Als Lazarettstadt blieb Mindelheim von Luftangriffen verschont. Am 26.04.1945 marschierten US-Truppen ein, es kam zu kurzen Feuergefechten. Nach Kriegsende musste die Stadt die Unterbringung der Heimatvertriebenen, Evakuierten und Displaced Persons organisieren. 1950 wohnten 1.457 Heimatvertriebene in Mindelheim, das eine Bevölkerungszahl von 7.823 hatte. Bis 1968 stieg die Einwohnerzahl auf 10.113.
Angriffe
• Mindelheim war Lazarettstadt, daher erfolgten keinerlei alliierte Luftangriffe auf die Stadt
Tote und Verletzte
• 26. April 1945: ein deutscher Soldat „in Zivil“ wird auf der Maximilianstraße während des US-amerikanischen Einmarschs erschossen
Kriegsende
• 21. April 1945: der verantwortliche Arzt für das Lazarett der Mindelburg, Dr. Hermann, erreicht den Abzug der verteidigungsbereiten HJ und der letzten Soldaten und verhindert darüber hinaus die Errichtung von Verteidigungsstellungen und Straßensperren
• 24. April 1945: Tieffliegerangriff und Kampfhandlungen in der näheren Umgebung nahe dem Lohhof, da sich dort SS-Verbände und Teile einer ehemaligen Division der Ostfront von der Wlassovarmee verschanzt halten
• 26. April 1945: Einmarsch der US-Armee, wobei mehrere Gewehrschüsse fallen
Spuren des Krieges
• An der Rathaustüre befindet ein noch heute sichtbares Einschussloch einer Maschinengewehrkugel
Ausgangslage
Einwohnerzahlen:1946: 7.673
1955: 8.215
1961: 8.459
1968: 10.113
• 18. Juni 1946: 2.745 Heimatvertriebene, Flüchtlinge und Evakuierte im Landkreis Mindelheim
• 26. September 1946: 319 Displaced Persons in der Stadt Mindelheim
• 13. September 1950: 1.457 Heimatvertriebene (7.823 Einwohner insgesamt)
• Unterbringung der Heimatvertriebenen u.a. in Räumen der Mindelburg
Wiederaufbau
Pläne und Ideen:• Beseitigung der Wohnungsnot hat Priorität
• nach 1945:
- die Stadt wächst v.a. in Richtung Osten
- Anlage neuer Straßen
- u.a. durch Flüchtlingszustrom grundlegender und langfristiger Strukturwandel in Gewerbe und Industrie
- Ansiedlung erster Gewerbebetriebe, u.a. eines Zweigbetriebs der Strumpffabrik Kunert
- Entstehung einer gesunden wirtschaftlichen Mischstruktur, z.B. durch die Gründung bzw. den Ausbau der Werkzeugmaschinenfabrik Grob, der Baufirmen Riebel und Glass sowie der Sanitär- und Eisengroßhandel Kleiner, neben einer großen Anzahl weiterer mittlerer und kleinerer heimischer Betriebe
• 1950er Jahre:
- Bau einer neuen Kläranlage im Norden der Stadt
- Entstehung von Neubaugebieten und Wohnvierteln in den alten Baulücken zwischen den Ausfallstraßen
- Bebauungspläne und städtische Baumaßnahmen für Kanäle und Wasser, Strom und Gasversorgung sowie den Ausbau der Verkehrsverbindungen und Straßen
- Entwicklung Mindelheims zur Schulstadt durch Erweiterungen und Neubauten für Grund- und Hauptschule einschließlich Außenstellen, Neubauten für den Bereich der staatlichen Berufsschulen und des landwirtschaftlichen Schulwesens, die Realschulen des englischen Instituts und der Maristenschulbrüder samt deren Gymnasium
- Bau von Freizeit- und Sportstätten, eines Hallenbades, von Veranstaltungshallen, Kindergärten etc.
• 1955: Neubau der Kreis- und Stadtsparkasse durch Regierungsbaumeister Willy Hornung, in unmittelbarer Nachbarschaft zum mittelalterlichen Oberen Tor (beide Gebäude durch einen Übergang verbunden)
• 1956: Bau des Wohnhauses Zimmermann in der Allgäuer Str. durch Hans und Traudl Maurer
• 1967 bzw. 1978: Abriss der Baracken des RAD-Lagers bzw. der Schwabenhalle unterhalb der Mindelburg
• ab 1967: Ansiedlung der Kleiderfabrik Flacker aus München und später der Hutfirma Kreuzer auf dem ehemaligen RAD-Gelände
Literatur
ANON.:Stadt Mindelheim, in: Der bayerische Bürgermeister 1996, S. 46 ff.
NERDINGER, Winfried (Hrsg.): Architektur der Wunderkinder. Aufbruch und Verdrängung in Bayern 1945-1960, Salzburg / München 2005, S. 170 und S. 327.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 500.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 19.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 19.
DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Mindelheim.