Atlas zum Wiederaufbau

Neusäß

Neusäß war von Angriffen auf Augsburg betroffen, da sich ein Flak-Stützpunkt im Ortsteil Täfertingen befand. Beim Einmarsch der US-Truppen am 27./28.04.1945 kam es zu Gefechten. Schon ab 1944 wurden Behelfsheime für Evakuierte und Flüchtlinge erstellt - ihre Zahl betrug zeitweise 40% der Stammbevölkerung. Zwischen 1939 und 1968 stieg die Einwohnerzahl von 942 auf 6.463.

Neugründung

Die heutige Stadt Neusäß setzt sich aus acht ehemaligen Einzelgemeinden zusammen. 1972 schlossen sich Neusäß, Hainhofen, Hammel, Westheim und Schlipsheim zusammen, 1978 kamen Täfertingen, Ottmarshausen und Steppach hinzu.

Angriffe

• 28. August 1940: Einbeziehung der „acht Neusäßer Dörfer“ in den Luftkrieg gegen Augsburg durch dort stationierte Flakabwehr in Täfertingen und auf dem Kobel
• 25./26. Febrar 1944: Luftangriff auf Augsburg, auch Neusäß betroffen

Tote und Verletzte

• während alliiertem Einmarsch: mehrere Ziviltote in Steppach

Schäden

• durch Luftangriff vom 25./26. Februar 1944: Schäden in Westheim:
 - 3 völlig zerstörte Häuser
 - 15 unbewohnbare Wohnungen
 - 21 schwer und 52 leicht beschädigte Häuser
• durch Luftangriff vom 25./26. Februar 1944: Schäden im Notburgaheim:
 - Zertrümmerung einiger Fenster
 - Schäden an Dächern mehrerer Häuser und der Kapelle
• Schäden in Alt-Neusäß bis Kriegsende:
 - 1 Haus durch Einwirken der Flak zerstört
 - 1 Haus durch eine Fliegerbombe zerstört
 - Zerstörung der Scheune des Anwesens Barth durch Artilleriegeschoss beim Einmarsch der US-Armee
• durch Beschuss von US-Truppen am 27. April 1945: Zerstörung eines Heustadels in Täfertingen
• weiter Schäden:
 - leichte Schäden am Steppacher Gemeindehaus
 - leichte Schäden an der Schlipsheimer Kapelle

Kriegsende

• Ende April 1945: Artilleriegefecht zwischen US-Armee und deutschen Geschützen auf dem Kobel
• 27. April 1945: Beschuss deutscher Batteriestellungen in Täfertingen durch US-Truppen
• 27./28. April 1945: in der Nacht Einmarsch der US-Armee
• Verhinderung von Verteidigungskämpfen und der Sprengung der Eisenbahnbrücke durch Neusäßer Bürger

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 942
1946: 1.320
1955: 1.735
1961: 3.667
1968: 6.463
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• ab 1944: Bau zahlreicher Behelfsheime für Ausgebomte aus der Umgebung
• nach Kriegende: Unterbringung eines Evakuierten-, Flüchtlings- und Heimatvertriebenenanteils von bis zu 40% der ursprünglichen Bevölkerung in den 8 Neusäßer Einzelgemeinden
• verstärkter Bau von Behelfswohnheimen
• 1948 - 1961: Nutzung des Hochschlosses Hainhofen als Flüchtlingsaltersheim

Obdachlose:

• durch Luftangriff am 25./26. Februar 1945:
 - 69 obdachlose Personen in Westheim
 - in der Folgezeit: Aufnahme weiterer obdachloser „Luftkriegsflüchtlinge“ aus Augsburg

Wiederaufbau

Pläne und Ideen:

• Priorität des Wohnungsbaus zur Linderung der Wohnungsnot infolge Aufnahme von Evakuierten, Flüchtlingen und Heimatvertriebenen
• 1947: Einrichtung eines Wohungsamtes in Alt-Neusäß und einzelner Wohnungsausschüsse in den weiteren Einzelgemeinden
• 1948: Plan der Großgemeinde Neusäß zu einer Massivwohnsiedlung mit 50 Häusern an der jetzigen Lohwaldstraße (nicht vollständig umgesetzt)
• Mitte der 1950er Jahre: Kauf des Lohwaldes durch Alt-Neusäß zur Eigenheimbebauung

Umsetzung:

• ab 1946:
 - Errichtung vieler Barackensiedlungen, später zu Wohnsiedlungen ausgebaut
 - zahlreiche Einzelhausprojekte und private Bauinitiativen
• 16. Oktober 1948: Schlippsheimer Gemeinderatsbeschluss über Bau eines Siedlungshauses
• ab 1948: Anschluss der Einzelgemeinden an die Augsburger Wasserversorgung
• bis 1950: Fertigstellung von 2 Wohnblöcken an der Deuterstraße in Alt-Neusäß
• 1951/1952: Errichtung von 3 Wohnhäusern in Westheim im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus
• 1952: Bau von 2 sog. BBC-Blöcken an der Vater-Klein-Straße in Alt-Neusäß
• 1952/1953: Errichtung von 38 gemeindlichen Wohnungen in Alt-Neusäß
• 1953: Anbau mit 2 Wohnungen an das Gemeindehaus Steppach
• 1953 - 1955: Bau von 18 Wohnungen in Steppach
• nach 1955: Errichtung von 70 Einfamilienhäusern am heutigen Nibelungenring in Alt-Neusäß
• 1956: Einweihung der Ägidiusschule in Alt-Neusäß
• Gewerbe- und Industrieansiedlungspolitik in Alt-Neusäß ab 1951:
 - 1951: Baufirma Kugelmann
 - 1952: Firma BBC
 - 1953: Baufirma Thaler
 - ab 1955: Unternehmen Kieser, Maschinenfabrik Braun, Fahrzeugfabrik Glogger, Druckfarben Epple, Werkzeugfabrik Krenn und Columbustreppen Mühlberger, Sailer Mineralöle

Literatur

PÖTZL, Walter: Neusäß. Die Geschichte von acht Dörfern auf dem langen Weg zu einer Stadt, Neusäß 1988.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 21.

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem BAYERISCHEN LANDESAMT FÜR STATISTIK und Datenverarbeitung.