Atlas zum Wiederaufbau

Manching

Luftangriffe hatten den Flugplatz zum Ziel. Gegen Kriegsende wurde das größte Wehrmachts-Gefängnis Süddeutschlands nach Manching verlegt. Ende April 1945 marschierten US-Truppen ein, das Gefängnis wurde nun mit SS-Soldaten belegt. Nach Kriegsende kamen zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebe in den unzerstörten Ort. Die Einwohnerzahl stieg auf 7.072 (statt 4.226 im Jahr 1939).

Angriffe

• bis Kriegsende 1945:
 - zahlreiche Luftangriffe auf den Flugplatz Manching (seit den 1930er Jahren war Manching Garnisonsstadt mit einem Militär-Flugplatz)
 - keine Angriffe auf den Ort Manching

Tote und Verletzte

• Frühjahr 1945: 2 tote SS-Soldaten (Gefangene im US-Lager) durch Sprengungen auf dem ehemaligen Flugplatz

Schäden

• durch Luftangriffe:
 - Zerstörung des Flugplatzes (Hallen, Gebäude und Start-/Landebahn)
 - Zerstörung der Flugzeuge bzw. schwere Schäden an den restlichen Flugzeugen
• durch US-Artilleriebeschuss während des Einmarsches 1945: Schäden an einigen Gebäuden, u.a. Treffer über dem Eingang an der Westseite der Kirche

Kriegsende

• Ende des 2. Weltkriegs: Verlegung des größten Wehrmachts-Gefängnis in Süddeutschland (Gefängnis und Hinrichtungsstätte) von München nach Manching ins „Vorwerk“, dem Fort VIII der 1880 erbauten Festung Ingolstadt
• Ende April 1945:
 - Sprengung der Brücke über die Paar in der Ortsmitte durch deutsche Einheiten
 - Sprengung der Autobahnbrücke über die Sandrach westlich von Manching durch deutsche Einheiten
• April 1945: Einmarsch der US-Armee
• Mai 1945:
 - Nutzung des „Vorwerks“ als Gefangenenlager für SS-Soldaten durch die US-Armee
 - Räumung des „Forts Obersinn“ von Munition und Sprengung dieser Munition auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes durch gefangene SS-Soldaten

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 4.226
1946: 2.845
1956: 3.488
1961: 4.050
1968: 7.072
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• nach Kriegsende 1945: Zustrom von zahllosen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen

Wiederaufbau

Umsetzung:

• nach Kriegsende 1945:
 - „Verziehen“ von Lebensmitteln, militärischem Gut und Baumaterial vom ehemaligen Flugplatz (u.a. Steine für Haus- und Straßenbau oder Montage von Flugzeugrädern an einigen Bauernwagen)
 - Bau zahlreicher Häuser durch die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen aus Trümmern, Steinen und Ziegeln des Flugplatzes
 - notdürftige Instandsetzung der Paar-Brücke
 - Errichtung einer Holzbrücke über die Sandrach durch US-Pioniere
 - Beginn der Lebensmittelrationierung und Ausgabe von Bezugsscheinen und -karten (siehe auch Photos)
• Herbst 1945: Beginn des Schulunterrichts
• seit 1950: Besiedlung der Randgebiete des „Vorwerks“, v.a. durch Heimatvertriebene
• 1950er Jahre:
 - Entstehung des NATO-Flughafens innerhalb des Ringwalles
 - Ansiedlung der Luftwaffen-Erprobungsstelle 61 der Bundeswehr südlich des NATO-Flughafens
 - Ansiedlung der Messerschmitt-Bölkow-Blohm GmbH (MBB)
• 1957/1958: Bau der evang. Friedenskirche nach Plänen des Architekten Olaf Gulbransson unter Mitarbeit von Karl Schwabenbauer auf dem Gelände des „Vorwerks“, als einem der bedeutensten Sakralbauten der Nachkrieszeit in Deutschland; feinsinnige Umsetzung des memorialen Charakters des Bauplatzes (Gefängnis und Hinrichtungsstätte); Bau im Winkel der weit auslaufender Festungsmauer, dahurch Eindruck der Verwendung von Trümmermaterial, das den mahnenden Charakter verstärkt
• ab 1960:
 - Bau einer großstädtischen Siedlung westlich der Autobahn im Donaufeld, v.a. für die aus der ganzen Bundesrepublik zuziehenden Arbeitskräfte
 - Erweiterung des Ortsbilds durch zahlreiche, in allen Ortsteilen ausgewiesene Baugebiete
Durch den Anschluß der ehemals selbständigen Gemeinden
• 1971/1972 und 1978: im Zuge der Gebietsreform:
 - Eingemeindung von Niederstimm (1971), Pichl (1972) und Westenhausen mit Lindach und Rottmannshart (1978) und Oberstimm (1978)
 - Entwicklung Manchings zur Großgemeinde (02.Juli 1983: Erhebung Manchings zum Markt)
 - Bevölkerungswachstum von rund 3.000 Einwohnern im Jahre 1946 auf rund 11.000 Einwohner heute

Literatur

NERDINGER, Winfried (Hrsg.): Architektur der Wunderkinder. Aufbruch und Verdrängung in Bayern 1945-1960, Salzburg / München 2005, S. 292.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 20.

INTERNET:
http://www.manching.de/index.php?id=35,44&suche= (02.02.2010).

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem MARKT Manching.

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