Atlas zum Wiederaufbau

Kempten

Während des Zweiten Weltkriegs gab es über 16 Luftangriffe auf Kempten, allerdings wurden nur 1,8% der Bausubstanz zerstört. Am 27.04.1945 wurde die Stadt kampflos an die US-Armee übergeben. Bis 1947 kamen 5.000 Flüchtlinge nach Kempten, 1950 waren 9.351 von 39.821 Bewohnern Heimatvertriebene. Deshalb wurde vor allem der soziale Wohnungsbau intensiviert und die Infrastruktur ausgebaut. Schon seit 1963 wurde die Sanierung des historischen Stadtzentrums vorangetrieben.

Angriffe

• bis 16. April 1945: insgesamt 16 Luftangriffe auf Kempten
• 23. Oktober 1942, sowie zwischen 19. Juli 1944 und 16. April 1945: schwerste Angriffe
• Angriffsziele:
 - Messerschmittwerke in der Kotterner Fabrik im südlichen Stadtteil
 - Bahnhof
 - Wehrmachts- und Rüstungsanlagen

Tote und Verletzte

• durch Luftangriffe:
 - 146 Tote
 - 79 Schwerverletzte

Schäden

• durch Luftangriff am 03. August 1944:
 - v.a. Haubenschlossviertel betroffen
 - Kirche und Kloster St. Anton beschädigt
• durch Luftangriffe insgesamt:
 - 1,8% der Bausubstanz zerstört oder beschädigt (ca. 94% davon privater Wohnraum)
 - 65 Gebäude völlig zerstört
 - 97 Gebäude schwer und 48 mittelschwer beschädigt

Kriegsende

• vor 27. April 1945:
 - Sprengung der unteren Illerbrücke und des Illerstegs verhindert
• 27. April 1945:
 - kampflose Übergabe der Stadt an die US-Armee
 - bereits nach der Übergabe: Sprengung der drei oberen Illerbrücken durch Offiziere der Wehrmacht

Ausgangslage

Einwohnerzahlen:
1939: 29.700
1946: 37.080
1954: 41.001
1955: 41.403
1961: 43.116
1968: 43.977
Flüchtlinge und Heimatvertriebene:

• 1946: erster großer Transport von Heimatvertriebenen in Kempten
• bis 1947: 5.000 Flüchtlinge und Heimatvertriebene in Kempten, v.a. aus dem Sudentenland, Schlesien und Westpreußen
• bis 1948: 202 Geschäftsgründungen durch Heimatvertriebene
• 13. September 1950: 9.351 Heimatvertriebene (39.821 Einwohner insgesamt)
• 1959: etwa 9.700 Vertriebene in Kempten (20% der Einwohner)

Wiederaufbau

Umsetzung:

• 1948: erste Bauprojekte zur Linderung der Wohnungsnot
• August 1949: erste Allgäuer Festwoche als Messe für Wirtschaft und Kultur
• 1953: Bau von 450 Wohneinheiten
• 1956: Begründung der "Sozialbau Kempten" an Stelle der gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft
• 1958: Beginn der ersten Sanierungsmaßnahmen
• 1961: Bau des neuen Stadtkrankenhauses (größtes Bauwerk in Kempten seit der Errichtung der Fürstäbtlichen Residenz 1651)
• 1963: Einbeziehung der Kemptener Altstadtsanierung in das Studien- und Modellvorhaben des Bundes für die Stadt- und Dorferneuerung

Literatur

BIENEN, Klaus (Hrsg.): Zwischen Not und Hoffnung. Kemptens Jugend nach dem Krieg. Eine Ausstellung
des Hauses der Bayerischen Geschichte in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen
Jugendring, Kempten 1995.
MÜLLER, Herbert: Die Zeit nach 1945, in: DOTTERWEICH, Volker [u.a.] (Hrsg.): Geschichte der Stadt Kempten, Kempten 1989, S. 449 – 465.
ROTTENKOLBER, Josef: Aus Kemptens vergangenen Tagen, Kempten 1954, S. 107 - 110.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1952. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1952, S. 500.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1955. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1955, S. 18.
STATISTISCHES JAHRBUCH FÜR BAYERN 1969. Hrsg. vom Bayerischen Statistischen Landesamt, München 1969, S. 18.

INTERNET:
http://www.kempten.de/ (16.02.2009)

DANK
Für weitere Auskünfte danken wir dem STADTARCHIV Kempten.

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