Atlas zum Wiederaufbau

Oberschleißheim

Aufgrund des hier gelegenen Fliegerhorsts rückte Oberschleißheim seit Dezember 1942 in den Fokus des Luftkriegs. Am 29.04.1945 marschierten US-Truppen in die Stadt ein. Von allen Gemeinden im Landkreis München war Oberschleißheim am stärksten zerstört.  Die Einwohnerzahl stieg von 3.963 im Jahr 1939 auf 9.386 im Jahr 1968 an. Zeitweilig hielten sich 4.420 Displaced Persons im Ort auf. Die beschädigte Infrastruktur wurde aufgebaut, Siedlungen neu errichtet.

Angriffe

• 21. Dezember 1942: britischer Luftangriff
 - 30 britische Bomber
 - Abwurf von 4 Spreng- und etwa 400 Brandbomben
• 20. Dezember 1943: schwerer Luftangriff
• 19. Juli 1944: US-Luftangriff
 - 127 B-17 und 173 B-24 Bomber
 - Abwurf von 335 Tonnen Bomben auf Oberschleißheim und den Fliegerhorst
• 31. Juli 1944: US-Luftangriff
 - ca.150 Maschinen
 - Abwurf von Phosphorkanistern und ca. 7.000 Stabbrandbomben auf den Fliegerhorst
• 29. Oktober 1944: alliierter Bombenabwurf zwischen Oberschleißheim und Feldmoching
• 24. März 1945: alliierter Tieffliegerangriff mit Bordwaffen auf den Fliegerhorst Schleißheim und auf Verkehrsanlagen in der Umgebung
• 18. April 1945: Bombenabwürfe auf die bereits zerstörten Schleißheimer Schlösser
• zwischen 12. Dezember 1942 und 25. April 1945: insgesamt 16 US-amerikanische und britische Luft- und Tieffliegerangriffe auf Oberschleißheim und den Fliegerhorst Schleißheim
• schwerste Angriffe: 21. Dezember 1942, 20. Dezember 1943 und 19. Juli 1944

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff am 21. Dezember 1942:
 - 6 Tote
 - 12 Verletzte
• durch Luftangriff am 20. Dezember 1943: 6 Tote
• durch Luftangriff am 19. Juli 1944: 29 Tote
• durch Luftangriff am 09. April 1945:
 - 6 Tote in Oberschleißheim
 - 13 Tote im westlichen Korbinianiholz (Fliegertechnische Schule), darunter 4 Wehrmachthelferinnen
• durch Luftangriff am 12. April 1945: 14 Tote
• durch Luftangriff am 20. April 1945: 5 Tote, darunter 2 Wehrmachtsoldaten
• bei der Einnahme der Stadt durch die US-Armee am 28./29. April 1945:
 - 1 toter SS-Soldat in Oberschleißheim nach Schusswechsel mit einrückenden US-Truppen
 - insgesamt fallen in Schleißheim und Umgebung mindestens 80 deutsche Soldaten

Schäden

• durch Luftangriffe insgesamt:
 - Oberschleißheim die am meisten zerstörte Gemeinde des Landkreises München
 - Zerstörung der Oberschleißheimer Schlösser
 -schwere Zerstörungen und Gebäudeschäden insbesondere nach den Luftangriffen vom 21. Dezember 1942, 20. Dezember 1943 und 19. Juli 1944
• durch Luftangriff am 21. Dezember 1942:
 - Brände in den Gebäuden des Fliegerhorsts
 - Brände in Oberschleißheim in den Gebäuden zwischen Bahnhof und Kirchplatz (auf ca. 400 m Länge)
 - Zerstörung der Schlossmühle
 - völlige Zerstörung von 4 Wohnhäusern, darunter das Simekhaus
 - schwere Beschädigung mehrerer Gebäude, u.a. der katholischen Kirche und des Pfarrhauses
• durch Luftangriff am 19. Juli 1944:
 - zahlreiche Schäden und Zerstörungen am Fliegerhorst
 - leichte Beschädigung des Bahnhofs und des Neuen Schlosses
 - schwere Beschädigung des Alten Schlosses
 - zahlreiche weitere Zerstörungen und Gebäudeschäden in Oberschleißheim
• durch Luftangriff am 29. Oktober 1944: Zerstörung der Oberschleißheimer Fasanerie
• durch Tieffliegerangriff am 09. April 1945:
 - Zerstörung der noch intakten Hallen und Gebäude des Schleißheimer Fliegerhorstes
 - Zerstörung mehrerer deutscher Flugzeuge
• 20. April 1945:
 - weitgehende Zerstörung des Staatsgutes
 - Volltreffer am Haus Rupp in der Ritter-von-Müller-Straße
 - erneute Beschädigung von Kirche und Pfarrhaus
• durch Luftangriff am 21. April 1945: Bombentreffer an der Oberschleißheimer Neuen Schule (heute Oberschleißheimer Rathaus)

