Atlas zum Wiederaufbau

Pfaffenhofen an der Ilm

In den Monaten vor dem Einmarsch der US-Truppen am 28.04.1945 war Pfaffenhofen Ziel von Fliegerangriffen. Die Schäden in der Stadt waren gering. Nach Kriegsende wurde ein Lager der UNRRA (Flüchtlingshilfe) eingerichtet. 1953 waren 19,2% der Einwohner Heimatvertriebene. 1968 zählte man 9.726 Pfaffenhofener (1939: 5.292).

Angriffe

• 24. März 1945: Tieffliegerangriff auf den Bahnhof
• 23. und 25. April 1945: Fliegerangriff und Bombenabwürfe auf Bahnhof und Bahngleise
• 27. April 1945: schwerster Luftangriff mit Brandbombenabwurf und Bordwaffenbeschuss
• 28. April 1945: vereinzelte US-Tieffliegerangriffe während deutschen Verteidigungskämpfen durch SS, Wehrmacht und Volkssturmreste

Tote und Verletzte

• durch Luftangriffe: 1 Toter
• durch SS-Beschuss der Stadt und deutsche Verteidigungskämpfe am 28. April 1945: mehrere tote und verwundete Zivilisten und Soldaten

Schäden

• von Beschädigungen und Bränden betroffene Wohnviertel und Straßenzeilen:
 - Häuser Burgfriedenstraße 20 und Hochstraße 7
 - Ökonomiegebäude der Brauerei Müller an der Türlotstraße
 - Häuser Nr. 2 und 4 an der Weiherer Straße
 - Amberger Ökonomiegebäude an der Löwenstraße
 - Rückgebäude der Brauerei Bortenschlager an der Auenstraße
 - Anwesen Nr. 9 und 15 an der Scheyrer Straße
 - Stadel an der Oberen Stadtmauer
 - Beschädigung beinahe sämtlicher Häuser am Hauptplatz
• durch SS-Beschuss der Stadt am 28. April 1945:
 - Beschädigung des Turms der Stadtpfarrkirche
 - Zerstörung der Dächer mehrerer Wohnhäuser
 - Beschädigung der Evangelischen Kirche
• Kriegsschäden insgesamt:
 - 7 Wohnhäuser und 3 Ökonomiegebäude völlig zerstört (0,91%)
 - 1% der Wohnungen nicht mehr bewohnbar

Kriegsende

• vor 28. April 1945: Auflösung des Volkssturms und Vorbereitung der kampflosen Übergabe der Stadt durch Kommandeur Wilhelm Stocker
• 28. April 1945:
 - Einmarsch der US-Armee
 - Beschuss der Stadt durch die vorher abgezogene SS von Reisgang aus
 - Verteidigungsgefechte durch SS, Wehrmacht und Volkssturmreste

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 5.292
1946: 6.844
1955: 7.832
1961: 8.642
1968: 9.726
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• bis Mitte September 1945: Aufnahme von 1.700 Evakuierten und Heimatvertriebenen
• Unterbringung der Flüchtlinge:
 - Errichtung eines Lagers der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration; Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung der VN; ab 1946: IRO = International Refugee Organisation; 1952 aufgelöst) für ca. 500 Displaced Persons
 - zahlreiche Flüchtlinge in ehemaligen Armeebaracken und Lagern
• Anstieg der Flüchtlingszahlen und deren Anteil an der Gesamtbevölkerung:
 - Ende 1945: 243, 4,4%
 - 1946: 824, 12%
 - 1948: 1.051, 15,1%
 - 1950: 1.264, 17,2%
 - 1952: 1.403, 18,5%
 - 1953: 1.477, 19,2%
• 13. September 1950: 1.264 Heimatvertriebene (7.355 Einwohner insgesamt)
• zwischen 1939 und Anfang der 1970er Jahre: Anstieg der Bevölkerung durch Kriegsverlagerung, Aufnahme von Evakuierten, Flüchtlingen, Heimatvertriebenen, Displaced Persons u.A. von 5.292 auf ca. 10.000 Einwohner

Obdachlose:

• durch Kriegsschäden: mindestens 19 Familien mit Kindern verlieren ihre Wohnung

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• Nachkriegszeit: dringendste Herausforderungen, Sanierungs- und Investitionsprojekte der Öffentlichen Hand:
 - Ausbau der gesamten Infrastruktur
 - Bereitstellung von Wohnraum
 - Ausbau von Stromnetz, Wasserversorgung, Kanalisation usw.
 - Errichtung von Kindergärten, Schulen, Bildungseinrichtungen
 - Sanierung bzw. Bauten am Spital, Krankenhaus und an Verwaltungsgebäuden

Umsetzung:

• 09. Juli 1945: Wiederaufnahme des Eisenbahnverkehrs, sowie kurze Zeit später Wiedereröffnung des Postamts
• 1950: Bau einer Mittelschule
• Anfang der 1950er Jahre: Bau eines neuen Schwimmbades
• 1951: Eröffnung der Landwirtschaftsschule an der Gritschstraße
• 1956: eigenes Berufsschulgebäude am Schleiferberg
• Anfang der 1960er Jahre: Konzipierung eines neuen großen Schulzentrums an der Niederscheyrer Straße
• zwischen 1950 und 1968:
 - Anstieg der Häuserzahl von 913 auf 1.764 (1900 noch 513)
 - Anstieg der Wohnungszahl von 1.447 auf 3.204
 - Entwicklung Pfaffenhofens zur Schulstadt: Anstieg der Anzahl der Schulhäuser von 2 bei Kriegsende auf 9 Schulhäuser mit ebensovielen Turnhallen und 3 Hallenbädern

Literatur

KOLBINGER, Willihard: Eine politische Geschichte der bayerischen Kreisstadt Pfaffenhofen a.d.Ilm von 1945 bis 1996, Pfaffenhofen 1996.
RUTSCH, Franz: Pfaffenhofen an der Ilm. Ein Bilderbogen durch die Zeit, Pfaffenhofen 1981.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 492.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.
STREIDL, Heinrich: Stadt Pfaffenhofen an der Ilm, Pfaffenhofen 1979, S. 47 - 53.

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