegg

Seit 1940 war Planegg Ziel von Bombenabwürfen. Die Sprengung der Würmbrücke konnte den Vormarsch der US-Truppen am 30.04.1945 nicht stoppen. Am 01.05.1945 wurde Planegg nach kleineren Gefechten eingenommen. Etwa 5% des Wohnungsbestands waren zerstört. Evakuierte, Flüchtlinge und Heimatvertriebene drängten in den Ort, der immer weiter wuchs - zwischen 1939 und 1968 stieg die Einwohnerzahl von 2.876 auf 7.058. 1950 wurden eine Baugenossenschaft gegründet und anschließend Sozialwohnungen errichtet.

Angriffe

• 08./09. November 1940: in der Nacht erste Bombenabwürfe über Planegg während eines Luftangriffs auf München
• 19./20. November 1942: in der Nacht Bombenabwürfe über Planegg während eines Luftangriffs auf München
• 21. Dezember 1942: erneut Bombenabwürfe über Planegg während eines Luftangriffs auf München
• 25. Februar 1945: Bombenabwürfe über Planegg
• 11. April 1945: Luftangriff auf den Planegger Bahnhof
 - schwerster Luftangriff auf Planegg
 - Abwurf von 700 Sprengbomben über Planegg und Krailling

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff vom 19./20. November 1942: 8 Tote und 21 Verletzte in den Landkreisen München und Starnberg
• durch Luftangriff vom 25. Februar 1945: 12 Tote
• durch Luftangriff vom 11. April 1945:
 - 104 Tote in Planegg
 - 27 Tote in Krailling
• während Gefechten beim Einmarsch der US-Armee am 30. April 1945:
 - 11 tote SS-Soldaten in Planegg und Martinsried
 - 1 schwerverletzte Bürgerin durch einen Granatsplitter

Schäden

• durch Luftangriff vom 08./09. November 1940:
 - Schäden an 9 Häusern duch Brandbomben
 - Schäden an 24 Häusern duch Sprengbomben
 - leichter Schaden u.a. am Haus von Karl Valentin
• durch Luftangriff vom 19./20. November 1942:
 - Totalschaden an 4 Gebäuden
 - schwere Schäden an 31 Gebäuden
 - leichte Schäden an 2 Gebäuden
• durch Luftangriff 21. Dezember 1942:
 - Zerstörung eines Bauernhofes in Steinkirchen
 - Zerstörung einer Stallung des Sägewerks in Steinkirchen
• durch Luftangriff 25. Februar 1945:
 - Zerstörung von 2 Häusern, u.a. des Haststätte Wohlfahrt
• durch Luftangriff vom 11. April 1945:
 - Totalschäden an 16 Gebäuden
 - schwere Schäden an 10 Privatgebäuden
 - leichte Schäden an 5 öffentlichen Gebäuden, u.a. evang. Pfarrhaus, kath. Kapelle Maria Eich und Postdienstgebäude
 - leichte Schäden an 101 Privatgebäuden
• insgesamt durch Luftangriffe:
 - Totalschaden an 42 Wohnungen
 - Zerstörung von 5% des Wohnbestandes von 1939
• während Gefechten beim Einmarsch der US-Armee am 30. April 1945:
 - Ausbrennen eines Bauernhofes
 - Schaden am Dach der Pfarrkirche in Martinsried

Kriegsende

• April 1945: Sprengung der Würmbrücke durch deutsche Soldaten von Eustachius Schelling verhindert
• 30. April 1945:
 - Vormarsch der US-Armee
 - Abzug der meisten SS-Truppen
 - 30 SS-Soldaten gehen den US-Truppen entgegen
 - Gefechte zwischen US- und SS-Soldaten am Ortseingang
• 01. Mai 1945:
 - kleinere Gefechte bis Mittag
 - Einmarsch der US-Armee in Planegg und Umgebung

Spuren des Krieges

• seit 1945 existiert ein Gedenkstein für die Opfer der Luftangriffe in Planegg

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 2.876
1946: 4.162
1956: 4.680
1961: 5.057
1968: 7.058
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• noch vor Kriegsende 1945: Ankunft der ersten Heimatvertriebenen in Planegg
• bei Kriegsende 1945: ca. 150 Ausländer in Planegg, v.a. frühere Zwangsarbeiter
• seit 1946: verstärkte Ankunft von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen
• Unterbringung der Heimatvertriebenen bis zum Bau der ersten Sozialwohnungen 1948/1949:
 - in Notunterkünften wie Schulsäälen, Gaststätten und Kindergärten
 - in Räumen des alten Wirtshausen
 - in provisorisch instand gesetzten Wehrmachtsbaracken
 - in Privatunterkünften