Kriegsende

• 29. April 1945:
 - kurzer Schusswechsel zwischen US-Soldaten und 2 SS-Beobachtungsposten auf der Kreuzung Dachauer-Straße/Feierabendstraße
 - Einmarsch der US-Armee in Oberschleißheim
 - Besetzung des Fliegerhorstes durch die US-Armee

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 3.963
1946: 3.839
1955: 4.317
1961: 4.572
1968: 9.386
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• 1939 – 1946: Bevölkerungsanstieg v.a. durch Aufnahme von Evakuierten und Flüchtlingen
• 1946: sprunghaftes Ansteigen des Bevölkerungswachstums durch fortgesetzte Aufnahme von Flüchtlingen
• 1946: Einrichtung des leerstehenden Lagers der Flieger-Technischen Schule als Displaced Persons-Camp Schleißheim:
 - Oktober 1946: 4.420 Displaced Persons
 - April 1952: 3.362 Personen in 74 Baracken
• 1953: Schließung des Lagers und Verlegung der Bewohner in andere Lager oder Unterbringung in Wohnsiedlungen

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• 1951: Gründung der Gemeinnützigen Baugenossenschaft zur Milderung der Wohnungsnot

Umsetzung:

• nach 1945: Baumaßnahmen der öffentlichen Hand:
 - Bauhof (1945)
 - gemeinsames Wasser- bzw. Pumpwerk mit Unterschleißheim (1951/52)
 - Neues Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr (1952)
 - Volkshochschule (1953)
 - Schulhausneubau an der Jahnstraße (1955)
 - Beginn mit Kanalisationsarbeiten und Straßenausbau (1960)
• nach 1945: Vergrößerung der Gemeinde vor allem in Richtung Westen
• ab 1951: Bau zahlreicher Eigenheime, Miet- und Eigentumswohnungen sowie Wohnblöcke an der Mittenheimer- und der Blumenstraße sowie im Berglwald durch die Gemeinnützigen Baugenossenschaft
• ab 1960: Erschließung von Grundstücken westlich der Bahnlinie und in der Ruffini-, Theodor-Heuss-, Heinz-Katzenberger- und Prof.-Otto-Hupp-Straße sowie im Ertlgebiet durch die Gemeinnützige Baugenossenschaft
• 1962: Beginn mit den ersten Bauarbeiten zur Parksiedlung
• bis 1966: Entstehung von 1.800 Wohnungen in der Parksiedlung in Form mehrstöckiger Wohnblocks
• 1960er Jahre: Erschließung weiterer neuer Siedlungsgebiete durch die Baugesellschaft München-Land an der Feierabendstraße, durch das Evangelische Siedlungswerk an der Gartenstraße, in der Theodor-Heuss-Straße, in der Hischplanallee und an der Haymannstraße sowie durch die Gesellschaft für den Staatsbediensteten Wohnungsbau in Bayern an der Theodor-Heuss- und der Ruffinistraße

Residenzen, Schlösser und Burgen

Altes Schloß Schleißheim Oberschleißheim

Residenzen, Schlösser und Burgen

Zerstörung: 19.07.1944
Wiederaufbau: 1964-1986

Neues Schloß Schleißheim Oberschleißheim

Residenzen, Schlösser und Burgen

Zerstörung: April 1945
Wiederaufbau: 1946-1968

Literatur

EIBER, Ludwig: DP-Camp Schleißheim, in: Geschichte quer – Heft 4 (1995), S. 24 f.
GEMEINDE OBERSCHLEIßHEIM (Hrsg.): Oberschleißheim. Gemeindechronik, München 1985.
PÖTSCH, Winfried R.: Ober- und Unterschleißheim am Ende des Zweiten Weltkrieges. Zur Chronologie der letzten Kriegstage, in: Amperland 36 (2000), S. 286 - 289.
PÖTSCH, Winfried R.: Zeitspiegel. Schleißheim und Umgebung zur Zeit des Nationalsozialismus, Oberschleißheim 2002.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem BAYERISCHEN LANDESAMT FÜR STATISTIK und Datenverarbeitung.