Atlas zum Wiederaufbau

Neubiberg

Neubiberg wurde aufgrund des 1933 hier eingerichteten Flugplatzes und der Nähe zu München seit 1942 häufig von Bomben getroffen. Der Einmarsch der US-Truppen am 30.04. und 01.05.1945 war von Gefechten begleitet. Deutsche Kriegsgefangene sowie Flüchtlinge wurden im Ort untergebracht. Im Juli 1946 wurde eine Aufnahmebeschränkung erlassen, da zahlreiche Wohnungen durch US-Soldaten belegt waren. 1950 waren 16% der Bevölkerung Heimatvertriebene. Bis 1968 wuchs die Einwohnerzahl Neubibergs auf 8.103.

Neugründung

• seit 1933: Einrichtung eines Fluglatzes zwischen den Gemeindeteilen Unter- und Neubiberg
• 1975: Änderung des Gemeindenamens von Unterbiberg in Neubiberg

Angriffe

• 19./20. September 1942: Fliegerangriff auf München und Umgebung durch die englische Luftwaffe
• 07. September 1943: schwerer Luftangriff durch die englische Luftwaffe
• 18. März 1944: Tagesangriff, Abwurf von Phosphorkanistern
• 25. April 1944: britischer Bombenangriff
• 09., 13. und 14. Juni 1944: US-Sprengbombenangriffe
• ab 11. Juli 1944: Beginn einer Serie von besonders schweren US-Luftangriffen
• 10. bis 15. September 1944: Serie von US-Tieffliegerangriffen
• 04. Oktober 1944: US-Fliegerangriff
• 16. November 1944: schwerer Angriff mit Sprengbomben (156 amtlich gezählte Bomben in Neubiberg/Waldperlach)
• 08. bis 26. April 1945: zahlreiche Tieffliegerangriffe bei Tag und Nacht, vor allem auf den Fliegerhorst

Tote und Verletzte

• durch Luftangriff am 07. September 1943: einige Verletzte
• durch Luftangriffe im Juli 1944: erstmals 4 Tote in der Pfarrei Neubiberg-Walperlach
• durch Luftangriff am 4. Oktober 1944: 1 Tote in der Pfarrei Neubiberg-Waldperlach
• durch Luftangriff am 16. November 1944: in Neubiberg/Waldperlach 2 Tote

Schäden

• durch Luftangriff am 07. September 1943:
 - mehrere Brände
 - 4 Brandbomben in Pfarrhof
 - Waldbrände
• durch Luftangriffe im Juli 1944:
 - zahlreiche Bombenexplosionen in Gärten, Wäldern und auf Straßen
 - Absturz eines viermotorigen US-Bomberfliegers im Pfarrgarten mit Brand und Explosion der Munition
• durch Luftangriffe im September 1944: kleine Schäden an einigen Häusern
• durch Luftangriff am 16. November 1944: in Neubiberg/Waldperlach
 - 80 beschädigte Häuser, davon 10 so schwer, dass sie geräumt werden mussten
 - ca. 40 zerstörte Glasscheiben und Zerstörung fast aller Fenster des Pfarrhauses durch schwere Explosion in unmittelbarer Nähe der Pfarrkirche Rosenkranzkönigin
 - völlige Zerstörung der Bahnlinie

Kriegsende

• 30. April 1945:
 - Am Abend gegen 20 Uhr Eintreffen der ersten US-Panzer auf dem Fliegerhorst Neubiberg
 - Nachts Schießereien zwischen einer zwölfköpfigen Abteilung der SS und dem örtlichen Volkssturm, der sich entschlossen hatte, die Panzersperren nicht zu schließen
• 01. Mai 1945:
 - Morgens überall Hissen weißer Fahnen trotz Drohungen durch SS- und „Werwolf“-Einheiten
 - Mittag gegen 13 Uhr Vorrücken der US-Truppen in die Wohngebiete von Neubiberg

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 4.505
1946: 3.247
1956: 3.735
1961: 5.560
1968: 8.103
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• Anfang 1946: Unterbringung von 70 deutschen Kriegsgefangenen (aus dem Lager Ottobrunn Entlassene und am Fliegerhorst Neubiberg Beschäftigte)
• Mai 1946: ca. 450 Flüchtlinge aus Ostpreußen, Schlesien und Jugoslawien in der Gemeinde
• Juli 1946: Genehmigung einer vorübergehenden Aufnahmebeschränkung für Flüchtlinge, da bereits zahlreiche Häuser und Wohnungen von auf dem Flugplatz stationierten US-Soldaten besetzt waren
• September 1950: 531 Heimatvertriebene und Flüchtlinge (= ca. 16 % der Bevölkerung)

Obdachlose:

• seit Mai 1945: umfangreiche Beschlagnahmungen von Häusern und Wohnungen durch die auf dem Flugplatz stationierten US-Soldaten
• Frühjahr 1946: Beschlagnahmung der sog. Horstsiedlung durch die Amerikaner; Rund 400 Neubiberger mussten ihre Wohnungen verlassen und im übrigen Gemeindegebiet untergebracht werden

Wiederaufbau

Umsetzung:

• 1946: Errichtung von 7 Häusern
• 1948: Errichtung der „Dyckerhoff-Siedlung“ zwischen der heutigen Karl-Huberstraße und dem Putzbrunner Wald
• 1950er Jahre: Errichtung von 48 Wohnungen an der Cramer-Klett- und Rotkäppchenstraße
• Dezember 1960: Beschluss zur Gründung eines „Zweckverbandes zur Abwasserbeseitigung München Land Südost“
• Anfang 1960er Jahre: Verhinderung eines Wachstums- und Bauschubs in der Gemeinde durch den Mangel an gemeindeeigenen Grundstücken und fliegerhorstbedingten Baubeschränkungen
• 1964: Fertigstellung von 3 Häusern mit 18 Wohnungen an der Tannenstraße
• 1963/1964: Errichtung der „Südhausbau-Siedlung“ an der Cramer-Klett-Straße im Südosten der Gemeinde; 11 Bungalows und 121 Reihenhäuser (erste Fertigbausiedlung im Lkr. München!)
• November 1963: Fertigstellung der ersten Schwerbeschädigtensiedlung auf bayerischem Boden an der Leibl- und Arastraße; 24 Einfamilienhäuser, die von schwerbeschädigten Bundesbediensteten bezogen wurden
• 1973:
 - großer Grundstücksankauf (487 ha) durch die Gemeinde
 - Aufnahme des Lehrbetriebs der Hochschule der Bundeswehr
• nach 1973: bedingt durch den Grundstückskauf der Gemeinde neue öffentliche und private Entwicklungsmöglichkeiten:
 - Bau der Realschule
 - Bau des Gymnasiums
 - Bau des Kindergartens und Kinderhorts
 - Bau des Hauses für Weiterbildung
 - Bau des Sportzentrums
 - Bau des Umweltgartens
• 1975: Änderung des Gemeindenamens von Unterbiberg in Neubiberg

Literatur

CHRONIK DER PFARREI – Katholische Expositur Neubiberg-Waldperlach, Pfarrarchiv Neubiberg.
KLEE, Katja / RUMSCHÖTTEL, Hermann (Hrsg.): Unterbiberg – Neubiberg. Von den Anfängen am Hachinger Bach bis ins 21. Jahrhundert, Neubiberg 2010.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.

INTERNET:
http://www.neubiberg.de/ueber_neubiberg/geschichte/ (09.02.2010).

DANK:
Für weitere Auskünfte danken wir dem GEMEINDEARCHIV Neubiberg.

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