Obdachlose:

• durch Luftangriff vom 19./20. November 1942: 98 Obdachlose in den Landkreisen München und Starnberg

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• nach 1945:
 - Schaffung von Wohnraum ist das vordringlichste Problem der Gemeindeverwaltung
 - Sammlungen, v.a. für Bombengeschädigte, Vertriebene und sonstige Bedürftige werden von Bürgermeister Dr. Heizer initiiert
• nach 1948: nach Verlust des Gemeindevermögens 1948, allgemeine Sammlung im Gemeindebezirk für die Schaffung von Wohnraum
• 1950: Gründung der Baugenossenschaft Planegg (1. Vorsitzender: Richard Naumann)

Umsetzung:

• 1948/1949: Bau der ersten Sozialwohnungen auf dem gemeindeeigenen Grundstück an der Münchner Straße, Ecke Josef-von-Hirsch-Straße, mit 12 Wohnungen
• 1949: Bau des Lichtspieltheaters „Schauburg“ in der Bahnhofstr. 40
• 1949 - 1951: Renovierung der bestehenden und Bau von 10 neuen Wohnungen im alten Schulhaus
• 1952:
 - Umgestaltung des Kriegerdenkmals, das nun auch die Namen der Gefallenen des 2. Weltkriegs trägt
 - Bau der Volksbank Planegg in der Bahnhofstr. 28
• 1952 - 1960: Bau von 73 Häusern mit Einliegerwohnungen, v.a. für Heimatvertriebene und Ausgebombte (Grund von Herrn Dr. Rudolf Hirsch der Gemeinde für sozialen Wohnungsbau zur Verfügung gestellt, aus Dankbarkeit über seine Heimkehr aus dem KZ Theresienstadt)
• 1953:
 - Übernahme von „Maria Eich“ von den Augustinern
 - Ausbau der ehemaligen Eremitenklause zu einem kleinen Kloster durch die Augustiner
• 1958: Erweiterungsbau der Wallfahrtskirche Maria Eich
• 1959: Weihe der neuen Orgel in Maria Eich
• 1961: Fertigstellung des neuen Gerbäudes der Polizeiinspektion in der Josef-von-Hirsch-Str. 1
• 1962:
 - Renovierung und Umbau des Rathauses, ohne Berücksichtigung des neugotischen Charakters
 - Einweihung der Volksbücherei in neuen Räumlichkeiten des Schulhauses
• 1963: Umbau der Schule an der Josef-von-Hirsch-Str.
• 1966:
 - Eröffnung des neugebauten Hubertus-Festsaales in der Gaststätte „Heide Volm“
 - Einweihung des Betriebsgeländes für den Würmtal-Zweckverband in der Bahnhofstr. 1
 - Einweihung des neuen Sportplatzes Planegg und der neuen Gebäude an der Hofmarkstr. 51
• seit 1966: konkrete Planungen für den Bau eines neuen kath. Pfarrzentrums und die Renovierung des alten Kirchturms (von 1932/1933)
• 1967:
 - Einweihung des neugebauten Kinderhorts Planegg auf dem Schulgelände
 - Eröffnung des evang. Kindergartens in der Anton-Schneller-Str.
 - Einweihung der Schulturnhalle Planegg
• 1972: Eröffnung des neuen kath. Pfarrzentrums St. Elisabeth

Literatur

GRAU, Anton: Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Gemeinde Planegg (Hrsg.): Planegg. Geschichte und Geschichten. Bd. I, Planegg 2009, S. 239, S. 261 - 264, S. 362 f., S. 367 - 377, S. 382 - 384, S. 396, S. 399 - 402.
KLEMT, Erika: Zeittafel zur Planegger Ortschronik, in: Gemeinde Planegg (Hrsg.): Planegg. Geschichte und Geschichten. Bd. II,1: Aufsätze und Zeitzeugenberichte, Planegg 2009, S. 21 - 23.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.